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Volk der Finsternis - Horrorgeschichten (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition)

Volk der Finsternis - Horrorgeschichten (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition)

Titel: Volk der Finsternis - Horrorgeschichten (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert E. Howard
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und Tod in ihre müden Körper schlich.
    Bald hatten die meisten einen großen schwarzen Mann in Verdacht, einen kannibalischen Sklaven aus Calabar. Aber auch nachdem sie ihn in Ketten gelegt hatten, folgte der junge Juan Zavilla den anderen Unglücklichen in den Tod, und bald darauf erwischte es den Priester. Ihm gelang es jedoch, sich von seinem teuflischen Angreifer zu befreien, und er hielt lange genug durch, um de Estrada den Namen des Dämons mit einem letzten Keuchen mitteilen zu können. Wieder durchfuhr Brill ein Schauer, und mit weit aufgerissenen Augen las er laut weiter:
    »… So stand für de Estrada fest, dass der gute Priester die Wahrheit gesagt hatte. Der Mörder war Don Santiago de Valdez – ein Vampir, ein untoter Feind, der sich vom Blut der Lebenden ernährte. De Estrada erinnerte sich an einen besonders schändlichen Edelmann, der sich seit den Zeiten der Mauren in den Bergen von Kastilien herumtrieb und sich vom Blut seiner hilflosen Opfer ernährte, das ihm auf grausame Weise Unsterblichkeit verlieh. Man hatte diesen Edelmann vertrieben; niemand wusste, wohin er geflohen war, aber es war offensichtlich, dass er und Don Santiago ein und derselbe Mann waren. Scheinbar war er per Schiff aus Spanien geflohen, und de Estrada wusste nun, dass die Menschen auf diesem Schiff zwar gestorben waren, aber nicht an der Pest, wie ihr Feind sie hatte glauben machen wollen, sondern durch die Reißzähne eines Vampirs.
    De Estrada, der schwarze Mann und die wenigen Soldaten, die noch am Leben waren, machten sich auf die Suche und fanden de Valdez, die schlafende Bestie, ausgestreckt in einem dichten Gebüsch liegen, vollgefressen vom menschlichen Blut seines letzten Opfers. Nun ist es allerseits bekannt, dass ein Vampir, wenn er übersättigt ist, genau wie eine große Schlange in einen tiefen Schlaf fällt und gefahrlos überwältigt werden kann. Aber de Estrada hatte keine Ahnung, wie er sich des Ungeheuers entledigen sollte, denn wie kann man die Toten töten? Ein Vampir ist ein Mensch, der vor langer Zeit gestorben ist, und dennoch führt er ein eigenartiges, widerliches Nicht-Leben.
    Die Männer forderten, der edle Caballero möge einen Pflock durch das Herz des Feindes treiben, ihm den Kopf abschlagen und die Worte sprechen, die den seit Langem toten Körper endlich zu Staub würden zerfallen lassen, aber der Priester war tot und de Estrada fürchtete, dass das Ungeheuer während des Rituals erwachen könnte.
    Also packten die Männer Don Santiago, hoben ihn vorsichtig hoch und trugen ihn zu einem alten indianischen Hügelgrab ganz in der Nähe. Sie öffneten es, entfernten die Knochen, die sie darin fanden, und dann legten sie den Vampir hinein und verschlossen das Grab wieder – in der Hoffnung, Dios möge es bis zum Tag des jüngsten Gerichts verschlossen halten.
    Es ist ein verfluchter Ort, und ich wünschte, ich wäre vor langer Zeit irgendwo verhungert, lange bevor ich in diesen Teil des Landes kam, um Arbeit zu suchen – denn ich wusste ja von diesem Ort, von dem Bach und dem Hügel mit seinem schrecklichen Geheimnis, wusste seit meiner Kindheit davon. Nun wissen Sie, Señor Brill, weshalb Sie das Grab nicht öffnen dürfen, denn sonst würden Sie den Teufel erwecken …«
    Hier endeten die Aufzeichnungen mit einem fahrigen Bleistiftstrich, der das zerknitterte Papier zerrissen hatte.
    Brill erhob sich, sein Herz klopfte wie wild, sein Gesicht war blutleer und seine Zunge klebte an seinem Gaumen. Er musste würgen, fand dann aber seine Stimme wieder.
    »Deshalb war die Spore im Grabhügel – einer der Spanier hat sie beim Graben verloren. Ich hätte wissen müssen, dass er schon einmal ausgehoben worden ist, schließlich lag die Holzkohle überall verstreut, aber, mein Gott …«
    Fassungslos wich er unwillkürlich zurück, als schwarze Visionen in ihm aufstiegen – Visionen von einem untoten Monster, dass sich in der Dunkelheit seines Grabes rührte und mit kräftigen Schlägen gegen den Steinblock stieß, den er mit seiner ignoranten Hacke gelockert hatte; Visionen von einer schattenhaften Gestalt, die über den Hügel in Richtung eines Lichtscheins schwebte, der auf menschliche Beute hinwies, und von einem entsetzlich langen Arm, der sich durch ein schwach beleuchtetes Fenster streckte …
    »Das ist Wahnsinn!«, keuchte er. »Lopez war vollkommen verrückt! So etwas wie Vampire gibt es nicht! Wenn es sie gäbe, wieso hat er mich dann nicht zuerst geschnappt, sondern Lopez? Es sei denn,

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