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Volk der Finsternis - Horrorgeschichten (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition)

Volk der Finsternis - Horrorgeschichten (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition)

Titel: Volk der Finsternis - Horrorgeschichten (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert E. Howard
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zurück, das Blut gefror mir in den Adern. Die Tür, durch die ich eben hereingekommen war, öffnete sich langsam! Ein heftiger Windstoß fuhr durch den Raum, und die Tür schwang weit auf …
    Ich wappnete mich für den Anblick eines fürchterlichen Schreckens in der offenen Tür, und sah – nichts!
    Wie alle anderen Zimmern auf dieser Seite des Korridors war auch dieses von Mondlicht durchflutet, das durch die Flurtür hereinströmte und auf die gegenüberliegende Wand fiel. Falls irgendeine unsichtbare Kreatur aus dem Nebenzimmer hereinkommen sollte, hätte sie das Mondlicht nicht im Rücken. Und dennoch fiel ein verzerrter Schatten auf die mondbeschienene Wand – und dieser Schatten wuchs, so als gehöre er zu einem Wesen, das sich vorwärtsbewegte!
    Obwohl der Winkel, in dem der Schatten fiel, die Form zusätzlich verzerrte, konnte ich die Umrisse genau erkennen – breit, schwankender Gang, geduckte Haltung, nach vorne gestreckter Kopf, lange, menschenähnliche, schwingende Arme – merkwürdig menschlich und doch entsetzlich unmenschlich. All dies erkannte ich in dem näherkommenden Schatten, aber ich sah kein körperliches Wesen, das diesen Schatten hätte werfen können.
    Dann wurde ich von Panik erfasst und feuerte immer wieder auf den scheinbar leeren Türrahmen vor mir. Das Haus erbebte vom krachenden Echo der Schüsse und füllte sich mit dem beißenden Geruch des Schießpulvers. In meiner Verzweiflung jagte ich die letzte Kugel mitten in den schwebenden Schatten, genauso, wie Joe Cagle es im letzten schrecklichen Augenblick vor seinem Tod getan haben musste. Der Hammer fiel mit einem hohlen Geräusch auf eine leere Patronenhülse, und ich warf die leere Pistole wie wild gegen die unsichtbare Bedrohung. Das Ding hatte nicht einen Augenblick lang innegehalten – und nun war mir der Schatten ganz nahe.
    Als ich rückwärtstaumelte, berührte ich mit meinen zitternden Händen plötzlich die Tür und drehte am Knauf. Die Tür bewegte sich nicht – sie war verschlossen! Nun richtete sich der Schatten an der Wand neben mir zu voller Größe auf, schwarz und grauenvoll. Dann erhob er zwei riesige, baumartige Arme …
    Ich schrie auf und warf mich mit voller Wucht gegen die Tür. Sie gab mit einem Krachen nach, Splitter flogen und ich fiel in das dahinter liegende Zimmer.
    Was dann folgte, war der reinste Albtraum. Ich rappelte mich auf, ohne mich umzublicken, und eilte in den Korridor hinaus. Vor mir erkannte ich – wie durch einen Nebelschleier – den Treppenabsatz und stürzte darauf zu. Der Korridor war lang – er schien sich bis ans Ende der Zeit zu erstrecken, als ich ihn entlangrannte. Ein schwarzer Schatten folgte mir dicht auf den Fersen, flog an der mondbeschienenen Wand entlang, und verschwand für einen Augenblick in der tiefen Finsternis, nur um im nächsten Augenblick in einem Mondstrahl wieder aufzutauchen, der durch ein Außenfenster hereinbrach.
    Über die gesamte Länge des Korridors blieb er an meiner Seite, fiel auf die Wand zu meiner Linken und erinnerte mich daran, dass das Wesen, das ihn warf – was auch immer es sein mochte – dicht hinter mir war. Seit Langem erzählt man sich, dass der Schatten eines Geistes im Mondlicht sichtbar wird, obwohl der Geist selbst für den Menschen unsichtbar bleibt – doch gewiss hat nie ein Mensch gelebt, der einen Schatten von so bestialischer, unmenschlicher Form hätte werfen können wie den, vor dem ich mit entsetzlicher, vernunftloser Angst floh!
    Ich hatte die Treppe beinahe erreicht – als der Schatten sich plötzlich vor mir aufbaute! Das Ding musste direkt hinter mir sein – es streckte seine unsichtbaren Arme aus, um mich zu packen.
    Ein kurzer Blick über die Schulter versetzte mir einen weiteren, schrecklichen Stich: Neben meinen Fußspuren formten sich auf dem staubigen Boden weitere Abdrücke – riesige Abdrücke von missgebildeten Füßen, von furchtbaren Klauen! Mit einem Schrei des Entsetzens wirbelte ich nach rechts und sprang auf ein offenes Fenster zu – ich handelte unbewusst, wie ein ertrinkender Mann, der nach einem Seil greift …
    Ich prallte mit der Schulter gegen den Fensterrahmen, fiel hinaus und spürte nur noch, wie mein Körper durch die Luft flog. Während die Erde auf mich zuraste, erhaschte ich einen flüchtigen, verwirrten Blick auf den Mond, die Sterne und die dunklen Kiefern – und dann brach schwarzes Vergessen über mich herein.
    Als ich das Bewusstsein wiedererlangte, spürte ich als Erstes, wie sanfte

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