Voll auf Zucker
Sie, dass alle Babys Süßes lieben, aber Saures oder Bitteres vehement ablehnen? Vielleicht haben Sie schon einmal gesehen, wie sich die kleine Schnute verzieht, wenn etwas Bitteres oder Saures in seinen Mund gelangt? Deutlicher (und niedlicher!) kann man sein Missfallen wohl nicht ausdrücken! Diese Bitter-/Sauer-Abneigung ist übrigens auch der Grund dafür, warum Medikamente für kleine Kinder extrem gesüßt sind – der zuckrige Beigeschmack lenkt die Geschmackszellen von den eigentlich bitteren Wirkstoffen ab, und der Husten- oder Fiebersaft wird (meistens) klaglos geschluckt.
Werden aus den Babys irgendwann Kleinkinder, tritt die angeborene Süß-Vorliebe mehr und mehr in den Hintergrund. Und dann folgt leider oft die »angewöhnte« (und lebenslang andauernde) Vorliebe für Süßes. Was passiert da mit unseren kleinen Mäusen? Nun, ist die Milch- und Breiphase vorbei, werden die Kinder stark durch ihre Ess-Erfahrungen geprägt. Und die sind eben leider oft sehr süß, weil die Eltern (und all die anderen, die es gut mit den lieben Kleinen meinen) den Kindern natürlich besonders häufig das geben, was sie auch selber gerne essen. »Modern« (und zuckerreich) ernährte Eltern haben fast immer »modern« (und zuckerreich) ernährte Kinder! Nur wenn die Erwachsenen selbst geschmackliche (und gesunde) Vielfalt leben, können das auch die Kinder übernehmen (und werden nicht zu mäkeligen Super-Süßschnäbeln!).
Apropos »geschmackliche Vielfalt«: Wussten Sie, dass sich von den tausenden Geschmackszellen, die sich im Mund befinden, drei Viertel auf der Zunge tummeln? Mit ihnen schmecken wir die Richtungen süß, sauer, salzig, bitter und umami. Von »umami« haben Sie noch nie etwas gehört? Aber ganz sicher wissen Sie, wie es schmeckt! Käse, Fleisch, Fisch, Milch und Tomaten schmecken zum Beispiel umami. Quasi alles, was sich mit »würzig-wohlschmeckend« umschreiben lässt, gehört zu dieser Geschmacksrichtung, die durch natürliches Glutamat verursacht wird! Erstaunlich, dass sich die Bezeichnung »umami« noch nicht herumgesprochen hat, finden Sie nicht?
Umami gehört (obwohl doch so wenig bekannt) zu den Geschmacks-Favoriten der meisten Menschen. Nur süß lieben wir noch mehr, denn der süße Geschmack lässt darauf schließen, dass das Lebensmittel sehr wahrscheinlich ungefährlich und (durch den enthaltenen schnell verfügbaren Zucker) außerdem ziemlich nahrhaft sein dürfte. Bitteres hingegen mag kaum jemand gern – kein Wunder, denn die meisten Gifte und Giftpflanzen schmecken bitter. Also suggeriert uns der bittere (Bei-)Geschmack: Achtung, das könnte giftig sein, Finger weg! Ebenfalls lebenswichtig ist es für uns, Salziges herauszuschmecken, denn wir brauchen davon ca. sechs Gramm pro Tag, damit unser Wasserhaushalt vernünftig funktioniert. Saures mögen wir meist nur in geringen Dosierungen – oder durchaus gern in der Kombination mit Zucker, wie die hohen Verkaufszahlen der Süßwaren »Saure Pfirsiche«, »Saure Heringe« oder »Saure Apfelringe« beweisen (Rollmöpse und Salzgurken verkaufen sich nicht annähernd so gut).
Hätten Sie gedacht, dass unsere Geschmacksempfindungen nur zu ca. 20 % im Mund (bzw. auf der Zunge) entstehen und satte 80 % in der Nase? Wundern Sie sich auch über diese prozentuale Verteilung?
Stellen Sie sich vor: Sie möchten einen Apfel essen und suchen sich ein rotwangiges Exemplar mit einer milden Fruchtsäure und reichlich Fruchtzucker aus. Als wahrer Genießer schnuppern Sie natürlich zuerst an der Frucht, bevor Sie reinbeißen. Schon der Wohlgeruch lässt Ihnen das »Wasser im Mund zusammenlaufen« und aktiviert ganz automatisch die Riech-Sensoren in Ihrer Nase. Nun beißen Sie herzhaft in den Apfel und beginnen zu kauen. Sie bewegen das Fruchtfleisch im Mund hin und her, zerkleinern es und befreien die sogenannten flüchtigen Aromastoffe aus den Zellen. Diese tanzen vor Freude in der Luft und gelangen über den Rachen in die Nasenhöhlen. Hier sitzen die ja schon erwähnten Riech-Sensoren und die freuen sich sehr über die Ankunft der Apfel-Aromastoffe. Sie geben (genau wie die Geschmackszellen der Zunge) die entstandenen Reize über bestimmte Nervenbahnen an das Großhirn weiter. Dort wird daraus ein »Gesamt-Geschmacks-Eindruck«. Fazit: Können Sie gut riechen, schmeckt Ihnen das Essen viel besser als jenen, die unter einer schlechten (oder gar fehlenden) Geruchswahrnehmung leiden!
Sandra , 40 Jahre
Ich musste mich vor sechs Jahren operieren
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