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Volk der Finsternis - Horrorgeschichten (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition)

Volk der Finsternis - Horrorgeschichten (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition)

Titel: Volk der Finsternis - Horrorgeschichten (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert E. Howard
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Gebäude einst eine imposante Villa aus der Kolonialzeit gewesen war. Während ich bewegungslos im Sattel saß, zog vor meinem inneren Auge ein Bild der vergangenen Pracht dieses Anwesens vorbei – ich sah weite Plantagen, aristokratische Südstaaten-Generäle, Bälle, tanzende Paare, galante Gentlemen …
    All das war nun verschwunden – ausgelöscht durch den Bürgerkrieg. Wo einst die Felder der Plantage blühten, standen heute Kiefern, die galanten Gentlemen und ihre Herzensdamen waren seit Langem tot und vergessen, die Villa verfallen und zerstört …
    Welche Bedrohung erwartete mich nun in den dunklen, staubigen Zimmern, in denen Mäuse an den Möbeln nagten und Eulen einen Schlafplatz fanden?
    Als ich aus dem Sattel sprang, schnaubte mein Pferd plötzlich laut und stellte sich mit aller Kraft auf die Hinterbeine, sodass es mir die Zügel aus der Hand riss. Ich versuchte, sie wieder zu fassen zu bekommen, aber es drehte sich um, galoppierte davon und verschwand wie der Schatten eines Kobolds in der Finsternis. Sprachlos blieb ich stehen und lauschte dem verklingenden Donnern seiner Hufe – und dann spürte ich, wie ein eiskalter Finger meine Wirbelsäule entlangstrich. Es ist kein besonders angenehmes Gefühl, wenn sich die einzige Fluchtmöglichkeit in einer so unheilschwangeren Umgebung plötzlich in Luft auflöst.
    Ich war jedoch nicht hierhergekommen, um vor der Gefahr davonzulaufen. Entschlossen bewegte ich mich auf die Veranda zu, in der einen Hand eine schwere Pistole, in der anderen eine Taschenlampe. Über mir ragten mächtige Säulen auf. Die Tür stand offen, sie hing nur noch in den gebrochenen Angeln. Ich schaltete meine Taschenlampe ein und leuchtete die weite Eingangshalle mit dem hellen Lichtstrahl ab, sah jedoch nur Staub und noch mehr Verfall.
    Ich schaltete die Lampe wieder aus und trat vorsichtig ein.
    Als ich in der Halle stand und versuchte, meine Augen an die Finsternis zu gewöhnen, wurde mir bewusst, dass ich so leichtsinnig war, wie man es überhaupt nur sein konnte. Wenn Joe Cagle sich irgendwo in diesem Haus versteckte, dann musste er nur darauf warten, dass ich meine Taschenlampe einschaltete – und konnte mich mit Blei vollpumpen.
    Dann fielen mir seine Drohungen gegen Joan wieder ein, die in genau diesem Augenblick gewiss noch wach war und erschöpft und ängstlich wartete, ob er wirklich zurückkam. Meine Entschlossenheit wuchs. Falls Joe Cagle sich wirklich in diesem Haus aufhielt, bedeutete dies seinen Tod.
    Ich ging zur Treppe hinüber, denn mein Instinkt sagte mir, dass der Mann, sofern er tatsächlich im Haus war, irgendwo im zweiten Stock zu finden sein würde. Ich tastete mich nach oben und erreichte schließlich den Treppenabsatz, der von einem Mondstrahl erhellt wurde, der durch ein Fenster hereinbrach. Auf dem Boden lag eine so dicke Staubschicht, als sei er zwei Jahrzehnte lang unberührt gewesen. Ich vernahm Fledermausflügel flüstern und Mäusefüße trippeln. Im Staub waren keine Spuren zu erkennen, die auf die Anwesenheit eines Menschen hingedeutet hätten, doch ich war mir sicher, dass es noch weitere Treppen gab. Vielleicht war Cagle ja auch durch ein Fenster ins Haus eingedrungen.
    Ich ging den Flur entlang – er glich einem schrecklichen Labyrinth aus schwarzen, bedrohlichen Schatten und grellen Mondstrahlen, die durch die Fenster hereinfielen. Außer meinen gedämpften Schritten auf dem dick mit Staub bedeckten Boden war kein Geräusch zu hören. Ich kam an zahlreichen Zimmern vorbei, doch im Schein meiner Taschenlampe erkannte ich nichts als vermoderte Wände, abgesackte Decken und zerbrochene Möbel. Endlich erreichte ich am Ende des Korridors ein Zimmer, das verschlossen war. Ich hielt inne, und in mir stieg ein unglaubliches Gefühl auf, das meine Nerven stählte. Mein Herz klopfte heftig. Irgendwie wusste ich, dass hinter dieser Tür etwas Geheimnisvolles, Bedrohliches wartete …
    Vorsichtig richtete ich meine Taschenlampe auf die Tür. Die Staubschicht davor war aufgewühlt worden, sodass direkt vor der Tür ein bogenförmiger Streifen des Fußbodens zu erkennen war. Die Tür war also vor sehr kurzer Zeit geöffnet und wieder geschlossen worden.
    Behutsam drehte ich am Knauf, zuckte zusammen, als er laut quietschte, und erwartete jeden Moment, dass die Tür von einer Ladung Blei durchlöchert wurde. Alles blieb still. Ich riss die Tür auf und sprang schnell zur Seite.
    Kein Schuss, kein Geräusch war zu hören.
    In geduckter Haltung sah ich mit

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