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Visionen (Kobaltblaue Träume) (German Edition)

Visionen (Kobaltblaue Träume) (German Edition)

Titel: Visionen (Kobaltblaue Träume) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Lösel
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Ich weiß von Kay, dass du deine Gedanken abschottest … also hat dein seltsames Benehmen vermutlich etwas mit ihm zu tun, hab' ich Recht?“
    Keine Antwort ist auch eine Antwort, wie mir scheint, denn Vic kneift seinen Mund zu einem dünnen Strich zusammen.
    „Da ich mir nicht vorstellen kann, dass du dich mal eben entliebst ...“
Angesichts dieser Wortschöpfung muss ich unter all den Tränen grinsen.
    „ ... und nicht weißt, wie du mit Kay Schluss machen sollst ...“
„Ich liebe Kay und niemals wird es jemand anderes sein, den ich liebe!“, fauche ich.
    Ja, fauchen ist gut, dazu braucht man nicht unbedingt Stimme!
    „Das weiß ich“, beruhigt mich mein Bruder.
    „ Pah“, stoße ich hervor, „dann weißt du mehr als Kay.“
    „ Was redest du da? Kay liebt dich mehr als sein Leben und er weiß, dass du ihn eben so sehr liebst.“
    „ Nein“, fiepe ich, „tut er nicht.“
„Wie kommst du auf einen solchen Blödsinn?“
    „ Sein Benehmen gerade eben“, gebe ich leise zu.
    „ Was hat er getan?“
    „ Nelly-Melly-Silvia hat eine blöde Bemerkung gemacht und ...“
„Was für eine Bemerkung?“, unterbricht mich Vic.
    „ Na ja, also … sie hat gesagt ...“
„Kim, Kleines“, Vic umfasst meine Schultern und sieht mich an, „fang nicht am Ende der Geschichte an, ja? Ich will jetzt alles wissen, was los ist … und am besten fängst du damit an, dass du mir erzählst, was auf der Hochzeit passiert ist!“
    Vic duldet keinen Widerspruch … und, ehrlich gesagt, bin ich wirklich froh, dass ich mich endlich jemandem anvertrauen kann … dass ich die Last nicht mehr alleine tragen muss.
    „Kann ich noch ein Wasser haben?“, frage ich und Vic steht erneut auf, um mir eine Flasche zu holen.
    Dankend nehme ich sie entgegen und trinke noch einige Schlucke. Dann halte ich sie meinem Bruder hin, doch Vic schüttelt den Kopf.
    „Nein, danke!“
    „ Du hast Recht“, sage ich finster, „vielleicht solltest du dir etwas Stärkeres holen.“
    Vic petzt die Augen zusammen.
    „ Kim !“
    „ Schon gut“, wiegele ich ab, „aber ich hab dich gewarnt.“
     
    Und dann lege ich los … stockend zunächst … doch dann strömt es nur so aus mir heraus … und ich erzähle Vic jede winzige Kleinigkeit meiner Vision.
    Mein Bruder unterbricht mich nicht ein einziges Mal.
    Ist es der Schock? Ich weiß es nicht.
    Da ich mein Gesicht an seiner Brust vergraben habe, kann ich Vics Miene nicht deuten, und nur anhand seiner Finger, die mal sanft streicheln und sich dann wieder beinahe schmerzhaft in mein Fleisch bohren, kann ich erahnen, was in ihm vorgeht.
    Ich weiß auch nicht, ob Vic mir wirklich helfen kann, aber ich muss zugeben, dass es mich unglaublich erleichtert, das furchtbare Geheimnis endlich mit jemandem teilen zu können.
    Nichts lasse ich aus … nicht mal den dämlichen Kalenderspruch.
    Kurz werfe ich einen Blick aus dem Fenster. Es ist dunkel geworden.
    „ Und jetzt bleiben mit noch knapp zweiundsiebzig Stunden, um zu verhindern, dass ...“
Mir versagt die Stimme. Aber es ist eh alles gesagt, was gesagt werden musste.
     
    Meine Ausführungen habe ich schon lange zu Ende gebracht, doch mein Bruder schweigt noch immer.
    Als ein tiefes Einatmen Vics ankündigt, dass er sich nun zu äußern gedenkt, traue ich mich endlich, ihn anzusehen … und erstarre, als ich seinem Blick folge und  die Panik in seinen Augen erkenne ...
     
     
     

 
    22)
     
    „ U nd du wolltest mir das wann sagen?“
Ich bin verwundert, dass ich mich ob des Eiswassers, das anstelle von Blut durch meine Adern fließt, überhaupt so schnell bewegen kann. Doch mein Kopf ruckt mit Höchstgeschwindigkeit herum.
„Kay“, wispere ich und sehe entsetzt in das Gesicht des Jungen, über dessen nahenden Tod ich noch eben meinen Bruder in Kenntnis gesetzt habe.
    Kay ist bleich wie ein Laken, was niemanden verwundern dürfte.
    Und mich am Allerwenigsten!
Schließlich ist jetzt genau das eingetreten, was ich sehnlichst zu verhindern wünschte.
    Wäre ich an seiner Stelle, könnte ich vermutlich nicht mal reden, da mein Kopf leer gefegt wäre.
„Antworte mir!“
Die Kälte in Kays Stimme versetzt mir einen Stich und ich krümme mich innerlich zusammen.
„Kay, bitte …“
„Antworte mir, Kim!“
„Nun komm mal wieder runter, Kay!“ Vic, der gerade noch genauso entsetzt war wie ich, steht auf und geht auf ihn zu.
Kay weicht einen Schritt zurück und hebt abwehrend die Hände.
„Bleib!“, fordert er unnachgiebig. Seine

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