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Voll auf Ex-Kurs Roman

Titel: Voll auf Ex-Kurs Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Gold
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Marathonläuferin!
    Während ständig Leute an mir vorbeipesen, die offenbar wesentlich fitter sind als ich (einmal sogar eine uralte Omi, die mich vermutlich noch mit ihrem Hackenporsche überholen würde, wenn ich gerade den Eindruck hätte, ich würde einen Sprint hinlegen), überlege ich, ob Laufen eventuell nicht der richtige Sport für mich ist. Vielleicht lieber Schwimmen? Nur möchte ich mich in meinem derzeitigen körperlichen Zustand nur ungern im Badeanzug unter Leute wagen. Nordic Walking? Nee, dieses Rumgehampel mit Stöcken sieht immer albern aus. Fahrradfahren? Hab gar kein Rad. Hallen-Halma? Hö, hö, ja, das wär’s!

    Mein Handy klingelt, eilig nestele ich es aus der Nierentasche, die ich mir um den Bauch geschnallt habe. »Mein kleiner Kommunikationsjunkie« hat Basti mich oft genannt, weil ich immer, überall und auf allen Kanälen erreichbar bin. Und jetzt, wo ich darauf warte, dass Basti merkt, dass ich mich nicht mehr melde und das Gesetz von der Distanz, die Nähe schafft, zu wirken beginnt, habe ich das Telefon natürlich erst recht überall dabei. Ein schneller Blick aufs Display. Nein, kein Basti. Es ist die Nummer von Lars, die ich gestern abgespeichert habe.
    »Hi Lars«, melde ich mich.
    »Na, Frau Kollegin«, kommt es fröhlich vom anderen Ende der Leitung. »Wollte mal fragen, wie der erste Tag bei dir so läuft.«e
    »Prima«, antworte ich. »Bin nach fünf Minuten Joggen fast zusammengebrochen, schleppe mich jetzt durch den Stadtpark zurück zu meinem Auto und dann nach Hause. Ach ja«, füge ich hinzu, »und dann bin ich heute auch noch fristlos gefeuert worden. Und bei mir im Briefkasten habe ich vorhin die Vorladung zu meiner Scheidung gefunden, also alles bestens!«
    »Äh«, erwidert Lars irritiert. »Das waren jetzt ein bisschen viele Informationen auf einmal. Wieso bist du entlassen worden? Und was für eine Scheidung?«
    »Das sind zwei lange Geschichten. Beziehungsweise, eigentlich sind sie ganz kurz: Rausgeschmissen haben sie mich, weil ich Mist gebaut habe. Und die Sache mit meiner Ehe ist ein kleines Detail, das ich manchmal zu erzählen vergesse.«
    »Verstehe«, meint Lars, und ich kann ihm anhören, dass er gerade vermutlich breit grinst. »Klingt aber eigentlich doch nach längeren Geschichten. Lust, sie mir zu erzählen? Sonntagabend vielleicht, da könnten wir uns zu einem Pflichtdate treffen.«

    »Gern«, antworte ich. »Ich kann aber auch an jedem anderen Tag, hab ja jetzt jede Menge Zeit.«
    »Wir können uns auch Samstagabend treffen. Dachte nur, ich schlage den Sonntag vor, das klingt dann nicht allzu sehr nach einem Date-Date, verstehste?« Ich muss lachen.
    »Stimmt. Aber da ich ab sofort jeden Tag ausschlafen kann, ist es zumindest für mich relativ egal.«
    »Dann lass uns doch gleich morgen Abend treffen. So um acht im die herren simpel in der Schanze? Kennst du das?«
    »Ja«, antworte ich. »Klingt gut!«
    »Da freu ich mich! Bis dann.«
    Ich will schon auflegen, als mir noch etwas einfällt. »Ach, Lars«, rufe ich.
    »Ja?«
    »Und wie ist dein Tag bisher gelaufen?«
    »Lass mal überlegen … Also, meinen Job hab ich noch. Scheidung steht auch nicht an.« Ich muss kichern. »Aber beim Laufen war ich in etwa so erfolgreich wie du, bin nach einer Runde durch den Inno-Park beinahe mit Blaulicht abtransportiert worden, und das sind nur vierhundert Meter!«
    »Sieht so aus, als wären wir wirklich keine Sportskanonen«, stelle ich fest.
    »Nein, das kann man nicht behaupten. Aber wir könnten ja«, schlägt er vor, »in Zukunft mal zusammen laufen? Und uns dann gegenseitig stützen, wenn einer von uns beiden umfällt.«
    »Willst du mein Pflichtdate oder mein Laufpartner sein?«, ziehe ich ihn kokett auf.
    »Och, bei so einer hübschen und charmanten Gesellschaft ist mir das eigentlich egal, von mir aus können wir auch Hallen-Halma miteinander spielen.« Ich pruste los. Unglaublich, dieser Mann denkt ständig das Gleiche wie ich!

    »Vielen Dank für das Kompliment«, sage ich, nachdem ich mich von meinem Lachanfall erholt habe. »Aber du kannst mir glauben: So, wie ich gerade aussehe, legst du keinen Wert auf meine Gesellschaft. In zerbeulter Jogging-Hose, Schlabbershirt und mit rotem Kopf bin ich wahrlich kein schöner Anblick.«e
    »Dann hast du ja noch bis morgen Abend Zeit, daran was zu ändern!«
    »Das mach ich«, verspreche ich. Wir verabschieden uns und legen auf.
    Schon komisch. Habe ich gerade mit Lars geflirtet? Ich würde fast vermuten: Ja.

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