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Volk der Finsternis - Horrorgeschichten (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition)

Volk der Finsternis - Horrorgeschichten (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition)

Titel: Volk der Finsternis - Horrorgeschichten (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert E. Howard
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verschwunden, und wir sahen die zitternden Wände und das brennende Dach, das mit einem erdbebengleichen Donnern in die Flammen stürzte.

Wolfsgesicht
    Angst? Verzeihen Sie, Messieurs, aber Sie kennen die Bedeutung dieses Wortes nicht. Doch, ich bin fest davon überzeugt. Sie sind Soldaten, Abenteurer. Sie haben Angriffe von Dragoner-Regimenten erlebt und peitschende Stürme auf hoher See überstanden. Aber Angst, wahre Furcht, die einem die Haare zu Berge stehen lässt und einem Schreckensschauer über den Rücken jagt, kennen Sie nicht. Ich selbst habe solche Angst erlebt, aber solange die Legionen der Dunkelheit nicht aus der Hölle emporsteigen und die Welt in Flammen untergeht, wird kein Mensch je wieder solche Furcht erfahren müssen.
    Nun gut, ich will Ihnen die Geschichte erzählen, denn sie hat sich vor vielen Jahren am anderen Ende der Welt ereignet, und keiner von Ihnen wird je den Mann, von dem sie handelt, treffen, und wenn doch, so werden Sie ihn nicht erkennen.
    Folgen Sie mir also viele Jahre zurück zu jenem Tag, da ich, ein unbesonnener junger Weltenbummler, aus dem kleinen Beiboot sprang, das mich vom Schiff an Land gebracht hatte, und über den Dreck fluchte, der den ohnehin schäbigen Kai bedeckte. Ich war der Einladung meines alten Freundes Dom Vincente da Lusto gefolgt und jetzt auf dem Weg zu seinem Schloss.
    Dom Vincente war ein eigentümlicher, aber weitsichtiger Mann – ein starker Mann mit Visionen, seiner Zeit weit voraus. Vielleicht floss in seinen Adern das Blut der alten Phönizier, die, so lehren uns die Priester, in finsteren Zeiten die Meere regierten und in weit entfernten Ländern Städte erbauten. Das Vorhaben, mit dem er sich ein Vermögen aufbauen wollte, war zwar ungewöhnlich, aber erfolgreich. Nur wenige Menschen hätten einen solchen Plan erdenken, noch weniger hätten ihn in die Tat umzusetzen vermocht. Dom Vincentes Anwesen lag an der Westküste jenes schwarzen, geheimnisvollen Kontinents, der auch die erfahrensten Abenteurer vor immer neue Rätsel stellt – Afrika.
    Dort hatte er in einer kleinen Bucht den düsteren Urwald abgeholzt, ein Schloss und Lagerhäuser erbaut und dem Land mit rücksichtsloser Hand seine Schätze entrissen. Er besaß vier Schiffe, drei kleinere und eine große Galeone. Beladen mit seltenen Hölzern, Elfenbein und Sklaven, verkehrten sie zwischen seinem kleinen Reich und Städten in Spanien, Portugal, Frankreich und sogar England. Dom Vincente war durch Handel und Eroberungen in den Besitz dieser Reichtümer gelangt.
    Wahrlich ein kühner Spekulant – und ein noch kühnerer Handelsmann. Wer weiß, ob er nicht ein ganzes Imperium auf dem schwarzen Land erschaffen hätte, wäre Carlos nicht gewesen, sein rattengesichtiger Neffe – aber ich greife schon zu weit vor.
    Sehen Sie hier, Messieurs, ich zeichne mit meinem Finger und etwas Wein hier eine Karte auf den Tisch. In diesen seichten Gewässern lag der kleine Hafen, hier die breiten Kais. Die Anlegestege – dort standen auf beiden Seiten Hütten, die als Lagerhäuser dienten – führten über eine leichte Anhebung zu einem breiten, flachen Wassergraben. Eine schmale Zugbrücke führte über den Graben, und auf der anderen Seite erhob sich eine hohe Palisade aus Baumstämmen, die tief im Boden steckten. Sie verlief rund um das Anwesen. Das Schloss selbst wirkte wie aus einem längst vergangenen Zeitalter und strahlte eine große Kraft aus; auf die Schönheit des Gebäudes war weniger Wert gelegt worden. Die Steine stammten von sehr weit her, und Tausende Schwarze waren jahrelang mit Peitschenhieben gequält worden, um diese Mauern zu errichten. Das Schloss glich einer schier uneinnehmbaren Festung. Eben dies war auch die Absicht seines Erbauers gewesen, denn Berber-Piraten machten die gesamte Küste unsicher, und er lebte in ständiger Angst vor einem Aufstand der Einheimischen.
    Das Schloss war rundum von einer gerodeten Freifläche von jeweils etwa einer halben Meile umgeben, und Dom Vincente hatte Straßen durch das Sumpfland bauen lassen. All dies war nur mit einer immensen Anzahl an Arbeitskräften möglich gewesen, die es jedoch im Überfluss gab. Ein Geschenk für den Häuptling, und Dom Vincente konnte über so viele Arbeiter verfügen, wie er benötigte. Und die Portugiesen wissen, wie man Menschen zum Arbeiten bringt!
    Weniger als dreihundert Meter östlich des Schlosses mündete ein breiter, seichter Strom ins Hafenbecken. Der Name des Flusses ist mir entfallen. Er hatte

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