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Volk der Finsternis - Horrorgeschichten (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition)

Volk der Finsternis - Horrorgeschichten (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition)

Titel: Volk der Finsternis - Horrorgeschichten (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert E. Howard
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Türken, der vor Schmerzen vermutlich nicht mehr bei klarem Verstand war.
    Diese Knochen mögen die des Königs sein, der in der Legende erwähnt wird – in der trockenen Wüstenluft hätten sie endlos lange erhalten bleiben können – aber ich bezweifle es. Vielleicht ist er Assyrer – wahrscheinlich Araber –, aber bestimmt nur irgendein Dieb, der das Juwel gefunden hat und dann aus irgendwelchen Gründen auf diesem Thron gestorben ist.«
    Der Afghane hörte ihn kaum. Er betrachtete den großen Stein mit ängstlicher Faszination – wie ein hypnotisierter Vogel, der einer Schlange in die Augen sieht.
    »Sieh ihn dir an, sahib «, flüsterte er. »Was ist das? Menschenhände haben niemals einen Stein wie diesen geschliffen. Sieh doch – er pulsiert und pocht wie das Herz einer Kobra!«
    Steve sah sich den Stein an und verspürte ein unbestimmtes, eigenartiges Gefühl des Unbehagens. Obwohl er sich mit Edelsteinen gut auskannte, hatte er noch nie einen solchen Stein gesehen. Auf den ersten Blick hatte er ihn für den riesigen Rubin gehalten, von dem die Legenden erzählten. Nun war er sich nicht mehr so sicher, und es beschlich ihn das Gefühl, dass Yar Ali recht hatte – dass dies kein natürlicher, normaler Edelstein war. Er konnte den Stil, in dem der Stein geschliffen war, nicht benennen, und das schreckliche Leuchten strahlte eine solche Macht aus, dass es ihm schwer fiel, ihn für längere Zeit genauer zu betrachten. Die ganze Szene wirkte nicht gerade beruhigend auf angespannte Nerven. Die dicke Staubschicht auf dem Boden zeugte von einer unheilvollen Vergangenheit und das graue Licht beschwor eine unwirkliche Atmosphäre herauf. Die hohen schwarzen Mauern umschlossen alles mit einer Finsternis, hinter der sich womöglich noch weit unheimlichere Dinge verbargen.
    »Wir nehmen den Stein und verschwinden!« sagte Steve, während ein ungewohntes Gefühl panischer Angst in ihm aufstieg.
    »Warte!« Yar Alis Augen flammten auf, aber sein starrer Blick richtete sich nicht auf den Stein, sondern auf die dunklen Steinwände. »Wir sind Fliegen im Versteck einer Spinne! Sahib, beim Leben Allahs – in dieser Stadt des Schreckens lauern nicht nur die Geister uralter Ängste! Ich spüre, dass Gefahr sich nähert. Dieses Gefühl hatte ich schon viele Male – in einer Dschungelhöhle, in der ein Python unerkannt im Dunkeln lauerte, oder im Tempel von Thuggee, als die versteckten Würger von Siva darauf warteten, uns anzufallen – und jetzt ist es zehnmal so stark!«
    Steve stellten sich die Haare auf. Er wusste, dass Yar Ali ein unerbittlicher Kämpfer war, der sich nicht durch alberne Furcht oder sinnlose Panik verunsichern ließ. Er erinnerte sich gut an die Begebenheiten, die der Afghane erwähnt hatte, ebenso wie an andere, bei denen Yar Alis orientalischer, beinahe telepathischer Instinkt ihn vor Gefahren gewarnt hatte, lange bevor sie zu sehen oder zu hören gewesen waren.
    »Was für eine Gefahr, Yar Ali?«, flüsterte er.
    Der Afghane schüttelte den Kopf, und seine Augen wurden von einem mysteriösen Glanz erfüllt, als er nach den in seinem Unterbewusstsein verborgenen Ahnungen lauschte.
    »Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass es uns sehr nahe ist, und es ist sehr alt und sehr böse. Ich glaube …« Er hielt plötzlich inne und drehte sich um, und der unheimliche Glanz in seinen Augen wich einem wolfsgleichen Blick voller Angst und Argwohn.
    »Hörst du, sahib! «, brach es aus ihm heraus. »Die Geister der Toten kommen die Treppe herauf!«
    Steve erstarrte, als das Geräusch von schleichenden Schritten und weichen Sandalen auf steinernen Stufen an sein Ohr drang.
    »Bei Judas, Ali!«, rief er. »Dort draußen ist etwas …«
    Von den antiken Wänden hallte das Echo eines Chors wilder Schreie wider, als eine Horde schrecklicher Kreaturen die Kammer überschwemmte. Für einen Augenblick war Steve wie betäubt und glaubte, sie würden von Kriegern angegriffen, die aus einer verlorenen Zeit wiederauferstanden waren, aber dann zischte eine feindliche Kugel an seinem Ohr vorbei und der beißende Pulvergeruch sagte ihm, dass ihre Angreifer durchaus real waren. Clarney fluchte. Sie hatten sich hier in Sicherheit gewähnt und waren wie Ratten in die Falle ihrer arabischen Verfolger gegangen.
    Während der Amerikaner noch sein Gewehr anlegte, feuerte Yar Ali aus kurzer Entfernung einen tödlichen Schuss aus der Hüfte ab, warf sein leeres Gewehr in die Menge und raste wie ein Wirbelsturm die Treppe hinunter,

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