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Vita Nuova

Vita Nuova

Titel: Vita Nuova Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brrazo
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seinzulassen, hab ihm erklärt, dass er das Mädchen in Gefahr bringt.«
    »Was ist mit ihr passiert?«
    »Sie ist verschwunden.«
    Hat wahrscheinlich geglaubt, sie ginge zu Probeaufnahmen fürs Fernsehen, und die Leiche ist nie aufgetaucht.
    »Wie hieß das Mädchen?«
    »Keine Ahnung.«
    »Aber Sie wissen, wie der Mann heißt. Er kommt nicht aus dem Milieu, er ist ein Zeuge. Und noch was, diese Liste ist nichts weiter als eine Liste. Ich gehe davon aus, dass Paolettis Kunden bei ihren Besuchen nichts unterschreiben. Wie wollen Sie wissen oder gar beweisen, dass die Namen irgendeine Bedeutung haben? Dass Sie nicht nur auf einen von Paolettis Tricks hereingefallen sind?«
    Piazza starrte auf den großen, gelben Umschlag.
    »Was ist noch da drinnen?«
    »Fotos. Nicht von allen, aber von den meisten. Ausgesprochen vulgär und sehr, sehr kompromittierend.«
    »Die Männer darauf sind zu erkennen?«
    »Eindeutig.«
    »Sie überwachen die Schlafzimmer?«
    »So was in der Art.«
    »Und all das, nur um sich das Gesetz vom Leib zu halten? Oder glauben Sie, dass er die Männer auch erpresst?«
    »Könnte man vermuten.«
    »Hmm, so wie ich Paoletti kenne, hat er ein paar von denen die Daumenschrauben angelegt. Er kann andere ziemlich gut einschätzen.«
    »Guarnaccia, bitte, lassen Sie die Sache fallen. Bohren Sie nicht weiter. Sie ruinieren Ihr Leben und meines dazu, und wahrscheinlich auch noch das seiner Opfer. Wir alle haben Familie! – Um Himmels willen, wo wollen Sie hin?«
    Der Maresciallo hatte sich erhoben.
    »Ich muss los.«
    An der Tür schüttelten sie sich die Hände.
    »Ich werde mein Bestes tun …« Er musste nicht aussprechen, was er damit sagen wollte, sie wussten beide, dass es nicht hieß ›mein Bestes, um den Fall zu lösen‹, sondern ›mein Bestes, um Piazza mit heiler Haut davonkommen zu lassen‹.
    Und was war mit seiner eigenen Haut?
    »Ihre Frau hat zweimal angerufen«, verkündete Lorenzini, als er wieder auf der Wache eintraf. »Ist alles in Ordnung mit Ihnen? Was ist passiert?«
    »Das wollen Sie nicht wirklich wissen. Verdammt, hat sie irgendwas wegen des Appartements gesagt.«
    »Das Sie kaufen wollen? Nein, sie wollte nur wissen, wo Sie stecken.«
    »Hmm. Wer ist die Frau im Warteraum?«
    »Signora Nuti.«
    »Ach ja, hab mir schon gedacht, dass sie es ist. Jetzt sagen Sie mir bloß nicht, dass dieser Gulli in ihrer Straße noch immer nicht gereinigt worden ist?«
    »Da ist noch immer nichts passiert, rein gar nichts, obwohl ihr Anwalt einen Brief geschrieben hat … die Vorhersage kündigt ein paar kräftige Gewitter an. Sie wissen ja, wie ihr Keller beim letzten Mal aussah, und sie lebt ganz allein, die arme Frau. Ich kümmere mich um sie, sobald ich …«
    »Nein, nein, schicken Sie sie nur zu mir rein.«
    Signora Nuti war genau das, was er jetzt brauchte, um ein Weilchen in seine Welt zurückzukehren, zu seinen Leuten und deren kleinen Problemen. Bei dem Gedanken an das, was ihm bevorstand, fing sein Herz zu rasen an, und die Nerven begannen zu flattern.
    »Hallo Maresciallo, es tut mir wirklich leid, dass ich Sie belästigen muss, aber …«
    »Aber nein, Signora, bitte setzen Sie sich doch.«
    »Ich weiß mir einfach nicht mehr zu helfen … es ist jetzt sechs Monate her …«
    »Das ist wirklich unglaublich. Sie haben zu lange Geduld mit denen gehabt.« Er hatte gut reden. Teresa hatte zweimal angerufen, und was hatte er wegen dieses Appartements unternommen? Nichts. Er hatte zu viel mit dem Fall zu tun, der sie zu allem Überfluss auch noch an den Bettelstab bringen konnte. Statt sich Gedanken um Immobilieninvestitionen zu machen, würden sie sich möglicherweise schon bald mit dem Gedanken anfreunden müssen, in die allerhinterste Provinz versetzt zu werden. Was sollte dann aus Teresa werden? Was war mit den Schulen für die Kinder? Giovanni hatte gerade erst gewechselt …
    »Das letzte Mal hat mir mein Neffe geholfen … Ich bin zu alt, um mit meiner Arthritis noch Wassereimer zu schleppen, aber ich kann auch nicht immer andere um Hilfe bitten …«
    »Nein, wirklich nicht, so weit dürfte es erst gar nicht kommen.«
    Wen konnte er um Rat fragen, ohne diese Person dabei gleich mit ins Unglück zu ziehen? Niemanden! Wer auch immer von der Sache erfuhr, geriet in das gleiche Dilemma und konnte nur verlieren, ob diese Person nun beschloss, etwas zu unternehmen, oder schweigend die Hände in den Schoß zu legen.
    ›Sie ruinieren uns beide, aber Paolettis Geschäfte laufen weiter wie

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