Viscount und Verfuehrer
dem Hüte in allen Größen und Formen ausgestellt waren. „Hier ist die bezaubernde Schute, die ich gestern entdeckt habe. Beth, das wäre genau das Richtige für dich.“
Beth heuchelte Interesse an dem Strohhut vor ihr. Er war tatsächlich auffallend hübsch, das sah sie, obwohl sie nur halb bei der Sache war. Sie musste einräumen, dass Beatrice wieder einmal recht behalten hatte. Der Hut war ganz entzückend mit blauen und silbernen Bändern, Blümchen und Glöckchen aufgeputzt.
Doch noch während sie dieses Kunstwerk betrachtete, ging sie in Gedanken die Informationen durch, die Beatrice ihr gegeben hatte. So viele Frauen, die sich für Westerville interessierten. Kein Wunder natürlich. Er besaß Vermögen, einen Titel und war wirklich angenehm anzusehen. Ob die-se Frauen wohl wussten, wie gut er küssen konnte ... Beth mochte sich nicht vorstellen, wie sehr man dem Viscount dann nachstellen würde.
Sie war sich nicht sicher, wie lange sie so dastand und blicklos ins Schaufenster starrte, bevor sie sich bewusst wurde, dass sie gar nicht auf die Hauben und Hüte schaute, sondern auf die Spiegelungen in der Fensterscheibe. Sie und Beatrice standen nebeneinander, der Wind zauste ihre Kleider. Doch ihre Aufmerksamkeit galt ganz der Gestalt, die sich neben ihnen abzeichnete.
Beth fuhr herum und sah sich Viscount Westerville gegenüber.
Er stand direkt hinter ihr, wie üblich ganz in Schwarz gekleidet, im Gesicht ein schiefes Lächeln. Lächelnd ergriff er Beths Hand, beugte sich darüber und hauchte einen Kuss auf ihren Handschuh. Prompt rieselte Beth ein Schauer den Rücken herab. Sie entriss ihm ihre Hand und verbarg sie ohne nachzudenken hinter sich.
Er lachte leise über die kindliche Geste, worauf Beth rot anlief und die Hand wieder nach vorne brachte.
Beatrice hörte den Viscount lachen und wandte sich von den Hüten zu ihm um. „Viscount Westerville! Was führt Sie hierher?“
Er verneigte sich und tippte sich verwegen an den Hut. „Ich kaufe ein, Mrs. Thistle-Bridgeton.“
„Wir auch!“
Sein Blick fand Beths. Sie sah, dass er versucht war, sie zu necken, und das ging keineswegs an. Beatrice würde aufpassen wie ein Luchs, einmal weil sie hinterher vor all ihren Freundinnen damit angeben wollte, aber auch, weil sie immer noch ein wenig besorgt war, was Beth für den geheimnisvollen Viscount empfinden mochte.
In diesem Moment hätte Beth ihre Cousine beruhigen können - jetzt wollte sie nur möglichst weit und möglichst schnell weg von ihm. Sie wünschte sich von Herzen, dass sie unempfänglich für den Mann wäre, doch leider war sie das ganz und gar nicht. Sobald er in ihre Nähe kam, zog sich ihr Magen zusammen, ihre Lippen prickelten in Erinnerung an den Kuss, und sie sehnte sich danach, ihn zu berühren.
Sein Blick begegnete dem ihren, und sie glaubte, darin leisen Spott zu entdecken, doch er sagte nur: „Ich möchte etwas für eine Bekannte kaufen. Eine Freundin.“
„Oh!“ Beatrices Miene hellte sich sofort auf. „Da könnten wir Ihnen helfen.“
Beth biss die Zähne aufeinander, damit ihr das Lächeln nicht entglitt. Sicher stellte Beatrice sich bereits vor, wie gefragt sie ab sofort wäre, wenn sie am nächsten Morgen herumerzählen könnte, dass sie dem hinreißenden Viscount bei der Auswahl eines Geschenks für seine Liebste geholfen hätte. Alle würden sie einladen wollen, zu ihren Bällen und Gesellschaften, zu speziellen Veranstaltungen in Vauxhall, in ihre Loge im Theater.
Nun, das würde Beth zu verhindern wissen. „Lord Westerville, ich wünsche Ihnen viel Glück bei Ihren Einkäufen, aber meine Cousine und ich haben noch sehr viel zu erledigen. Wir müssen jetzt wirklich los.“
Beatrice runzelte die Stirn. „Müssen wir nicht. Harry erwartet uns erst in Stunden zurück, und wir sind nur hier, damit du den Hut aufprobieren kannst, von dem ich dir erzählt habe.“
„Den Hut?“, erkundigte sich der Viscount und warf Beatrice einen schrägen Blick zu. „Vielleicht kann ich behilflich sein. Ich gelte gemeinhin als Experte, wenn es darum geht, Frauen bei ihrer Garderobe zu beraten. “
Beatrice sog schockiert die Luft ein, dann aber lachte sie. „Höchstwahrscheinlich. “
Beth fand das nicht halb so amüsant wie ihre Cousine. „Komm, Beatrice. Der Viscount hat sicher viel zu tun, und „Ja, allerdings“, stimmte er glatt zu. „Ich habe sehr viel zu tun. Zum Beispiel hier in diesem Laden nach einem Hut suchen.“ Er lächelte auf Beatrice hinab und bot ihr
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