Voll auf Ex-Kurs Roman
auch für Frau Weiland.« Ein fast bedauernder Ausdruck tritt auf Frau Winkels Gesicht, und ich möchte wetten, dass sie sich gerade wünscht, Barbaras Ehe würde in nächster Zeit in die Brüche gehen.
»Dem schließe ich mich an«, meint Roland Behrmann.
»Ich will aber nicht!« Wie ein bockiges Kind verschränke ich beide Arme vor der Brust. Mir egal, was die wollen oder ob Roland Behrmann mich gleich wieder an die frische Luft setzt. Soll er doch, bin schließlich keine Leibeigene und lasse mich zu nichts zwingen.
»Frau Weiland«, poltert Roland Behrmann sofort wieder wütend los, und sein Kopf läuft hochrot an, »ich …«
»Lassen Sie nur«, geht Martina Winkel dazwischen und bedenkt mich mit einem milden Lächeln, »Frau Weiland sollte sich tatsächlich ein bisschen Zeit nehmen, um über unsere Idee nachzudenken. Und natürlich auch über unser Angebot.«
»Angebot?«, will ich wissen.
»Selbstverständlich«, teilt Hardy Petersen mir mit. »Sie sollen das natürlich nicht umsonst machen, wir würden Ihnen als Model für die Kampagne ein Honorar von zwanzigtausend Euro zahlen.«
»Was?« Barbara entfährt ein kieksender Laut, und sie schlägt sich erschrocken mit einer Hand vor den Mund. In ihren Augen: Dollarzeichen! »Entschuldigung, das äh, ist ja wirklich sehr großzügig von Ihnen.«
»Ja, wir lassen uns nicht lumpen bei Müllermanns Baumärkte«, erklärt der Geschäftsführer gönnerhaft. Ich selbst bin ebenfalls wie vom Donner gerührt, zwanzigtausend Euro, das wäre durchaus ein guter Grund, um auf meine Prinzipien zu pfeifen. Aber will ich dafür meine große Liebe verkaufen? Was sind schon zwanzigtausend Euro, wenn es um den Mann meines Lebens geht? Na ja, immer noch eine Stange Geld, das muss ich zugeben.
»Äh, also«, stottert meine Kollegin, »wenn Frau Weiland es trotzdem auf gar keinen Fall machen will, dann könnte ich ja vielleicht doch noch einmal darüber nachdenken, ob ich nicht … da gäbe es unter Umständen ja Mittel und Wege …«
»Ich würde sagen«, fällt Petersen ihr ins Wort, »wir melden uns morgen, und Sie teilen uns Ihre Entscheidung mit. Okay, Frau Weiland?« Ohne meine Antwort abzuwarten – vermutlich geht er davon aus, dass ich bei so viel Kohle sowieso nicht Nein sagen werde – verabschiedet er sich von uns. Martina Winkel tut es ihm gleich, dann werden die beiden von Roland Behrmann aus unserem Büro geführt.
»Zwanzigtausend Euro!«, ruft Barbara, sobald sie aus der Tür sind. »Uff!«
»Ich bin trotzdem nicht käuflich.«
»Aber bescheuert. Für so viel Geld würde ich meine Oma verhökern.«
»Meine Oma schon«, wende ich ein. »Aber nicht meinen Basti.«
»Was hat denn der damit zu tun?« Ich erkläre Barbara, was es damit auf sich hat, und dass Clemens Schüttler meinte, ich müsse nun unbedingt und konsequent auf Tauchstation gehen.
»Das ist doch Unsinn«, kommentiert Babs. »Ich sehe das komplett anders: Du wirst ein echter Star, und ihm wird erst recht bewusst, was er an dir verloren hat!«
»Ein Star? Für Müllermanns Baumärkte? Ich weiß ja nicht …«
»Na, du musst es selbst wissen. Ich würd’s jedenfalls sofort machen und könnte mir in den Hintern beißen, dass ich vorhin was von Authentizität gequatscht habe.« Ich grinse sie an.
»Selbst Schuld. Das hat man eben davon, wenn man versucht, seine Kollegin reinzureiten.«
Zehn Minuten später steht Roland Behrmann wieder bei uns im Büro.
»So, Frau Weiland«, kommt er ohne Umschweife zur Sache.
»Ich gehe mal davon aus, dass Sie Ihre kindische Weigerung noch einmal überdacht haben.«
»Nein, habe ich nicht.« Ich bin die Jeanne d’Arc der Beziehungsrettung, aufrecht in den Tod! »Die Sache bleibt für mich nach wie vor indiskutabel. Von mir aus können Sie mich jetzt auch wieder rausschmeißen.« Mein Boss zögert einen Moment. Dann tritt ein Lächeln auf sein Gesicht.
»Das werde ich nicht, denn ich habe eine viel bessere Idee.« Mit diesen Worten verschwindet er wieder aus unserem Büro. Barbara und ich gucken uns an.
»Was der wohl vorhat?«, fragt meine Kollegin.
»Keine Ahnung.« Ich zucke mit den Schultern. »Schätze, wir werden es erleben.«
Und das tun wir dann auch, also, es erleben. Keine halbe Stunde später öffnet sich erneut die Tür. Thomas kommt herein und schiebt vor sich einen Rollwagen mit meinem alten Computer her.
»Soll den da«, er zeigt auf meinen neuen Mac Pro, »wieder abbauen.« Wir sehen ihm dabei zu, wie er meine neuen
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