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Voll erwischt

Voll erwischt

Titel: Voll erwischt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Baker
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den Fingern abzählte. «Mein Gott», sagte Norman, «sie wird jetzt dreißig sein.»
    «Kennen Sie ihr Geburtsdatum?»
    Norman schüttelte den Kopf. «Nein, aber Geburtstag hatte sie am vierundzwanzigsten Juni», sagte er. «Ich erinnere mich daran, weil es einen Tag nach meinem eigenen war.»
    Sam schrieb das auf den Block. Ohne zu Norman aufzuschauen sagte er: «Meine Sekretärin hat einen Computer. Wenn wir das alles eingeben, kriegen wir vielleicht ihr Geburtsdatum heraus.» Er schaute auf und lächelte. «Was meinen Sie? Ob sich der Versuch lohnt?»
    «Nichts wie ran», sagte Norman. «Womöglich verrät uns das Ding sogar, wo sie jetzt wohnt. So sind diese Computer heutzutage.»
    «Sie wissen nicht zufällig, wo sie geboren wurde?» fragte Sam.
    «Sie kam aus Leicester», sagte Norman. «Hatte Angehörige da unten, allerdings haben die sich irgendwie aus den Augen verloren. Sie hat’s halt schleifen lassen. Eine kleine Schwester.»
    «Und eine böse Stiefmutter?» versuchte Sam.
    «Keinen Schimmer», meinte Norman, der den Scherz nicht mitbekam. «Schon möglich.»
    «Wie steht’s mit einem Foto?»
    Norman schüttelte den Kopf. «Es gab da ein paar Fotos, aber die hab ich im Moment nicht.»
    «Dann eine ungefähre Personenbeschreibung», sagte Sam. «Wie hat sie ausgesehen?»
    «Ja.» Norman beugte sich vor und legte die Ellbogen auf den Schreibtisch. «Haben Sie die Krieg der Sterne-Filme gesehen?» fragte er. «Sie hat ausgesehen wie das Mädchen da. Wie die Prinzessin.»
    «Prinzessin Leia?» fragte Sam.
    «Genau. Das ist sie. Hätte Filmstar sein können.» Norman knickte die Glut seiner Zigarette in den Aschenbecher ab und steckte die Kippe in die Brusttasche seiner Jacke. Sam atmete tief ein und versuchte, soviel wie möglich von dem letzten Schwall mitzubekommen.
    «Sind Sie sicher, daß sie in York ist?» fragte Sam.
    «Ja. Sie ist hier», sagte Norman.
    «Nach der Beschreibung, die Sie mir gegeben haben», sagte Sam, «müßte ich mich eigentlich an sie erinnern. Sie wissen schon, sie müßte irgendwie auffallen.»
    «Scheiße, und ob Sie sich an die erinnern würden», sagte Norman. «Schneewittchen ist ein verdammt attraktives Mädchen. Wenn Sie die erst mal gesehen haben, wissen Sie, was ich meine.»
    «Jede Wette», sagte Sam. «Aber ich hab nicht gerade viel, womit ich anfangen könnte.»
    Norman erhob sich und schob seinen Stuhl zurück. «Wenn Sie den Job nicht wollen», sagte er, «suche ich mir eben einen anderen.»
    «Das habe ich nicht gesagt», erwiderte Sam. «Wir könnten’s ja mal versuchen.»
    «Okay. Wieviel verlangen Sie?»
    «Zweihundert», sagte Sam. «Ich führe eine detaillierte Abrechnung. Alles, was wir nicht ausgeben, erhalten Sie zurück.»
    Norman fischte in seiner Gesäßtasche und kramte ein Geldbündel heraus. «Ich gebe Ihnen hundert jetzt», sagte er. «Den Rest bringe ich morgen vorbei.» Er feuchtete seinen Zeigefinger an, um das Geld abzuzählen.
    «Wenn Sie wollen, können Sie mir auch einen Scheck geben», schlug Sam vor.
    Norman war völlig ins Zählen vertieft. Er hörte auf, als Sam sprach, machte dann wortlos weiter. Als er fertig war, schob er das Geld über den Schreibtisch. «Wir wollen’s doch nicht unnötig kompliziert machen.»
    Beim Hinausgehen blieb Norman in der Tür zu Sams Büro stehen, drehte sich um und ließ den Blick über den Raum wandern. «Scheint ein echt altes Gemäuer zu sein», sagte er.
    «Modern ist es nicht», stimmte Sam zu.
    Norman lachte. «Das können Sie laut sagen.»
    «Modern ist es nicht», wiederholte Sam trocken.
    Norman zeigte mit einem Finger auf ihn. «Draußen steht dran, wann’s gebaut worden ist», sagte er. «Ich schätze, die Römer haben’s gebaut.»
    Nachdem Norman fort war, ließ Sam das Budokan -Tape wieder laufen und setzte sich in seinen Sessel. Der Bursche war ein Ex-Knacki. Das mit der Zigarette, wie er die Glut abgeknickt und den Stummel dann in seine Tasche gesteckt hatte. Das hatte Sam bislang nur an einem einzigen Ort beobachtet: im Gefängnis. Und der Knabe war obendrein gefährlich, gab sich zwar alle Mühe, es zu verbergen, aber hinter der Maske steckte jemand, dem man bestimmt nicht vertrauen wollte. Sieh dich vor, Schneewittchen, dachte Sam. Wenn der Knabe dich findet, kann’s gut sein, daß du am Ende die Nummer mit dem vergifteten Apfel über dich ergehen lassen mußt.
    Trotzdem, dachte Sam, ist es ein Job. Zuerst mal galt es, das Mädchen überhaupt zu finden und herauszubekommen, was sie von

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