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Volk der Finsternis - Horrorgeschichten (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition)

Volk der Finsternis - Horrorgeschichten (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition)

Titel: Volk der Finsternis - Horrorgeschichten (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert E. Howard
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gespannter Waffe am Türpfosten vorbei und ließ meinen Blick durch den Raum schweifen. Ein schwacher, beißender Geruch drang an meine Nase – Schießpulver. Waren die Schüsse, die ich gehört hatte, in diesem Zimmer abgefeuert worden?
    Das Mondlicht floss über eine brüchige Fensterbank herein und verbreitete ein vages Leuchten im Zimmer. Ungefähr in der Mitte des Raumes lag eine dunkle, massige Gestalt, die aussah wie ein Mensch. Ich trat über die Schwelle, beugte mich über die Gestalt und richtete den Lichtstrahl der Taschenlampe auf das mir zugewandte Gesicht.
    Joan würde sich nie mehr vor den Drohungen von Joe Cagle fürchten müssen, denn die Gestalt auf dem Boden war Joe Cagle – und er war tot.
    In der Nähe seiner ausgestreckten Hand lag ein Revolver. Ich hob ihn auf und stellte fest, dass alle Kammern mit leeren Patronenhülsen gefüllt waren. Der Mann selbst hatte jedoch keine Schusswunden. Auf wen hatte er geschossen? Und was hatte ihn getötet?
    Ein zweiter Blick auf seine verzerrten Gesichtszüge verriet es mir. Ich hatte diesen Ausdruck schon einmal in den Augen eines Mannes gesehen, der von einer Klapperschlange gebissen worden war – ein Mann, der vor Angst gestorben war, noch bevor das Gift des Reptils ihn hatte töten können. Cagles Mund stand weit offen, seine toten Augen starrten grausam ins Leere. Er war vor Angst gestorben – aber was für eine grässliche Erscheinung hatte diese Angst ausgelöst …?
    Bei diesem Gedanken brach auf meiner Stirn kalter Schweiß aus und die kurzen Haare in meinem Nacken stellten sich auf. Urplötzlich wurde ich mir der völligen Stille und Einsamkeit des Ortes bewusst, an dem ich mich zu jener mitternächtlichen Stunde befand … Irgendwo im Haus wimmerte eine Ratte. Ich fuhr erschrocken hoch und blickte nach oben – und hielt, wie festgefroren, abrupt inne. Die gegenüberliegende Wand war in Mondlicht getaucht, aber ganz plötzlich hatte sich ein stummer Schatten auf sie gelegt.
    Ich sprang auf und drehte mich blitzschnell zur anderen Tür um. Der Ausgang war frei. Ich stürzte aus dem Zimmer und durch eine weitere Tür, die ich hinter mir zuknallte …
    Dann blieb ich wie vom Donner gerührt stehen. In der Stille war kein Geräusch zu hören. Was hatte eben dort in der Tür zum Flur gestanden und diesen mächtigen Schatten auf die Wand des Raumes geworfen, in dem ich mich befand? Ich zitterte noch immer vor Angst, vor dem Unerklärlichen. Der Gedanke an einen zu Tode verzweifelten Mann war schrecklich genug, aber der Blick, den ich auf diesen Schatten geworfen hatte, hatte auch einen Schatten auf meiner Seele hinterlassen, der etwas Fremdartiges, Gottloses bedeutete – etwas Unmenschliches!
    Das Zimmer, in dem ich mich nun befand, grenzte ebenfalls an den Flur. Ich schlich auf die Tür zu, die zum Korridor führte – aber der Gedanke an eine Konfrontation mit dem Wesen, das vermutlich in der Dunkelheit lauerte, ließ mich zögern. Dann öffnete sich die Tür …
    Ich vermochte nichts zu erkennen, aber mir wurde eiskalt und ich erstarrte innerlich, als ein grauenhafter Schatten über den Boden kroch und auf mich zukam!
    Tiefschwarz zeichnete er sich im Mondlicht auf dem Boden ab. Es sah so aus, als stünde ein fürchterliches Wesen im Türrahmen, dessen langgezogene, verzerrte Gestalt sich über den gesamten Boden bis zu meinen Füßen erstreckte. Der Türrahmen war jedoch völlig leer!
    Ich rannte quer durch das Zimmer und durch die Tür, die in den nächsten Raum führte. Ich befand mich noch immer neben dem Flur – alle Zimmer dieses Stockwerks schienen an den Korridor zu grenzen. Ich bebte förmlich, hielt inne und umfasste den Revolver so fest mit meiner schweißnassen Hand, dass der Lauf wie ein Blatt im Wind zitterte.
    In der Stille kam mir das Klopfen meines Herzen wie ein lautes Donnern vor. Was, um Himmels willen, war das für ein schreckliches Ding, das mich durch diese dunklen Zimmer jagte? Wie konnte es einen solchen Schatten werfen, wenn seine eigentliche Gestalt doch unsichtbar war? Die Stille lag wie ein finsterer Nebel auf dem Haus, die geisterhaften Strahlen des Mondlichts zeichneten ein unheimliches Muster auf den Boden. Nur zwei Zimmer entfernt lag die Leiche eines Mannes, der etwas so unbeschreiblich Schreckliches gesehen hatte, dass es ihn um den Verstand gebracht und ihn das Leben gekostet hatte. Und hier stand ich, allein mit dem unbekannten Ungeheuer …
    Was war das? Das Knarren uralter Scharniere! Ich wich an die Wand

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