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Volk der Finsternis - Horrorgeschichten (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition)

Volk der Finsternis - Horrorgeschichten (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition)

Titel: Volk der Finsternis - Horrorgeschichten (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert E. Howard
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Hügel, der von einem dicht bewachsenen Strand umgeben war. Durch das Blattwerk war die Felsenwand zu erkennen, die vom Strand aus an die fünfzehn oder zwanzig Meter steil nach oben ragte. Sie sah beinahe aus wie ein Granitblock, der sich über einer ebenen Sandfläche erhebt. Der kahle Gipfel war fast völlig vegetationsfrei.
    McGrath war blass, sein Atem ging schnell und stoßweise.
    Als sie den strandartigen Uferstreifen betraten, zog Ali mit einem mitfühlenden Blick eine kleine Flasche aus seiner Tasche.
    »Trinkt einen Schluck Brandy, effendi «, bot er an, und dann setzte er die Flasche auf typisch orientalische Art an seine eigenen Lippen. »Das wird Euch guttun.«
    McGrath wusste, dass Ali annahm, seine offensichtliche Erschöpfung sei eine Folge der jüngsten Anstrengungen. Er konnte sich jedoch nur noch schwach an die Strapazen erinnern. Es waren vielmehr die Gefühle, die in ihm tobten – der Gedanke an Constance Brand, deren wunderschöne Erscheinung ihn drei Jahre lang in seinen unruhigen Träumen verfolgt hatte. Er nahm einen kräftigen Schluck aus der Flasche, ohne den Geschmack richtig wahrzunehmen, und reichte sie an Ali zurück.
    »Komm weiter!«
    Das Klopfen seines eigenen Herzens nahm ihm fast die Luft und übertönte das weit entfernte Trommeln, als er sich durch die erstickend dichte Vegetation am Fuß des Felsens schlug. An einer Stelle war ein seltsames Symbol oberhalb des grünen Gürtels in die graue Steinwand geritzt, das er vor vielen Jahren schon einmal gesehen hatte; damals hatte es ihn und Richard Ballville zu der versteckten Höhle geführt. Er schob die dicht verwobenen Schlingpflanzen und Farne beiseite – und ihm blieb für einen Moment die Luft weg, als er das schwere Eisentor sah, das in eine schmale Öffnung in der Granitwand eingebaut war.
    McGraths Finger zitterten, als sie über das Metall strichen, und hinter sich konnte er Alis schweren Atem hören. Ein Teil der Aufregung des weißen Mannes schien sich auf den Araber übertragen zu haben. McGraths Hände fanden die drei Türknöpfe, die wie ein Dreieck angeordnet waren – sie traten nur ganz leicht hervor und waren mit bloßem Auge nicht zu erkennen. Er versuchte, seine aufgeregten Nerven unter Kontrolle zu bekommen. Dann drückte er sie genauso, wie Ballville es ihm gesagt hatte, und spürte sofort, wie sie unter seinen Fingern leicht nachgaben. Er griff mit angehaltenem Atem nach dem Türriegel, der in der Mitte der Tür angebracht war, und zog daran. Lautlos bewegten sich die geölten Scharniere, und die Tür öffnete sich.
    Sie blickten auf einen breiten Tunnel, der in einer weiteren Tür endete, die eigentlich ein Gitter aus Eisenstangen war. Im Tunnel war es nicht dunkel; er war sauber und geräumig, und in die Höhlendecke hatte man Löcher eingelassen, damit Licht hereindrang. Vor den Löchern waren Schutznetze angebracht, die Insekten und Reptilien abhielten. McGrath erkannte etwas hinter dem Eisengitter und raste den Tunnel entlang, wobei sein Herz beinahe seinen Rippenkorb durchbrach und aus seiner Brust sprang. Ali folgte dicht hinter ihm.
    Die Gittertür war nicht verschlossen. Sie schwang sofort auf, als McGrath sie berührte. Er blieb reglos stehen, so als hätten seine heftigen Gefühle ihn betäubt.
    Seine Augen wurden von einem goldenen Glanz geblendet; ein Sonnenstrahl brach durch die löchrige Felsendecke herein und entzündete ein wundervolles Feuer auf goldener Haarpracht, die einen weißen Arm bedeckte, auf dem ein wunderschöner Kopf auf einem geschnitzten Eichentisch lag.
    »Constance!« Ein hungriger, sehnsuchtsvoller Schrei brach aus seinen blassen Lippen hervor.
    Auch der Frau entwich ein Schrei. Sie fuhr erschrocken hoch, blickte sich hastig um und legte ihre Hände an die Schläfen, während die glänzenden Locken über ihre Schultern fielen. In McGraths verschwommener Wahrnehmung sah es aus, als schwebe sie in einem Strahlenkranz aus goldenem Licht.
    »Bristol! Bristol McGrath!«, erwiderte sie seinen Ausruf verzweifelt und ungläubig. Dann schlang sie ihre weißen Arme in einer heftigen Umklammerung um ihn, so als fürchte sie, er sei nur eine Erscheinung, die bald wieder verblassen würde.
    Für einen Augenblick existierte die Welt für Bristol McGrath nicht mehr. Er war stumm, blind und taub für das gesamte Universum. Seine benommenen Sinne nahmen nur die Frau in seinen Armen wahr, er war trunken von ihrer Sanftheit, ihrem Geruch, und er war zutiefst überwältigt, als ihm bewusst

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