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Visionen (Kobaltblaue Träume) (German Edition)

Visionen (Kobaltblaue Träume) (German Edition)

Titel: Visionen (Kobaltblaue Träume) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Lösel
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unterbricht mich Vic, ohne auf meine Frage einzugehen.
    „ Nein, hab ich nicht. Ich habe keine Kontrolle, wenn ich in diesem Zustand bin. Im einen Moment bin ich drin … und dann … schwupps … bin ich wieder draußen.“
    „ Wir sollten jetzt Phil kontaktieren.“
Vic nimmt meine Antwort zur Kenntnis, ohne näher darauf einzugehen, und begibt sich zu seinem Laptop, um via Skype eine Verbindung zu Phil aufzubauen.
    Während der Laptop herum rödelt und die Seite aufbaut, sehe ich meinen Bruder fragend an.
    „Was?“
    „ Na ja“, druckse ich herum, „macht es dir denn gar keine Angst, wie dieses elende Miststück darauf kommt, dass du und ich … also … verdammt nochmal, Vic“, bricht es aus mir heraus, „weiß die denn eigentlich, welch furchtbare Lügen sie da in die Welt setzt?“
    Denn dass Miriam diese infame Lüge bereits populär gemacht hat, beweist Nelly-Melly-Silvias dummer Spruch von gestern.
    Vics Adamsapfel hüpft nervös in seiner Kehle. Er schluckt heftig, bevor er mir antwortet.
    „ Natürlich weiß sie das nicht“, speit er aus, „Miriam ist viel zu doof und gehässig ... viel zu sehr darauf bedacht, Personen, die sie hasst, eins auszuwischen. Die Folgen für die Betroffenen sind ihr einerseits scheißegal und andererseits kann sie das Ausmaß dessen, was sie da herauf beschwört, in ihrer grenzenlosen Dummheit überhaupt nicht erkennen.“
    Langsam hat sich Skype aufgebaut und wir lauschen dem Signalton, der uns anzeigt, dass die Leitung frei ist.
    „Ich habe viel größere Angst davor, was es ist, mit dem sie ihre Behauptung beweisen will“, sagt Vic leise.
    Mir darüber Gedanken zu machen schaffe ich nicht mehr, da in diesem Augenblick das lachende Konterfei meines Dads über den Bildschirm flimmert.
     

 
     
    24)
     
    D ie eben noch strahlende Miene Phils wird umgehend besorgt.
    „ Kim!“, ruft er entsetzt aus, „was ist passiert? Hattest du einen Unfall?“
    Ein dicker Knödel in meinem Hals verhindert effektiv, dass ich meinem Dad antworten kann. Außerdem fließen meine Augen bereits wieder über und der Rotz in meiner Nase sorgt dafür, dass ich keine Luft mehr bekomme.
    Wie ein Fisch auf dem Trockenen öffne und schließe ich meinen Mund, ohne einen Ton hervorzubringen.
    „ Nun sag doch was, mein Spätzchen! Geht's dir gut?“
    Phils offensichtliche Besorgnis gibt mir den Rest und ich kann den Klagelaut nicht verhindern, der durch meine wunde Kehle nach draußen dringt.
    „Verdammt, Vic!“, flucht Phil jetzt, „kann mir endlich mal jemand erklären, was los ist? Die Kleine sieht aus, als hätte sie die Nacht im Schleudergang einer Waschmaschine verbracht … und wo, zur Hölle, ist Kay?“
    Die Erwähnung von Kays Namen macht die Sache nur noch schlimmer.
    Wimmernd lasse ich mich auf die Knie fallen und nur Vics unglaublicher Reaktion ist es zu verdanken, dass mein Gesicht seine erst kürzlich intensivierte Freundschaft mit dem harten Boden nicht auffrischt.
    Ich fühle, wie ich hochgehoben und auf dem Schoß meines Bruders platziert werde.
    „Ihr macht mir eine Scheißangst!“
    Ach Daddy, das musst du nun wirklich nicht erwähnen!
    „Tut … tut mir … entschuldige ...“
Wow! Immerhin schaffe ich es endlich, etwas von mir zu geben. Auch wenn ich klinge, als hätte mir jemand eine Wäscheklammer auf die Nase gepetzt.
     
    „ Kim … Vic ...“
    Phil ist anzuhören, dass seine Geduld zu Ende ist und er nun endlich wissen will, was los ist.
    „Kim hat Visionen!“
    Für eine kurze Zeit ist nur das rasselnde Geräusch zu vernehmen, mit dem ich versuche, Luft zu holen.
    „Erzählt!“
    Kurz und knapp … aber was soll Phil denn auch großartig sagen?
    Ich sehe meinen Bruder an und hoffe, dass er unter der aufgequollenen Masse, die mit viel Phantasie mein Gesicht erkennen lässt, den bettelnden Welpenblick wahrnimmt.
    „ Okay“, sagt er, „aber du musst mich korrigieren, wenn ich etwas nicht richtig darstelle!“
Ich nicke. „Okay“, nuschele ich und putze mir geräuschvoll die Nase.
     
    Nicht ein einziges Mal muss ich Vic korrigieren. Er zählt jede noch so winzige Kleinigkeit meiner Visionen auf, als hätte er sie selbst erlebt.
    Allerdings habe ich auch nichts anderes erwartet.
    Sein Masterbrain hat alles abgespeichert wie auf einer Festplatte.
    „ Und wo ist Kay jetzt gerade?“, fragt Phil, als Vic geendet hat.
    „ Im Unterricht“, meint Vic, „denke ich zumindest. Ich habe ihn noch nicht gesehen heute, da ich Kim und mich krank gemeldet

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