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Virtuosity - Liebe um jeden Preis

Virtuosity - Liebe um jeden Preis

Titel: Virtuosity - Liebe um jeden Preis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Martinez
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dich besser warnen«, sagte ich und warf einen Blick zum Ausgang. »Meine Mutter wird in einer Minute zurückkommen.«
    »Glaubst du etwa, dass sie mich nicht mögen wird?« Er grinste ironisch. »Du würdest dich wundern. Ich kann ziemlich gut mit Müttern.«
    »Das glaube ich dir aufs Wort. Und, wie lief das Halbfinale so?«
    Ein strahlendes Grinsen breitete sich auf seinem gesamten Gesicht aus. »Großartig. Richtig großartig.« Ich merkte ihm an, dass er mehr sagen wollte, sich aber zurückhielt. Es war ein schmaler Grat zwischen Freude über einen Auftritt und Angeberei.
    »Tut mir leid, dass ich es verpasst habe.«
    Er fing meinen Blick auf und hielt ihn. »Wir verbringen zu viel Zeit damit, uns zu entschuldigen.«
    Ich sah weg.
    »Ich habe gehört, dein Auftritt war auch ziemlich spektakulär«, fuhr er fort.
    »Gehört?«
    »Klar, du weißt schon …« Er gestikulierte zu den Leuten, die uns umgaben. »Kulissengeflüster.«
    Ich nickte, denn er sollte nicht wissen, wie wenig Kulissengeflüster ich mitbekam.
    »Ich war zu früh dran. Die Juroren erinnern sich wahrscheinlich kaum an gestern.«
    »Du musst dich nicht verstellen, Carmen«, entgegnete er und zuckte entwaffnend die Achseln.
    Er hatte ja recht. Wir wussten beide, dass wir in die Endausscheidung kommen würden.
    Plötzlich war der Lärm um uns herum verstummt und ich merkte, dass alle auf die Bühne sahen. Dort stand jetzt die Aufsichts­beamtin mit leicht nach innen gedrehten Füßen und einer Hand auf der Hüfte vor dem Mikrofon und klopfte sanft dagegen. Sie trug dasselbe Tweedkostüm und denselben strengen Knoten wie gestern.
    »Dürfte ich um Ihre Aufmerksamkeit bitten?«, begann sie. Diese Bitte war vollkommen unnötig, denn alle Augen im Saal waren auf sie gerichtet. Ein paar Stühle knarzten, als sich alle hinsetzten, und eine angespannte Stille lag in der Luft. Sie nickte kurz, nahm einen Stapel mit Unterlagen hoch und las eine ellenlange Liste mit Instruktionen, Erklärungen, Danksagungen und Entschuldigungen vor. Sie hätte genauso gut unsere Horoskope vortragen können. Trotzdem hörten wir alle brav zu und lehnten uns erwartungsvoll zu ihr vor. Jeremys Knie neben mir hüpfte hoch und runter. Es wirkte, als schüttelte er seine nervöse Energie förmlich aus dem Körper. Ich widerstand dem Drang, sein Knie mit einer Hand ruhig­zustellen.
    »Wir möchten die Wettbewerbsteilnehmer daran erinnern, dass kostenlose Karten für das Galakonzert der Endausscheidung am Freitag von der …«
    Jeremy lehnte sich vor und flüsterte mir ins Ohr: »Meine Familie landet morgen Nachmittag in Chicago. Hättest du Lust, mit uns essen zu gehen?«
    Sein Atem kitzelte an meinem Hals. Doch die Worte ergaben keinen Sinn, fand ich, nachdem ich darüber nachgedacht hatte. Ich hatte ihm gerade zu verstehen gegeben, dass er sich besser von meiner Mutter fernhielt und jetzt wollte er, dass ich seine ganze Familiekennenlernte. Aber mal ganz abgesehen davon, war morgen Abend der letzte Abend vor der Endausscheidung. Ich würde ganz sicher nicht ausgehen und ich hätte gedacht, dass Jeremy auch lieber zu Hause bliebe, oder besser gesagt in seinem Hotelzimmer, um zu üben und zu schlafen.
    Es sei denn, seine Vorbereitung hatte mehr damit zu tun, mir ein Bein zu stellen … Ich biss die Zähne zusammen und starrte nach vorn. Dachte er, ich wäre die leichtgläubigste Idiotin auf der ganzen Welt? Dachte er, ich hätte schon vergessen, wie er mich angefleht hatte, seinetwegen den Wettbewerb zu schmeißen, nur, weil ich ihm erlaubt hatte, sich neben mich zu setzen?
    Die Aufsichtsbeamtin rasselte eine Liste der Mitarbeiter der Guar­neri-Foundation herunter, während ich mir vorstellte, was Jeremy geplant haben könnte. Einen letzten Versuch, mir ein schlechtes Gewissen zu machen, mich umzustimmen, mich zu verführen oder mich einzuschüchtern. Darum ging es. Ich hätte ihm nicht erlauben dürfen, sich neben mich zu setzen.
    Die Bitterkeit in meiner Stimme war unüberhörbar.
    »Wohl kaum.«
    »Nicht alles, was ich mache, ist Teil eines bösen Plans, dich zu zerstören, Carmen. Hast du je in Erwägung gezogen, dass ich vielleicht kein schlechter Mensch bin?«
    Ich hatte ihn durchschaut, deshalb war er jetzt wütend.
    Am anderen Ende des Saals wurde die Tür aufgestoßen und Dianas schlanke Gestalt trat ein. Unsere Blicke trafen aufeinander, dann sah sie Jeremy und zog ein Gesicht.
    »Und nun kommen wir zu der Ankündigung, auf die Sie alle gewartet haben.« Die Stimme

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