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Virtuosity - Liebe um jeden Preis

Virtuosity - Liebe um jeden Preis

Titel: Virtuosity - Liebe um jeden Preis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Martinez
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Tschuldige. Erkläre es dir, wenn wir uns sehen. Wie war’s? Wann kann ich dich sehen?
    Er war nicht gekommen. Das war wahrscheinlich gut, vielleicht sogar besser, was den Guarneri-Wettbewerb anging.
    Andererseits war gerade dieser Auftritt so persönlich gewesen. Falls er da gewesen wäre, hätte er mich vielleicht vollkommen verstehen können, hätte Dinge begreifen können, die ich nicht auszudrücken vermochte.
    Es machte nichts.
    Es war gut. Hättest du Lust, dir ein Baseball-Spiel anzusehen? Die White Sox spielen am Mittwoch und mein Stiefvater hat Dauer­karten.
    Es folgte eine brutale Stille. Ich starrte auf den blinkenden Cursor und fragte mich, wie es kam, dass alles plötzlich seitenverkehrt lief. Warum hatte ich auf einmal das Gefühl, ihm hinterherzulaufen? Er war doch derjenige gewesen, der wollte, dass ich etwas mit ihm unternahm, er war derjenige, der mich geküsst hatte …
    Sehr gern, ja. Geht er denn nicht selbst?
    Interessante Frage. Das Spiel lag am Anfang der Saison und Clark liebte seine Sox. Er hatte bereits das Spiel am heutigen Abend sausen lassen, damit er zu meinem Konzert kommen konnte, und am Mittwochabend fand eine Wohltätigkeitsveranstaltung des CSO statt. Diana war Mitglied des Organisationskomitees. Sie hatten sich nach dem Konzert auf dem Nachhauseweg darüber gestritten, aber ich hatte nur halb zugehört. Ich war zu beschäftigt damit gewesen, meine Siege zu genießen: Ich hatte keine Inderal genommen; das Konzert war keine Pleite gewesen; das Tschaikowsky-Konzert weilte wieder unter den Lebenden; und Diana hatte so vollkommen falsch gelegen. Deshalb hatte ich nur dunkel mitbekommen, dass Clark dabei war, den Kampf zu verlieren. Er hatte sich beschwert, dass er bereits mehr Zeit bei Konzerten verbringe als jeder andereunmusikalische Mensch auf der ganzen Welt und deshalb nicht einsehe, warum er noch ein Spiel der Sox opfern müsse, um anderen dabei zuzuhören, wie sie sich über das Symphonieorchester unterhielten . Sie war passiv-aggressiv geworden, er hatte es ihr auf den Kopf zugesagt und so weiter und so fort. Schließlich hatte sie den Streit mit den Worten beendet: »Ich bin Mitorganisatorin dieser verdammten Veranstaltung. Wir gehen hin.« Und dann war es still geworden.
    Clark tat mir leid. Ich tippte meine Antwort.
    Nein. Er hat auch Probleme mit der Leine.
    Also sehen wir uns Mittwoch?
    Ich riss mich vom Bildschirm meines Computers los. Irgendwann innerhalb der letzten Stunde hatte ich Kopfschmerzen bekommen, die mir jetzt fast gegen die Schläfen hämmerten. Dieses Gefühl hatte ich ganz vergessen. Das Adrenalin, das den ganzen Abend durch meinen Körper gesaust war, ging langsam zurück, was bedeutete, dass ich bald abstürzen würde. Ich lächelte. Das Tief nach einem Auftritt – ein weiterer Beweis dafür, dass ich es geschafft hatte. Ohne Inderal.
    Plötzlich spürte ich eine unbändige Energie. Nie wieder. Ich würde diese Tabletten nie wieder schlucken. Ich schnappte mir das Pillendöschen und lief zum Bad. Ich wollte kein Feigling mehr sein. Ich drehte die Kappe ab, kippte das Döschen um und ließ den Inhalt in die Toilette fallen. Die Pillen tauchten wie orangefarbenes Konfetti ins Wasser. Ich spülte. Sie drehten und drehten und drehten sich im Kreis und waren dann verschwunden.
    Ich stieg ins Bett, kuschelte mich in mein Kopfkissen und dachte noch mal an die besten Teile des Abends. Dann an die besten Teile des Abends mit Jeremy. Dieses Mal erinnerte ich mich so daran, wie es wirklich gewesen war, ohne die Zweifel, Kritik und Sabotage, die Diana verursacht hatte. Das war vorbei.
    Als mein Handy klingelte, wurde ich aus den Gedanken gerissen. Heidi war die Einzige, die mich so spät noch anrief. Entweder wollte sie wissen, wie der Auftritt war oder sie rief mich wegen irgendeiner blöden Schnulze an, die sie gerade im Fernsehen gesehen hatte. Für die hatte sie nämlich eine Schwäche. Ich stand auf und zog mein Handy aus der Handtasche.
    Es war aber nicht Heidis Nummer, sondern Jeremys.
    Zitternd holte ich tief Luft und drückte auf den Knopf.
    »Hi.«
    »Habe ich dich geweckt?«
    »Nein.«
    »Lügst du?«
    »Nein, ich bin doch heute Abend aufgetreten. Ich bin noch zu aufgedreht.«
    »Ach so, klar.«
    Stille. Musste ich jetzt was sagen? Mein Verstand setzte aus. Mit dem Handy am Ohr kroch ich zurück ins Bett und starrte an die Decke.
    »Ja, also, ich weiß eigentlich gar nicht so genau, warum ich anrufe.«
    »Hmmm«, antwortete ich und musste

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