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Volk der Finsternis - Horrorgeschichten (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition)

Volk der Finsternis - Horrorgeschichten (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition)

Titel: Volk der Finsternis - Horrorgeschichten (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert E. Howard
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stets an einem Fluss zu bauen, so wie sie seit frühesten Zeiten am Ufer des Kongos, des Nils und des Nigers gebaut hatten.
    Zambebwei! Das Wort dröhnte wie das Trommeln eines Tomtoms in Bristol McGraths Kopf. Auch im Schlummer der Jahrhunderte hatte die Seele des schwarzen Mannes sich nicht geändert. Veränderung mochte vielleicht mit dem Lärm in den Straßen der Großstadt kommen, mit den rauen Rhythmen Harlems; aber die Sümpfe des Mississippis unterscheiden sich nicht so sehr von den Sümpfen des Kongos, dass sie den Geist eines ganzen Volksstammes verwandeln konnten, der bereits uralt war, als der erste weiße König das Stroh für seinen geflochtenen Hüttenpalast weben ließ.
    Während er dem gewundenen Weg durch das düstere Zwielicht der großen Kiefern folgte, brachte McGrath es nicht über sich, die Ausdauer zu bewundern, mit der die schwarzen schleimigen Fangarme dieses Kultes es geschafft hatten, sich aus den Tiefen Afrikas über die halbe Welt zu erstrecken, wo sie in einem fremden Land entsetzliche Albträume heraufbeschworen. Gewisse Umweltbedingungen haben stets dieselbe Wirkung, sie lösen Seuchen in Geist und Körper aus, unabhängig von ihrer geografischen Lage. Diese von Flüssen durchsetzte Kiefernlandschaft war ebenso abgründig wie die stinkenden Dschungel Afrikas.
    Die Spuren führten nun vom Fluss weg. Das Gelände stieg langsam, aber stetig an, und bald war die Moorlandschaft verschwunden.
    Der Weg verbreiterte sich und sah aus, als würde er häufig benutzt. McGrath wurde unruhig. Er konnte jeden Moment auf jemanden treffen. Er schlug sich in den dichten Wald neben dem Weg und kämpfte sich weiter, wobei jede seiner Bewegungen wie Kanonendonner in seinen wachsamen Ohren klang. Schweißnass vor nervöser Anspannung, stieß er plötzlich auf einen kleineren Trampelpfad, der in die grobe Richtung führte, in die er unterwegs war. Die Kiefernlandschaft war von solchen Pfaden übersät.
    Hier kam er leichter und leiser voran, und nach kurzer Zeit vollzog der Weg eine Kurve und traf wieder auf den Hauptweg. In der Nähe dieser Kreuzung stand eine kleine Blockhütte, und zwischen ihm und der Hütte hockte ein großer schwarzer Mann. Der Mann saß hinter dem Stamm einer riesigen Kiefer verborgen, die neben dem schmalen Pfad stand; er blickte hinter dem Baum hervor zur Hütte hinüber. Offensichtlich beobachtete er jemanden, und McGrath wurde schon bald klar, wer dieser Jemand war, denn nach kurzer Zeit trat John De Albor aus der Tür und starrte verzweifelt den breiten Weg hinunter. Der schwarze Beobachter wurde steif und legte die Finger an seinen Mund, so als wolle er laut und weit vernehmbar pfeifen, aber De Albor zuckte nur ratlos mit den Schultern und ging wieder in die Hütte zurück. Der Schwarze entspannte sich, behielt seine wachsame Haltung jedoch bei.
    McGrath wusste nicht, was dies zu bedeuten hatte, und er hielt sich auch nicht mit Spekulationen auf. Beim Anblick von De Albor verwandelte ein roter Nebel das Sonnenlicht in Blut, und die Gestalt des Schwarzen schien wie ein ebenholzfarbenes, böses Geisterwesen vor ihm zu schweben.
    Auch ein Panther, der sich an seine Beute anschleicht, wäre nicht leiser gewesen als McGrath, der nun förmlich zu dem hockenden Schwarzen über den Pfad hinglitt. Er hegte keinerlei persönliche Abneigung gegen den Mann, er war lediglich ein Hindernis auf seinem Weg der Rache. Da der Mann sich mit allen Sinnen auf die Hütte konzentrierte, hörte er die heimliche Annäherung nicht. Er schien seine Umgebung völlig ausgeblendet zu haben – er bewegte sich nicht und drehte sich nicht um, bis der Pistolenknauf mit solcher Heftigkeit auf seinen Schädel niedersauste, dass alles vor ihm verschwamm und er bewusstlos auf die Kiefernnadeln sank.
    McGrath hockte neben seinem reglosen Opfer und lauschte. Um ihn war kein Geräusch zu hören – doch plötzlich ertönte aus weiter Ferne ein lang gezogenes Kreischen, das zitternd anschwoll und schließlich erstarb. Das Blut gefror in McGraths Adern. Dieses Kreischen hatte er schon einmal gehört – in den flachen, waldbewachsenen Hügeln, die bis an die Grenzregion des verbotenen Zambebwei reichten. Seine schwarzen Kameraden waren damals aschfahl geworden und hatten ihre Gesichter im Boden vergraben. Er hatte nicht gewusst, was das Kreischen verursachte, und die Erklärungen der zitternden Eingeborenen waren damals so ungeheuerlich gewesen, dass kein rationaler Verstand sie akzeptieren konnte. Sie nannten es die

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