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Voll daneben

Voll daneben

Titel: Voll daneben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. L. Going
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unterdrückt ein Lachen.
    »Lassen Sie es mich mal von hinten sehen«, sagt sie. Als Mom das Kleid umdreht, ruft sie begeistert aus: »Ach, das ist ja toll! Die Schnalle setzt einen ganz besonderen Akzent. Das erwartet man gar nicht!«
    Mom sieht mich wütend an und schüttelt den Kopf. Aber dann muss sie doch lachen.
    »Verzogenes Gör«, sagt sie, und hängt das Kleid wieder an seinen Platz.
    Ich sehe sie unschuldig an.
    »Was kann ich dafür, dass ich immer recht habe?«
    Ich muss dauernd an Mom denken. Ich würde ihr gern sagen, wie sehr ich ihre Boutique und die Stammkunden vermisse, und auch, dass sich alles immer so richtig anfühlte, wenn ich dort war. Aber sie ruft mich nie an. Es ist, als würde ich nicht mehr auf der Erde leben. Ich seufze und schaue mich in Eddies Geschäft um.
    »Mom würde der Laden gefallen.«
    Er blickt auf und wird rot.
    »Echt? Aber Sarahs Boutique ist doch so elegant! Ich war bei der Eröffnung, weißt du. Sicher erinnerst du dich nicht mehr daran ...«
    »Ich hatte damals Hausarrest.«
    Eddie stockt. »Ach, das tut mir leid«, sagt er dann. »Die Eröffnung hatte ein ganz besonderes Ambiente. Alles war so minimalistisch; jedes Stück war handverlesen. Ich wünschte, das könnte ich hier auch so machen, aber ...«
    »Klar kannst du das nicht. Das hier ist eine Kleinstadt, also müssen deine Kunden das Gefühl haben, alles in einem Geschäft bekommen zu können.«
    Eddie überlegt. »Ja«, sagt er. »Stimmt genau.«
    »Außerdem denke ich, dass du von Spontankäufen abhängig bist, während in Moms Boutique niemand etwas spontan kauft. Höchstens Millionäre.«
    Eddie lächelt. »Wie wahr!«
    »Das hier würde Mom nehmen«, sage ich und zeige auf ein Spitzentop. »Sie ist eine sehr gute Geschäftsfrau.«
    »Klingt, als wärst du auch nicht gerade schlecht. Hier ... sieh doch mal die Kataloge mit mir durch. Ich möchte aussuchen, was ich für den Winter bestellen soll, und hätte dazu gern eine zweite Meinung.«
    Eine geschlagene Stunde stehen wir da und blättern alle neuen Kataloge durch, und ich muss sagen, das hier ist EINDEUTIG besser als Schule. Tatsächlich vergessen wir völlig, dass Eddie mich mittags nach Hause fahren wollte. Es wird Nachmittag, und wir haben so viel Spaß, dass ich schließlich sogar den Mut aufbringe, ihm zu sagen, was mich stört, seit ich sein Geschäft betreten habe.
    »Hast du schon mal daran gedacht, dir neue Schaufensterpuppen zuzulegen?«
    Eddie hat uns Sandwichs bestellt und isst gerade sein Thunfisch-auf-Pita-Sandwich, als ich das sage. Er wirft einen Blick auf die beiden Holzfiguren im Schaufenster.
    »Was stört dich an den Schaufensterpuppen?«
    Die Sache erfordert Feingefühl. Als ich Mom einmal sagte, ihre Schmuckkästen seien altmodisch, brach sie in Tränen aus. Trotzdem hörte sie auf meinen Rat. Daraufhin konnten wir den Schmuckverkauf von fast null auf mehrere teure Stücke im Monat steigern.
    »Na ja«, sage ich bedächtig, »erstens sind sie offensichtlich uralt. Die Farbe blättert schon ab. Und außerdem sind sie ganz weiß, und die meisten Wäschestücke und Badesachen wirken am besten auf gebräunten oder dunklen Hauttönen.« Um es zu demonstrieren, hole ich das gleiche BH-Modell, das auch die Puppe im Schaufenster trägt, und halte es mir an den Arm.
    »Außerdem fallen die Kleidungsstücke nicht so, wie sie sollten. Siehst du, wie die Boxershorts sich an der Seite der männlichen Schaufensterpuppe in Falten legen? Sie hängen nicht so, wie sie sollten. Und da die Puppe kein Gesicht hat, sagt sie nichts über das Produkt aus. Sie sagt nicht, das Kleidungsstück ist ›sexy‹ oder ›cool‹. Die Puppen haben keine wirklichen Makel, du erreichst durch sie nur nicht das, was du erreichen könntest.«
    Eddie starrt mich an, und ganz kurz denke ich, ich hätte zu viel gesagt. Aber dann lächelt er.
    »Hat Sarah dir das alles beigebracht?«
    Ich nicke. »Ja. Ich bin früher mit Mom auf Modenschauen gegangen, und sie hat vor den Probeauftritten eine Menge recherchiert, um herauszufinden, welchen Look der Modeschöpfer zeigen wollte. Und während der Aufträge hat sie dafür gesorgt, dass die Kleider in genau den richtigen Silhouetten vorgeführt wurden. Sie hat immer gesagt: ›Es geht nicht um das Model, sondern um die Kleider.‹ Ich glaube, das stimmt, nicht wahr? Ich meine, es geht nicht darum, wie man aussieht, sondern wie man die Kleidung aussehen lässt, stimmt’s? Das gilt sogar für eine ... äh ...

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