Voll auf Ex-Kurs Roman
Gerätschaften vom Netz nimmt und mir die alte Kiste und den flackernden Monitor wieder hinstellt und anschließt.
»Könnte schlimmer kommen«, gebe ich mich kämpferisch, nachdem Thomas mit der schönen neuen Technik-Welt abgezuckelt ist.
Es kommt schlimmer. Als Nächstes erscheint Thomas mit einem Bürotisch, den er an der Kopfseite von Barbaras und meinen Arbeitsplätzen aufstellt. Auch hier baut er einen altersschwachen Computer auf, zum Schluss schiebt er einen Bürostuhl davor.
»Äh, darf ich fragen, was das werden soll?«, will Barbara wissen. Thomas zuckt mit den Schultern.
»Keine Ahnung. Anweisung vom Chef, ich führe sie nur
aus.« Kaum ist er weg, werfen Babs und ich uns ratlose Blicke zu.
»Langsam wird’s ein bisschen mysteriös«, meine ich. Wieder öffnet sich die Tür, wir fahren beide herum, um zu sehen, wer uns nun in unserer trauten Zweisamkeit stört. Nein, es wird nicht mysteriös. Es wird gruselig: Wuschi-Uschi!
»Hi Pia, hi Babs!« Sie stolpert an den soeben errichteten Arbeitsplatz und lässt den riesigen Packen Unterlagen, den sie unterm Arm klemmen hat, auf den Tisch fallen. Sie setzt sich hin – und dann legt sie auch schon los, ohne Punkt und Komma: »Behrmann hat mich zu euch umgesetzt. Verstehe zwar auch nicht, was daran besser sein soll, hier sind wir ja schließlich auch zu dritt, aber er wollte es unbedingt. Na ja, ist mir auch egal, wo ich arbeite, vielleicht tut mir ein bisschen Abwechslung gut, Sandra telefoniert auch immer so viel, da bin ich ganz froh, da wegzukommen. Wir müssen dann mal sehen, wie wir das machen, wenn eine von euch auch ständig an der Strippe hängt, kann ich mich echt nicht aufs Texten konzentrieren. Fällt mir im Moment eh schwer, ich hab schon seit Wochen totale Schlafstörungen, ich kann euch sagen, der echte Horror ist das, jede Nacht wache ich vier- oder fünfmal auf und bin morgens komplett gerädert. Kann auch sein, dass es an meiner Matratze liegt, ich muss das mal untersuchen lassen, die Rückenschmerzen, die ich hab, sind jedenfalls nicht mehr normal, kann mich oft kaum gerade halten. Ist ja aber auch kein Wunder bei dem Job hier, den ganzen Tag nur rumsitzen, das ist auf Dauer ja auch nicht gesund. Glaube auch nicht, dass unsere Arbeitsplätze wirklich ergonomisch sind, aber der Chef weigert sich ja, das mal zu ändern. Tja, Pech, dass wir hier zu klein für einen Betriebsrat sind, der hätte schon längst was unternommen, das kann ja langfristige Schäden hervorrufen, so was, aber mit uns kann
man’s ja machen. Ach, und ich weiß ja nicht, wie ihr das mit der Mittagspause macht, mir wäre schon wichtig, wenn wir uns darauf einigen könnten, dass im Büro niemand was Warmes isst, mir wird sonst immer so schnell übel von den Gerüchen, da sollten wir aufeinander Rücksicht nehmen …«
»Äh, sorry«, unterbricht Barbara Ursulas Redeschwall. »Ich müsste mal kurz was Dringendes mit Pia besprechen.« Sie steht auf und sieht mich beschwörend an. »Draußen.«
»Das haben wir alles dir zu verdanken«, schimpft sie, als wir vor der Tür im Flur stehen.
»Tut mir leid, aber dafür kann ich ja nun echt nichts.«
»Ach nein? Ist ja wohl mehr als eindeutig, dass Roland Behrmann dich damit abstrafen will. Und mich gleich mit!«
»Tja«, gebe ich schnippisch zurück, »hättest du mal deine Klappe gehalten, als ich dich als Gesicht für die Müllermanns-Kampagne vorgeschlagen habe. Dann hätten wir weiterhin unsere Ruhe, du wärst um zwanzigtausend Piepen reicher und könntest die Konten von dir und Jens ausgleichen.« Ich ernte einen zerknirschten Laut der Zustimmung.
»Meinst du, wir können Hardy Petersen und Martina Winkel davon überzeugen, es doch mit mir zu machen?«
»Geht’s dir dabei um die Zwanzigtausend oder darum, Wuschi-Uschi wieder loszuwerden?«
»Um beides. Das heißt, wenn Ursula sich wieder verzieht, wäre mir das sogar zwanzigtausend Euro wert.«
»Schätze nur, daraus wird nichts. Meiner Meinung nach hast du die Müllmänner mit deinem Authentizitäts-Gefasel mehr als überzeugt.«
»Fürchte, da hast du Recht.« Barbara versucht sich an einem treuen Hundeblick, der ihr allerdings lange nicht so gut gelingt wie Philip. »Kannst du es nicht doch machen? Bötteee!
Ist doch nur eine blöde Kampagne, nach ein paar Monaten wird die schon wieder vergessen sein.« Ich schüttele den Kopf.
»Ich hab aber keine paar Monate Zeit. Und wenn ich mit achtzig alt und einsam auf einer Parkbank sitze, um ein paar Tauben mit
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