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VIRALS - Nur Die Tote Kennt Die Wahrheit

VIRALS - Nur Die Tote Kennt Die Wahrheit

Titel: VIRALS - Nur Die Tote Kennt Die Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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Er klang verzweifelt. » Ich traue meiner eigenen Wahrnehmung nicht mehr. Meine Träume verfolgen mich. Ich habe das Gefühl, den Verstand zu verlieren.«
    Chance streckte blitzschnell seine Hand aus und ergriff meine.
    » Passiert das wirklich, Tory? Wechseln eure Augen die Farbe? Oder bin ich noch in viel schlechterer Verfassung, als ich dachte?«
    Schuldgefühle rollten in Wellen durch mich hindurch.
    Ich hasste es zu lügen. Und mehr noch, Chance einzureden, mit ihm sei etwas nicht in Ordnung.
    Aber ich musste mich schützen. Mich und meine Freunde.
    Letztendlich blieb mir keine Wahl.
    » Meine Augen verändern sich nicht, Chance«, sagte ich und nahm seine Hand in meine. » Sie sind grün, so wie immer.«
    Ich hielt seinem Blick stand und hoffte, dass er mir meinen Schwindel nicht ansah. Ich musste Chance davon überzeugen, dass ich die Wahrheit sagte. Dass ich nichts vor ihm verbarg. Er musste mir glauben.
    » Ich glaube wirklich, dass du in keiner guten Verfassung bist.« Ich verabscheute mich für meine Worte. » Du bist mit den Nerven runter. Die Wahrnehmung spielt dir Streiche.«
    » Streiche«, wiederholte er dumpf.
    » Es ist alles in deinem Kopf«, flüsterte ich und stieß das Schwert tiefer in ihn hinein.
    » Ja, natürlich…« Chance fügte sich offenbar in sein Schicksal.
    Coop stupste ihn in die Seite, dann drehte er sich zu mir und stieß ein jaulendes Geräusch aus. Der Wolfshund schien zu spüren, dass ich die empfindliche Seele seines neuen Freunds belastete. Ein Verhalten, das er anscheinend nicht besonders toll fand.
    Ich kam mir erbärmlich vor.
    » Vielleicht sollte ich noch eine gewisse Zeit im Marsh Point verbringen«, sagte Chance. » Meine Behandlung ist… wohl noch nicht abgeschlossen. Und bestimmt vermissen sie mich schon.«
    Keiner von uns lächelte über seinen flauen Scherz.
    Im Krankenhaus ist er am besten aufgehoben. Es geht ihm immer noch nicht gut.
    » Wir bringen dich dorthin«, sagte ich. » Ben kann dich fahren.«
    » Ich bin nicht zu Fuß hier, Tory.« Er zeigte auf ein schwarzes Motorrad, das in der Einfahrt stand. » Beim Blockhaus meines Vaters gibt es genügend Fahrzeuge.«
    » Meinst du nicht, dass das Ärger gibt?«
    » Ärger?« In Chance’ Lächeln war ein Anflug seines alten Hochmuts zu erkennen. » Soviel ich weiß, gehört meiner Familie das Krankenhaus. Also erwarte ich auch eine diskrete Wiederaufnahme.«
    Ich begleitete ihn zu seinem Motorrad, einer Kawasaki Z1000. Geschmeidig und aerodynamisch geformt, sah es fast wie ein Raumschiff aus. Nachdem er den Helm aufgesetzt hatte, bückte er sich und tätschelte Coop ein letztes Mal.
    Dann schaute er mich an. » Ich bin sicher, wir sehen uns wieder.«
    Ich verdrängte mein Schuldbewusstsein und gab meiner Stimme einen festen Klang.
    » Werd erst mal wieder gesund, Chance.«
    Er nickte, stieg auf und verschwand.

KAPITEL 62
    » Armer Kerl!«
    Shelton setzte sich neben mich ans Heck der Sewee. » Aber du hast das Richtige getan, Tory. Das Rudel geht vor. Und Chance braucht sowieso eine weitere Behandlung.«
    » Er hat recht«, sagte Ben. » Das war eine Notlüge. Chance darf die Wahrheit über unsere Kräfte nicht erfahren.«
    » Ich weiß.« Ich verstaute die letzten Ausrüstungsgegenstände unter dem Sitz. » Es ging nicht anders.«
    Warum fühlte ich mich dann so schrecklich?
    » Mach dir keine Vorwürfe.« Shelton tätschelte meine Schulter. » Natürlich ist es nicht schön, Chance’ Zustand auszunutzen, aber wir müssen erst mal an uns selbst denken. Unsere Freiheit steht auf dem Spiel. Vielleicht sogar unser Leben.«
    » Ich weiß«, wiederholte ich. » Aber Chance war an dieser Aktion doch beteiligt. Ohne seine Hilfe hätten wir die Kiste gar nicht gefunden. Und wie zeige ich mich erkenntlich? Indem ich ihm einrede, dass er nicht alle Tassen im Schrank hat. Schlecht fürs Karma.«
    Ben zuckte die Schultern. » Hattest du denn eine andere Wahl?«
    » Nope«, nahm mir Shelton die Antwort aus dem Mund.
    Ich versuchte, mich auf die Aufgabe zu konzentrieren, die vor uns lag. » Lasst uns einfach weitermachen.«
    Die Sache mit Chance würde sich schon regeln. Irgendwie. Irgendwann.
    » Wo bleibt eigentlich unser schwergewichtiger Champ?«, fragte Ben. » Wir hatten fünfzehn Minuten gesagt.«
    » Da kommt er.« Shelton stand auf. » Irgendwas stimmt da nicht. Schaut mal, wie der rennt.«
    Shelton hatte recht. Hi flog förmlich den Hügel hinunter, schoss auf die Stufen des Anlegers zu und hätte fast das

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