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Vögelfrei

Titel: Vögelfrei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Andresky
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noch nie eine Frau gesehen, die sich gerade um den Verstand fickt. Auch das Argument, es sei natürlicher für Frauen, sich jemanden zum Sex zu suchen, den man kenne, weil man ihn schließlich in den eigenen Körper hineinlasse, ist Quark. Erstens hält das schwule Männer auch nicht von Darkroombesuchen ab, und die lassen da allerhand in ihren Körper. Zweitens: Penetration ist schließlich kein Gesetz beim Sex. Es wäre durchaus denkbar, sich mit dem Typen, der einem im Dämmerlicht des Darkrooms entgegenschleicht, auf Wichsen oder Lecken zu verständigen. Und drittens: Wie vertrauenswürdig ist bitte jemand, den ich in einer Disko aufreiße und dann mit zu mir nehme? Weiß ich denn, ob der zu Hause nicht doch die Kettensäge auspackt?
    Ich glaube, das Einzige, was rattige Frauen mit juckenden Mösen davon abhält, es sich unkompliziert und anonym besorgen zu lassen, ist, dass es gefährlich sein kann. Gefährlich und praktisch unmöglich. Uns fehlt einfach die richtige Infrastruktur zum Ficken. Gay-Clubs sind uns da um Längen voraus. Clubs, Sexpartys und Prostitution scheinen ausschließlich für Männer entworfen worden zu sein. Oder wieso gibt es eigentlich keine Massagesalons, die neben Lomi Lomi und Hot Stone auch Klitoris-Shiatsu anbieten?
    Meine Idee war diese: eine Diskothek mit guter Musik, ausgefallenen Cocktails und edlem Ambiente, und nebenan, diskret zu betreten, ein lauschiger Darkroom, in dem Frauen und Männer tun können, was schön und heiß ist, und wozu man sich nicht unbedingt gegenseitig
die Lebensgeschichte erzählen muss. Scharfe Mitarbeiter tragen Schalen mit Kondomen und Gleitmittel, Dildos und sonstigem Spielzeug herum und sehen gleichzeitig ein bisschen nach dem Rechten. Und wenn man genug gefickt hat, zieht man das Höschen wieder hoch und trinkt noch einen Prosecco an der Bar, bestellt ein Tellerchen mit Pralinen oder Sushi, tanzt oder lässt sich zum Parkplatz geleiten.
    Für mich klingt das nach einer Menge Spaß.
    Malte konnte sich zwar nicht vorstellen, dass das Ganze ein Renner werden würde, aber die technische Herausforderung faszinierte ihn. Ich führte ihn durch Sophias Haus, ein Stadtpalais aus dem neunzehnten Jahrhundert. Die Tür zur oberen Etage würden wir abschließen, damit sich die Party ausschließlich im Hochparterre abspielte.
    »Alles muss erst mal provisorisch sein«, erklärte ich. »Wir fangen mit einer einzelnen Party an. Keine Werbung, nichts Offizielles. Erst wenn ich sehe, dass ich mit der Idee nicht völlig danebenliege, melde ich ein Gewerbe an und ziehe das Ganze professionell auf. Zunächst ist es nur eine Party. Eine Karnevalsparty, da stehen sowieso alle neben sich, und die Hemmungen fallen schneller als die Ringelhemdchen. Außerdem kommt man sich nicht so blöd vor, wenn man maskiert ist.«
    Sophias Villa eignete sich perfekt für meine Pläne. Sie war stilvoll, gut zu erreichen, und es gab keine unmittelbaren Nachbarn. Auch die Anordnung der Räume fand ich ideal. Der große Raum mit dem Kamin konnte Lounge und Empfang werden. Ein weiteres großes Zimmer
wollte ich zum Tanzen nutzen und eine Flucht von drei kleineren Räumen als Darkroom.
    Sophia würde ihre Möbel und Kisten in wenigen Wochen komplett eingelagert haben, genug Zeit für Malte und mich, die Technik zu installieren und die Räume zu dekorieren. In den zwei Monaten nach Sophias Auszug würde ich die Miete bezahlen und während dieser Zeit sehen, wie es lief. Lief es gut, würde sie die Villa offiziell an mich übergeben. Und wenn sie von ihrer Reise zurückkam, würden wir weitersehen. Aber sie hatte schon angedeutet, dass ihre Männer lieber einmal eine Weile außerhalb der Stadt wohnen wollten, da erwarteten mich also keine Probleme.
    »Das wird nicht billig.« Malte zeichnete auf einem Block herum, rechnete, notierte und klopfte zwischendurch mit dem Radiergummi Stakkato auf dem Papier.
    »Egal«, strahlte ich ihn an, »da gibt es jemanden, der hat noch eine Rechnung bei mir offen. Geld ist kein Thema.«
    Ich hatte keinerlei Schuldgefühle, die Kreditkarte meines Mannes zu benutzen. Hätte er unsere perfekte kleine Welt nicht zerstört, wäre ich immer noch die liebende und treusorgende Gattin, die jede höhere Ausgabe mit ihm abspricht und kleine handschriftliche Vermerke auf den Kontoauszügen anbringt. Er war es gewesen, der auf die gegenseitige Fürsorge und Verantwortung verzichtet hatte. Wenn er sich nehmen konnte, worauf er Lust hatte, durfte ich das auch. Schwänze,

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