Voll auf Ex-Kurs Roman
das nun auch wieder nicht. Barbara hat sich mittlerweile fast in ihrem Bildschirm verkrochen, so sehr
muss sie ein hysterisches Prusten unterdrücken. Sie kämpft sichtlich mit ihren zuckenden Mundwinkeln.
Kurze Zeit später erscheint tatsächlich Thomas und baut Ursulas Arbeitsplatz wieder ab.
»Mannomann«, meint er, während er kopfschüttelnd Uschis Monitor auf sein Transportwägelchen stellt und die Anschlusskabel zusammenrollt. »Möchte mal wissen, was hier heute los ist! Ne Arbeitsbeschaffungsmaßnahme, oder was? Als hätte ich nicht genug zu tun! Erst soll ich was hinstellen, dann wieder abholen, dann alles wieder anders. Behrmann weiß wohl auch nicht, was er will.« Er sieht mich an. »Pia, ich bring dir nachher noch den neuen Computer zurück.«
»Danke, Thomas.« Er bugsiert noch den Rechner neben den Monitor, Ursula trottet hinter ihm her, als er den ganzen Krempel zurück in ihr altes Dreierbüro bringt.
»Na, denn«, verabschiedet sie sich, »war zwar etwas kurz, aber trotzdem nett. Vielleicht wird’s ja ein anderes Mal was mit uns.«
»Ja, vielleicht«, sage ich so nett wie möglich zu ihr, weil sie dabei ziemlich traurig wirkt.
»Tschühüüss!«, ruft Barbara und winkt. Kaum ist die Tür zu, bricht sie in schallendes Gelächter aus. »Das ist ja gerade noch mal gut gegangen!«, bringt sie japsend hervor. »Ehrlich, ich dachte schon, das überleb ich nicht. Danke, danke, danke, dass du es dir noch einmal überlegt hast!«
»Bitteschön«, erwidere ich düster. Meine große Liebe, nun habe ich sie also doch verraten und verkauft. Nur, weil ich einer Kollegin gegenüber intolerant bin. Und weil ich keine Lust auf blöde Etats habe. Und einen neuen Computer bekomme. Dann muss ich gegen meinen Willen lächeln. Na gut, zwanzigtausend Euro sind natürlich auch nicht zu verachten,
das muss ich schon sagen. Die sollte ich auf die hohe Kante legen. Dann kann ich mir, wenn ich mit achtzig einsam und allein auf der Parkbank sitze, vielleicht ein bisschen Gesellschaft anmieten.
10. Kapitel
Unverhoffte Erkenntnis
»Das ist doch eine tolle Sache!« Philip und ich sitzen nebeneinander auf einer Bank im Stadtpark. Schon wieder habe ich ziemlich schnell schlappgemacht, aber wie mein Mann mir erklärte, darf ich schließlich auch keine »Wunder« erwarten. »Ich finde das echt grandios, meine Frau wird berühmt!«
»Weiß nicht«, ich übergehe den Meine-Frau-wird-berühmt-Einwurf. »Bei dem Gedanken, als Model für eine Kampagne herhalten zu müssen, ist mir nicht ganz wohl. Hättest mal sehen sollen, wie die mich angeglotzt haben! Ich hab eben keine 90-60-90-Maße, auf Fotos wird das bestimmt grässlich aussehen.«
»Quatsch, du wirst da eine super Figur machen! Außerdem tun wir doch gerade was für deine schlanke Linie«, erinnert er mich. »Wobei das meiner Meinung ja absolut nicht nötig ist«, schiebt er schnell hinterher.
»Selbst wenn die Schinderei hier was bringt, werde ich damit wohl kaum so schnell Erfolge erzielen, dass es für die Kampagne noch eine Rolle spielt.«
»Wann soll’s denn losgehen?« Ich zucke mit den Schultern.
»Keine Ahnung, aber ich habe den Eindruck, die Müllermänner haben es ziemlich eilig.« Ich lasse meinen Kopf gegen seine Schulter sinken. »Ach, Philip, ich mag einfach nicht!« Er streichelt mir übers Haar, und ich genieße es, mich mal kurz
so richtig hängen lassen zu können. Egal, wie mein Mann und ich als Paar so waren – es gab und gibt niemanden, bei dem ich mich je so geborgen gefühlt habe wie bei ihm. Da kam sogar Basti nicht ran.
Basti. Tja. Der Hauptpunkt, weshalb ich gegen die Kampagne bin, und was ich Philip natürlich nicht erzählen kann. Nach der Arbeit habe ich noch einmal schnell die Notfall-Hotline von Clemens Schüttler angerufen und ihm von der aktuellen Lage erzählt. Der war leider komplett ratlos, so einen Sonderfall hatte er bisher noch nicht. Seiner Meinung nach könnte es durchaus sein, dass mein Ex beeindruckt von meinem medialen Auftritt ist. Für wahrscheinlicher hielt er es aber, dass Basti sich von mir veräppelt fühlt und dann erst recht nichts mehr mit mir zu tun haben will. »Warten Sie’s ab«, war schließlich sein Rat, »Sie werden ja sehen, wie und ob er reagiert.« Danke fürs Gespräch! Und das für nur günstige 2,39 Euro pro Minute …
»Komm«, Philip schiebt mich zur Seite und steht auf. »Lass uns mal wieder nach Hause laufen, mir wird langsam ein bisschen kalt.«
Bei meiner Wohnung angelangt will ich mich
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