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Volk der Finsternis - Horrorgeschichten (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition)

Volk der Finsternis - Horrorgeschichten (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition)

Titel: Volk der Finsternis - Horrorgeschichten (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert E. Howard
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wahr?«
    »Nein, tut sie nicht. Und meine Kammerzofe schicke ich nachts in die Sklavenunterkünfte«, murmelte sie und funkelte mich böse aus zusammengekniffenen Augen an.
    »So wie du redest, könnte man dich für ein charakterloses Mädchen halten«, warf ich ihr mit der Offenheit der Jugend vor, und unsere langjährige Freundschaft erlaubte mir diese Deutlichkeit. »Sei vorsichtig, junges Fräulein, sonst sage ich deinem Bruder, dass er dir eine Tracht Prügel verpassen soll.«
    Dann verließ ich sie, um Ysabel meine Aufwartung zu machen. Das portugiesische Mädchen war das genaue Gegenteil von Marcita: ein schüchternes, bescheidenes junges Ding, nicht so schön wie die Italienerin, aber auf eine sehr ansprechende, fast kindliche Art außergewöhnlich hübsch. Ich habe durchaus mit dem Gedanken gespielt … Oh ja! Die Torheiten der Jugend!
    Verzeihen Sie, Messieurs . Die Gedanken eines alten Mannes schweifen doch des Öfteren ab. Ich wollte Ihnen von de Montour erzählen – von de Montour und Dom Vincentes rattengesichtigem Neffen.
    An den Toren hatte sich eine Reihe bewaffneter Eingeborener versammelt, die von den portugiesischen Soldaten in Schach gehalten wurden. Unter ihnen sah ich auch einige junge Männer und Frauen, alle nackt, die an den Hälsen aneinandergekettet waren. Sie waren Sklaven, die von einem kriegerischen Stamm gefangen worden waren und nun zum Verkauf angeboten wurden. Dom Vincente nahm sie persönlich in Augenschein.
    Es folgten endlose Feilschereien und Tauschhandel, die mir schnell langweilig wurden. Ich wunderte mich, dass ein Mann von Dom Vincentes Rang bereit war, sich auf derart niedere Geschäfte einzulassen.
    Nach einiger Zeit traf ein Bewohner des nahe gelegenen Dorfes ein, der die Verhandlungen mit einer langen, an Dom Vincente gerichteten Tirade unterbrach.
    Während sie sich unterhielten, trat de Montour an meine Seite, und bald wandte sich uns auch Dom Vincente wieder zu und erklärte: »Einer der Holzfäller des Dorfes ist vergangene Nacht von einem Leoparden oder einem ähnlichen Tier in Stücke gerissen worden. Ein starker, unverheirateter junger Mann.«
    »Von einem Leoparden? Wurde er gesehen?«, fragte de Montour.
    Als Dom Vincente erwiderte, das Tier sei in der Nacht aufgetaucht und auch wieder verschwunden, fuhr de Montour sich mit zitternder Hand über die Stirn, als wolle er kalten Schweiß wegwischen.
    »Hör zu, Pierre«, wandte sich Dom Vincente an mich. »Ich habe hier einen Sklaven, der sich, aus welchen Gründen auch immer, wünscht, in deine Dienste treten zu dürfen. Weiß der Teufel, warum.«
    Er zog einen schlanken jungen Jakri heran, noch ein halbes Kind, dessen größter Vorzug in einem fröhlichen Grinsen zu bestehen schien.
    »Er gehört dir«, sagte Dom Vincente. »Er ist gut ausgebildet und wird dir ein ausgezeichneter Diener sein. Außerdem bietet ein Sklave gegenüber einem Diener einen großen Vorteil: Er braucht nur etwas zu essen und einen Lendenschurz oder Ähnliches, und mit ein paar Peitschenhieben kann man ihm zeigen, wo sein Platz ist.«
    Es dauerte nicht lange, bis ich herausgefunden hatte, weshalb Gola mein Diener hatte sein wollen und mich aus der Gästeschar ausgesucht hatte – es lag an meinem Haar. Wie viele junge Männer damals trug ich lange Locken, die mir bis auf die Schultern fielen. Wie es der Zufall wollte, war ich unter den Gästen der einzige Mann mit dieser Frisur, und oft saß Gola nur da und starrte stundenlang in stiller Bewunderung auf mein Haar. Manchmal fühlte ich mich nach einiger Zeit unter seinem starren, forschenden Blick unwohl und verpasste ihm einen Tritt.
    In dieser Nacht schlug die unterschwellige Animosität zwischen Baron von Schiller und Jean Desmarte, die bislang kaum zu spüren gewesen war, bei einer feurigen Auseinandersetzung in offene Feindseligkeit um. Wie üblich war eine Frau der Grund dafür. Marcita hatte mit beiden Männern unverschämt heftig geflirtet.
    Das war nicht sehr klug gewesen. Desmarte war ein wilder junger Narr, von Schiller ein lüsternes Tier. Aber wann, so frage ich Sie, Messieurs, ließen Frauen jemals Weisheit walten?
    Ihr gegenseitiger Hass wurde in dem Moment zu mörderischer Wut, als der Deutsche Marcita zu küssen versuchte. Im nächsten Augenblick trafen sich die Schwerter der beiden Rivalen. Bevor Dom Vincente ihnen lautstark befehlen konnte, sofort aufzuhören, hatte sich Luigi schon zwischen die Kontrahenten geworfen, ihre Schwerter zu Boden geschmettert und sie mit

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