Viva Espana
anging, nur als er krank gewesen war, war er schwierig geworden. Davina war froh, dass er sich mühelos umgestellt und offenbar schon an die spanische Küche gewöhnt hatte. Sie brachte jedoch kaum einen Bissen hinunter.
„Bist du mit dem Schlafzimmer zufrieden?" fragte Ruy sie und schenkte ihr ein Glas Wein ein.
„Es ist sehr schön." Ihre Stimme klang gleichgültig und desinteressiert. „Dolores hat mir erzählt, es sei erst kürzlich für deine Frau modernisiert worden. Ich war überrascht, denn Carmelita hat doch sicher einen ganz anderen Geschmack."
Ruy presste ärgerlich die Lippen zusammen. „Das Zimmer ist nicht für Carmelita renoviert worden, sondern für dic h, du bist meine Frau", entgegnete er mit finsterer Miene. „Ich habe es während deiner Schwangerschaft machen lassen, weil ich gedacht hatte, wir könnten nach Jamies Geburt öfter hier sein. Die Atmosphäre in diesem Haus ist freundlicher und intimer als im Palacio."
Davina war verblüfft, dass Ruy sich ihretwegen so viel Mühe gegeben hatte. Sie erinnerte sich an den Lavendelduft und die Möbel, die, wie sie sich eingestand, auch in jedes englische Landhaus gepasst hätten. Kein Wunder, dass sie das Gefühl ge habt hatte, nach Hause zu kommen.
„Ruy, ich bin sprachlos ...", begann sie hilflos.
„Vergiss es, es ist vorbei", unterbrach er sie und zuckte die Schultern, als fände er das Thema langweilig. „Als das Zimmer renoviert wurde, war unsere Situation noch eine ganz andere." Er ließ sie allein, ehe sie ihm erklären konnte, sie wolle nicht mehr in einem Zimmer mit ihm schlafen.
Nachdem sie Jamie gebadet und ins Bett gelegt und seine aufgeregten Fragen beantwortet hatte, wurden die Kopfschmerzen wieder stärker. Am liebsten hätte sie sich auch hingelegt, doch sie musste noch mit Ruy reden.
Sie biss sich auf die Lippe und betrachtete das breite Bett in dem großen Schlafzimmer. Ach, ich spreche morgen mit ihm, überlegte sie. Sie war zu müde und zu erschöpft. Rasch duschte sie, zog eins ihrer seidenen Nachthemden an und schlüpfte unter die kühle Decke. Plötzlich war ihr kalt, und sie sehnte sich nach Ruys warmem Körper.
8. KAPITEL
Als Davina wach wurde, fror sie und wusste sekundenlang nicht, wo sie war. Sie hatte Kopfschmerzen und einen unange
nehmen Geschmack im Mund. Nachdem sie die
Nachttischlampe angeknipst hatte, stand sie langsam auf, um Ruy nicht zu stören, der neben ihr im Bett lag, und ging auf Zehenspitzen ins Badezimmer.
Der Kopf wollte ihr zerspringen vor Schmerzen. Ruy hat Recht, ich hätte einen Hut aufsetzen müssen, als ich mit Jamie in Marbella herumgewandert bin, gestand sie sich ein. Sie hatte vergessen gehabt, wie stark die Sonne hier war. Um den schrecklichen Geschmack loszuwerden, putzte sie sich die Zähne.
Die Türen zum Balkon waren weit geöffnet, und Davina nahm den herrlichen Duft wahr, der die Nachtluft erfüllte. Nachdem sie zwei Kopfschmerztabletten genommen hatte, bekam sie in der leichten Brise, die ins Zimmer wehte, eine Gänsehaut. Das sind die Nachwirkungen von zu viel Sonne, die Temperatur ist nicht plötzlich um zehn Grad gesunken, sagte sie sich. Sie hörte die Grillen zirpen und sah die Blütenblätter eines Jakarandabaums, die den Boden des Balkons bedeckten.
Als sie wieder unter die Decke schlüpfte, bewegte Ruy sich und sagte leise etwas vor sich hin, das sie nicht verstand. Im Schlaf wirkte er sehr entspannt und beinah wie der Mann, den sie damals geheiratet hatte. Plötzlich fing sie so heftig an zu zittern, dass sie befürchtete, sie würde mit den Zähnen klappern.
„Mein Liebling ..."
Ohne die Augen zu öffnen, nahm Ruy Davina in die Arme und zog sie an sich. Sie spürte seinen warmen Körper an ihrem und seinen warmen Atem auf ihrer Haut, und sogleich fühlte sie sich besser.
Es war falsch, sich ihren Gefühlen hinzugeben, das war ihr klar. Dennoch genoss Davina es, ihm so nahe zu sein. Aber Ruy war sich gar nicht bewusst, was er da tat, sondern reagierte rein instinktiv. Vielleicht träumte er sogar, er würde Carmelita in den Armen halten. Davina wollte sich von ihm lösen, doch er drückte sie besitzergreifend an sich und fuhr ihr mit den Lippen zärtlich über den Hals und die Schultern.
„Ruy ..." Noch einmal versuchte sie, sich von ihm zu lösen. Und wieder hielt er sie fest.
„Liebes", sagte er so heiser, dass ihr ganz schwach wurde. Er hatte die Augen immer noch geschlossen, fing aber an, mit den Fingern sanft ihren Körper zu erforschen.
Das sollte
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