Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Volk der Finsternis - Horrorgeschichten (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition)

Volk der Finsternis - Horrorgeschichten (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition)

Titel: Volk der Finsternis - Horrorgeschichten (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert E. Howard
Vom Netzwerk:
aller Kraft auseinandergerissen.
    »Signori!«, ermahnte er sie ruhig, aber sehr bestimmt. »Wollen die edlen Herren sich wirklich wegen meiner Schwester schlagen? Fürwahr, bei den Zehennägeln des Satans, am liebsten würde ich Sie beide einen nach dem anderen herausfordern. Und du, Marcita, geh sofort zurück auf dein Zimmer und verlasse es nicht, bis ich es dir erlaube.«
    Sie gehorchte, denn so unabhängig sie auch sein mochte, durfte sie sich ihrem Bruder, der aufgrund seiner schlanken, jugendlichen Erscheinung oft unmännlich wirkte, nicht widersetzen, besonders wenn er, wie jetzt, wie ein Tiger die Zähne fletschte und seine Augen mörderisch funkelten.
    Die beiden Herren gaben sich zur Entschuldigung die Hand, aber die Blicke, die sie dabei einander zuwarfen, zeigten, dass sie ihren Streit noch nicht vergessen wollten und dass er unter dem geringsten Vorwand wieder ausbrechen würde.
    In dieser Nacht erwachte ich urplötzlich voller Schrecken mit einem seltsamen, unheimlichen Gefühl. Weshalb, konnte ich nicht sagen. Ich stand auf und überprüfte, ob die Tür fest verriegelt war.
    Als ich Gola schlafend auf dem Boden liegen sah, weckte ich ihn gereizt. Er stand hastig auf und rieb sich die müden Augen, als die Stille von einem wilden Schrei durchbrochen wurde, der durchs ganze Schloss hallte. Der Wachposten an der Palisade antwortete mit einem Schreckensschrei auf den ersten – es war der Schrei eines Mädchens in Todesangst gewesen.
    Gola kreischte und versteckte sich hinter dem Diwan. Ich riss die Tür auf und lief den dunklen Korridor hinunter. Am unteren Ende der Wendeltreppe prallte ich mit jemandem zusammen, und wir stürzten die beiden restlichen Stufen kopfüber hinab.
    Der andere murmelte atemlos einige unverständliche Worte und ich erkannte die Stimme von Jean Desmarte. Ich half ihm wieder auf die Beine und rannte weiter. Er folgte mir.
    Die Schreie waren verstummt, doch nun war das ganze Schloss in Aufruhr – Menschen riefen durcheinander, Schwerter klirrten, Lichter wurden angezündet, Dom Vincente rief mit lauter Stimme nach den Soldaten und der Lärm bewaffneter Männer, die durch die Zimmer rannten und übereinander stolperten, erfüllte das Haus. In all der Verwirrung erreichten Desmarte, der Spanier und ich Marcitas Zimmer just in dem Moment, als Luigi hineinstürzte und seine Schwester in die Arme schloss.
    Nun eilten weitere Männer mit Kerzen und Waffen herbei, brüllten wild durcheinander und wollten wissen, was vorgefallen war.
    Marcita lag reglos in den Armen ihres Bruders, ihre offenen dunklen Locken fielen ihr über die Schultern und ihr elegantes Nachthemd war zerfetzt, sodass ihr wunderbarer Körper entblößt war. Auf ihren Armen, Beinen, Brüsten und Schultern sah man langgezogene Kratzer.
    Dann öffnete sie die Augen. Ein Schauer durchzuckte sie, sie begann wild zu kreischen, klammerte sich noch enger an Luigi und flehte ihn an, nicht zuzulassen, dass jemand sie mit sich fortnahm.
    »Die Tür!«, wimmerte sie. »Ich hatte sie nicht abgeschlossen. Etwas ist in der Dunkelheit in mein Zimmer geschlichen. Ich habe mit meinem Dolch darauf eingestochen, aber es hat mich zu Boden geschleudert und wieder und wieder an mir gerissen. Dann habe ich das Bewusstsein verloren.«
    »Wo ist von Schiller?«, fragte der Spanier. In seinen dunklen Augen flackerte jetzt ein wildes Feuer. Die Umstehenden blickten sich um – außer dem Deutschen waren alle Gäste anwesend. Ich bemerkte, wie de Montour das Mädchen anschaute, und sein Gesicht wirkte noch ausgezehrter als sonst. Ich fand es seltsam, dass er keine Waffe trug.
    »Von Schiller also!«, rief Desmarte wütend.
    Die Hälfte der Anwesenden folgte Dom Vincente in den Korridor hinaus. Wir begannen mit einer rachelüsternen Durchsuchung des gesamten Schlosses – und fanden von Schiller in einer kleinen, dunklen Diele. Er lag mit dem Gesicht nach unten in einem dunkelroten Fleck, der sich immer mehr ausbreitete.
    »Das ist das Werk eines Eingeborenen!«, schrie Desmarte bestürzt.
    »Unsinn«, brüllte Dom Vincente. »Kein Eingeborener könnte an den Soldaten vorbei hier eindringen. Alle Sklaven, von Schillers eingeschlossen, waren in den Sklavenquartieren hinter verriegelten Türen eingesperrt. Nur Gola, der in Pierres Zimmer schläft, und Ysabels Zofe waren im Schloss.«
    »Aber wer sonst hätte so etwas tun können?«, stieß Desmarte wütend aus.
    »Sie!«, antwortete ich ohne zu zögern. »Oder weshalb sind Sie sonst so rasch aus

Weitere Kostenlose Bücher