Visionen (Kobaltblaue Träume) (German Edition)
jetzt heißen?“
Ja, Lily, das wüsste ich jetzt auch gerne!
Bevor Rheena – und ich – die Antwort auf diese Frage bekommen, taucht plötzlich meine Lieblingsfeindin Miriam auf.
Na, jetzt wird’s total abgefahren!
„ Hey, Mädels“, flötet sie, „sorry, aber ich kam nicht umhin, eure aufschlussreiche Unterhaltung mit anzuhören.“
„Du hast uns belauscht?“, fährt Rheena sie an.
Miriam kontrolliert intensiv ihren grellroten Nagellack.
„Wie auch immer“, fährt sie fort, als hätte Rheena nichts gesagt, „wichtig ist doch nur, dass ihr euch unseren süßen Sportlehrer alle beide aus dem Kopf schlagen könnt!“
Bitte???
Einmal abgesehen von der Tatsache, dass mich hier alle wie Luft behandeln, ist das das Schockierendste in den letzten Minuten.
„ Vic liebt nämlich einzig und allein Kim!“
Falsch! Das hier ist das Schockierendste!
Rheena hat endlich wieder genug Luft, um tief durchzuatmen und außerdem noch etwas zu sagen.
„ Natürlich tut er das, Miriam, ich liebe meine Schwester schließlich auch.“
Lily nickt heftig zu Rheenas Worten und schmiegt sich an sie.
Miriam sieht Rheena mit einem bedeutsamen Blick an.
„ Hmhmm“, macht sie, „nur dass es zwischen Geschwisterliebe und … na ja … Liebe eben … einen gewaltigen Unterschied gibt.“
Ich springe auf und stürze auf Miriam zu.
„ Was, zur Hölle, redest du da für eine gequirlte Scheiße, du Miststück?“
Meine Hände wollen sich um ihre Kehle legen und … greifen ins Leere …
Kurz vorm Durchdrehen taumele ich zurück.
Miriam verzieht ihren Mund zu einem süffisanten Grinsen und knallt meinen Freundinnen ihre nächste Behauptung vor den Latz.
„Welcher Bruder hat denn wohl sonst noch ein Tattoo mit dem Namen seiner Schwester?“
Scheiße! Ich hab's befürchtet!
Aber woher, zur Hölle, weiß diese Schnepfe von Vics Tattoo?
Rheena faucht zurück. „Ein Bruder, dessen Schwester ihm das Leben gerettet hat?!“
Oh … Rheena weiß auch von dem Tattoo … und sie kennt auch den Grund …
Irgendetwas ist hier wohl an mir vorbeigegangen!
Nun, nicht irgendetwas … so wie es im Moment aussieht, fehlt mir der totale Überblick.
Ganz kurz nur sieht es so aus, als würde Miriam diese Neuigkeit überdenken.
Doch dazu bräuchte sie ein Gehirn, also …
„ Pah“, macht sie abschätzig, „dieses Landei Kim muss doch selbst ständig vor allem und jedem gerettet werden!“
Gar nicht wahr … jedenfalls nicht mehr!
„Und Kim … nun … sie hat wohl genug von Kay ...“, fährt Miriam eiskalt fort.
Was zur Hölle ...
„Wie kommst du darauf, so etwas zu sagen?“
Rheena klingt, als habe man ihr den Strom abgestellt.
„ Das nennt man Beobachtungsgabe, ihr ahnungslosen Schäfchen!“
Miriam schenkt den beiden Schwestern einen hochmütigen Blick.
„ Niemals!“, rufen Rheena und Lily unisono und schütteln in perfekter Harmonie ihre Köpfe.
„ Ich werde es euch beweisen!“, sagt Miriam, greift in ihre Handtasche und ...
9)
„ S cheiße, ist der heiß!“
Nahezu tonlos kommen die Worte über Rheenas Lippen, während sie mit den sprichwörtlichen Sternchen in den Augen auf die Bühne schaut, wo Direktor Baker gerade unseren neuen Sportlehrer vors Mikro schiebt.
Was war das denn gerade?
Ich habe das irre Gefühl, als falle ich durch eine Wattewolke und knalle im nächsten Moment unbarmherzig auf Beton.
Gleichzeitig bin ich Rheena dankbar. Hat sie mich doch mit ihrer Aussage wieder ins Hier und Jetzt zurückgebracht von … verdammt, wo auch immer ich da gerade war.
So unauffällig wie möglich schüttele ich mich, um auch noch die letzten Reste dieses seltsamen Erlebnisses loszuwerden.
Hat Kay etwas bemerkt?
Ich traue mich nicht, ihn anzusehen.
Sollte er, was höchst unwahrscheinlich ist, nichts von meiner geistigen Abwesenheit bemerkt haben, würde er spätestens in meinem Gesicht lesen können, wie in einem offenen Buch.
Gott, mir ist so schlecht!
„Und wo er herkommt, gibt’s noch mehr?“, wispert Lily aufgeregt und offenbart so denselben ausgezeichneten Geschmack, was Jungs anbelangt, wie ihre Schwester.
Nicht, dass ich das nicht gerade eben am eigenen – durchsichtigen - Leib erfahren hätte ...
„Einen, um genau zu sein“, antworte ich wie ferngesteuert, als ich bemerke, wie Vic mir zuzwinkert.
Schlagartig fällt mir etwas ein.
„Psst!“, zische ich Rheena und Lily zu. „Nicht so laut!“
Wäre ich gerade nicht so entsetzt, könnte ich über ihren
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