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Volk der Finsternis - Horrorgeschichten (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition)

Volk der Finsternis - Horrorgeschichten (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition)

Titel: Volk der Finsternis - Horrorgeschichten (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert E. Howard
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rauer Schönheit.
    Als ich aus dem Fenster blickte, sah ich die bewaffnete Wache auf dem Schlossgelände direkt hinter der Palisade auf und ab gehen. Außerdem erkannte ich die freie Fläche, die hässlich und karg im Mondlicht lag, dahinter den Wald und den ruhigen Fluss.
    Von den Quartieren der Eingeborenen in der Nähe des Flusses drang das eigentümliche Klimpern einer Laute herüber, auf der eine simple Melodie gespielt wurde.
    In den dunklen Schatten des Waldes erhob ein unheimlicher Nachtvogel seinen spottenden Ruf. Tausend scheußliche Geräusche – von Vögeln, anderen Tieren und Gott weiß was für Kreaturen – waren zu hören! Eine große Dschungelkatze ließ ein haarsträubendes Brüllen vernehmen. Ein Frösteln durchfuhr meinen Körper und ich trat vom Fenster weg. Gewiss lauerten Teufel dort draußen in der finsteren Tiefe der Dunkelheit.
    Es klopfte an meiner Tür, und als ich öffnete, trat de Montour in mein Zimmer. Er ging zum Fenster und betrachtete den Mond, der herrlich strahlend am Himmel stand.
    »Der Mond ist fast voll, Monsieur , nicht wahr?«, fragte er, als er sich zu mir umdrehte.
    Ich nickte und ich hätte schwören können, dass ihn ein Schauder erfasste.
    »Verzeihen Sie, Monsieur . Ich will Sie nicht länger stören.« Er wandte sich zum Gehen, drehte sich an der Tür jedoch noch einmal um und ging ins Zimmer zurück.
    »Monsieur«, flüsterte er beinahe, doch seine Worte waren sehr eindringlich, »was immer Sie tun, bitte verschließen und verriegeln Sie heute Nacht Ihre Tür!«
    Dann ging er, und ich blickte ihm höchst verwirrt nach.
    Ich schlief ein, doch die entfernten Schreie der Feiernden drangen noch immer an mein Ohr. Obwohl ich sehr müde war, oder vielleicht gerade deswegen, war mein Schlaf nur sehr leicht. Auch wenn ich bis zum Morgen kein einziges Mal erwachte, vernahm ich dennoch im Schlaf alle Geräusche, all den Lärm ringsum wie durch einen Schleier, und einmal schien mir, als schnüffele etwas an meiner verriegelten Tür und stoße immer wieder dagegen.
    Wie anzunehmen, waren die meisten Gäste am nächsten Tag nicht in der besten Verfassung. Sie blieben den Morgen über auf ihren Zimmern oder kamen erst recht spät herunter. Abgesehen von Dom Vincente waren tatsächlich nur drei weitere Männer nüchtern geblieben: de Montour, der Spanier de Seville (so nannte er sich zumindest) und ich selbst. Der Spanier trank niemals Wein, und obwohl de Montour Unmengen genossen hatte, schien ihn dies nicht im Geringsten zu beeinflussen.
    Die Damen begrüßten uns äußerst wohlwollend.
    »Fürwahr, Signor «, bemerkte Marcita, das kleine Biest, und streckte mir dabei so gnädig ihre Hand zur Begrüßung hin, dass ich beinahe kichern musste, »es freut mich, zu sehen, dass unter uns einige Herren sind, die auf unsere Gesellschaft mehr Wert legen als auf eine Weinkaraffe – den meisten scheint heute Morgen außerordentlich unwohl zu sein.«
    Dann verdrehte sie mit unverschämter Empörung die Augen und fügte hinzu: »Anscheinend war gestern Nacht jemand zu betrunken, um noch diskret sein zu können – oder noch nicht betrunken genug. Denn wenn mich nicht alles täuscht, hat sich gestern sehr spät jemand an meiner Tür zu schaffen gemacht.«
    »Ha!«, rief ich mit plötzlichem Zorn aus. »Jemand …!«
    »Nein. Still.« Sie sah sich um, als wolle sie sich vergewissern, dass wir alleine waren: »Ist es nicht seltsam, dass Signor de Montour mich angewiesen hat, meine Tür sicher zu verriegeln, bevor er letzte Nacht zu Bett ging?«
    »Seltsam«, murmelte ich, verriet ihr jedoch nicht, dass er mir dasselbe geraten hatte.
    »Und ist es nicht seltsam, Pierre, dass Signor de Montour das Bankett noch vor dir verlassen hat, aber trotzdem aussieht, als habe er die ganze Nacht kein Auge zugemacht?«
    Ich zuckte mit den Schultern. Die Gedanken einer Frau gehen oft die seltsamsten Wege.
    »Heute Nacht«, fuhr sie schelmisch fort, »werde ich meine Türe nicht verriegeln und sehen, wen ich erwische.«
    »Du wirst nichts dergleichen tun.«
    Sie zeigte mir mit einem verächtlichen Lächeln die Zähne und nahm einen gefährlichen kleinen Dolch aus den Falten ihres Kleides.
    »Hör zu, du kleine Hexe! De Montour hat mich ebenso gewarnt wie dich. Was er auch wusste und wer letzte Nacht auch immer auf den Fluren umhergeschlichen ist, dahinter verbarg sich wohl eher eine mörderische Absicht als ein amouröses Abenteuer. Deine Tür bleibt verriegelt. Ysabel teilt das Zimmer mit dir, nicht

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