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Vogelfrei

Titel: Vogelfrei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julianne Lee
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Fußfesseln an. Riemen findest du in meiner Tasche. Dann nimm ihnen Sattel und Zaumzeug ab und leg alles dort auf den Felsen, damit sie nicht darauf herumtrampeln können.« Aus diesen ausführlichen Anweisungen schloss Dylan, dass man ihm seine mangelnde Erfahrung im Umgang mit Pferden anmerkte. Malcolm fuhr fort: »Dann hol uns Feuerholz. So trocken wie möglich.«
    Dylan beeilte sich, dem Befehl Folge zu leisten. Er spürte, wie Caitrionaghs Blicke ihm folgten, bis er die Lichtung verlassen hatte. Die Pferde ließen sich zu seiner großen Erleichterung widerstandslos Fußriemen anlegen, trotzdem war es ihm inmitten mächtiger Hufe und hin und her zischender Schweife nicht ganz geheuer. Es gelang ihm ebenfalls problemlos, ihnen Zaumzeug und Sättel abzunehmen. Allerdings war er überzeugt, dass sie ihm am nächsten Morgen, wenn sie wieder gesattelt werden sollten, weitaus größere Schwierigkeiten bereiten würden.
    Trockenes Holz dagegen ließ sich nicht so leicht auftreiben, da viele Reisende hier Rast machten. Er brauchte eine ganze Weile, bis er Stücke gefunden hatte, die nicht allzu feucht waren und auch die richtige Größe hatten; schwer beladen kehrte er damit zu der Lichtung zurück.
    Schweigend verzehrten sie ein karges Mahl aus Ban-nocks und Käse, dann legten sie sich, die Füße zum Feuer gerichtet, nebeneinander zum Schlafen nieder. Die Frauen wickelten sich in ihre Umhänge, die Männer in ihre Plaids. Malcolm und Una lagen in der Mitte, Dylan und Caitrionagh außen.
    Seit es ihn in dieses Jahrhundert verschlagen hatte, war dies die erste Nacht, in der er nicht vor Kälte schlotterte. Er wusste allerdings nicht, ob das am Feuer lag, ob er sich allmählich an das raue Klima gewöhnte oder ob Caitrionaghs Nähe die Kälte vertrieb. Als er sich ausmalte, wie es wohl wäre, mit ihr zusammen im Bett zu liegen, wurde ihm sogar noch wärmer. Das Feuer brannte langsam herab, und er glitt in den Schlaf hinüber.
    Eine merkwürdige innere Unruhe weckte ihn wieder; eine böse Vorahnung, die er nicht näher definieren konnte. Das Feuer glühte noch schwach und spendete angenehme Wärme, aber kaum noch Licht. Dafür verfärbte sich der Himmel am Horizont allmählich heller. Dylan blieb still liegen und lauschte. Nichts.
    Seltsam. Er schloss die Augen wieder, konnte jedoch nicht mehr einschlafen. Irgendetwas stimmte hier nicht. Eines der Pferde schnaubte und stampfte mit den Hufen, und das brachte ihn endgültig zu der Überzeugung, dass dort draußen Gefahr lauerte. Er streckte die Hand aus und berührte Malcolm am Ellbogen. Der ältere Mann erwachte sofort, gab aber keinen Laut von sich. Beide lauschten angespannt ins Dunkel. Noch immer nichts. Aber Dylan merkte, dass auch Malcolm die nahende Gefahr spürte. Er löste seinen Gürtel, um seinen Kilt notfalls rasch abstreifen zu können. Dylan tat es ihm nach.
    Dann hörten sie es: ein leises, kaum vernehmliches Rascheln im Wald. Sie hatten es mit mindestens zwei Gegnern zu tun, einem an jeder Seite der Lichtung. Malcolm blickte sich suchend um. Seine Hand schloss sich um den Griff seines Schwertes, und sein Blick heftete sich auf die Bäume, die ihm an nächsten standen. Dylan sah in die andere Richtung, griff nach seinem Dolch, der ihm plötzlich klein und nutzlos erschien, und bereitete sich auf einen möglichen Angriff vor. Der Himmel hatte inzwischen eine zartrosa Färbung angenommen, und die Bäume waren jetzt deutlich zu erkennen. Aber nichts geschah.
    Plötzlich ertönte ein markerschütternder Schrei. Dylan gefror das Blut in den Adern. Drei Männer stürmten auf das Lager zu. Die Pferde begannen sich aufzubäumen und schrill zu wiehern. Malcolm reagierte blitzschnell, streckte einen der Gegner nieder und griff sofort den nächsten an. Dylan schleuderte seinen Kilt von sich, rannte auf den dritten Mann zu und drang schreiend und mit den Armen fuchtelnd auf ihn ein, dann wich er dem Breitschwert seines Widersachers geschickt aus, und die Klinge prallte klirrend gegen einen Felsbrocken zu seinen Füßen.
    Jetzt galt es, sich den Kerl vom Leibe zu halten, bis Malcolm ihm zu Hilfe kommen konnte. In dem schwachen Licht nahm er seinen Angreifer nur als violetten Schatten wahr. Es war schwer, mögliche Attacken vorherzusehen, was zum Glück für beide Parteien galt. Auch sein Gegner konnte ihn nur verschwommen erkennen.
    Mit seinem kleinen Dolch konnte Dylan kaum etwas gegen ein Breitschwert ausrichten, doch der Angreifer handhabte die Waffe so plump wie eine

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