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Voll erwischt

Voll erwischt

Titel: Voll erwischt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Baker
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seine neue Kamera zwischen den Füßen und hörte zwei Straßenmusikern zu, die «Why Do They Fall in Love?» sangen. Während er zuhörte, schaute er zu einem großen Gebäude an einer Seite des Platzes auf. Wuchtige hölzerne Eingangstüren, und oben auf dem Haus stand in goldenen, in den Stein gehauenen Buchstaben: YORKSHIRE INSURANCE COMPANY - GEGRÜNDET MDCCCXXIIII. Norman kannte sich aus mit römischen Ziffern und versuchte ein oder zwei Augenblicke dahinterzukommen, was für eine Zahl das war. Aber diese römischen Ziffern kannte er nicht. Er kannte das X und das I, und meinte, das C stünde für hundert, aber aus dem Rest wurde er nicht schlau. Sein Blick fiel auf einen Schriftzug in einem der Fenster des Gebäudes, und plötzlich lächelte er. Da stand SAM TURNER - ERMITTLUNGEN. Norman lächelte, weil er jetzt wußte, wie er Schneewittchen finden würde. Er würde einen Privatdetektiv engagieren.
    Einfach so. Gerade hast du noch ein Problem, und im nächsten Moment hast du es auch schon gelöst. Genau wie das mit der Kamera.
    Norman beabsichtigte nicht, den Privatdetektiv sofort aufzusuchen, denn vorher mußte er sich erst mal eine gute Geschichte zurechtlegen, warum er Schneewittchen ausfindig machen wollte. Er würde heute darüber nachdenken, morgen zurückkommen und den Mann dann aufsuchen. Allerdings mußte er sich vorher das Gebäude genau einprägen, um es auch nur ja wiederzufinden. Während er das Gebäude ansah, kam Wischwusch aus der Tür.
    Normans erste Reaktion war Flucht. Wären die Fish and Chips und die Kamera zwischen seinen Füßen nicht gewesen, dann hätte er höchstwahrscheinlich genau das getan. Aber er tat es nicht. Sie hatte ihn nicht gesehen, und selbst wenn sie ihn sah, würde sie sich wahrscheinlich nicht mehr an ihn erinnern. Sie hatte ihn nie mit Bart gesehen.
    Sie blieb einen Moment vor der Tür stehen, als sei ihr nicht klar, was sie als nächstes tun sollte. Dann überquerte sie den Platz und ging keine zwei Meter entfernt an Norman vorbei. Sie sah in das Schaufenster eines Schuhgeschäfts, und Norman starrte ihren Rücken an. Ja, todsicher war sie das. Er erinnerte sich noch gut an ihre langen Beine, ihren Arsch, ihre Haare, die ein Stück über die Ohren reichten. Wischwusch, Jennie Cosgrave, Psychologin. Norman hatte sechs Wochen in Dartmoor an einem ihrer Forschungsprojekte teilgenommen. Fragebögen ausgefüllt, solche gottverdammt saublöden Fragen beantwortet, wie beispielsweise: Wie weit würden Sie gehen? (a) Einen Regenmantel stehlen? oder (b) Einen «Auftragsmord» ausführen? Es gab noch Unmengen weiterer Fragen, Norman konnte sich nicht mehr an alle erinnern, ein Motorrad verbotswidrig abstellen oder .mit gezogener Waffe eine Bank überfallen, solche Fragen eben. Man mußte abhaken, was man machen würde, dann fütterten sie alle Antworten in einen
    Computer und schickten einen in die Zelle zurück. Teilten einem nie mit, was sie denn nun herausgefunden hatten. Vielleicht fanden sie gar nichts, oder vielleicht fanden sie auch heraus, in welcher Farbe die Scheißhäuser gestrichen werden mußten.
    Jetzt drehte sie sich um und überquerte den Platz wieder in die Richtung, aus der sie gekommen war. Sie trug ein kurzes gelbes Seidenkleid mit V-Ausschnitt, das vorne durchgehend geknöpft war, und Segeltuchschuhe. Norman knüllte seine Tüte Fish and Chips zusammen, nahm seine Kamera und folgte ihr. An der Ecke des Platzes warf er die Tüte Fish and Chips in einen anderthalb Meter entfernten Mülleimer. Traf auf Anhieb.
    Norman lächelte über ihren Gang.. Wegen diesem Gang hieß sie bei allen Knackis nur Wischwusch. Kleine Schritte, immer einen nach dem anderen. Wenn Norman einen Schritt machte, machte sie zwei. Durch das Reiben der halterlosen Strümpfe aneinander, ganz oben an ihren Oberschenkeln, wo man’s nicht sehen konnte, machte es wisch, und beim nächsten Schritt machte es dann wusch. So hatte sie ihren Namen abbekommen. Spazierte so in Dartmoor herum, immerzu wischwusch, wischwusch, wischwusch. Hätte fast einen Aufstand ausgelöst.
    Sie ging an einem McDonald’s vorbei und bog rechts ab, am Theater vorbei. Dort blieb sie einen Moment stehen, um sich in einem Schaukasten Fotos von irgendwelchen Tänzern anzusehen. Dann weiter eine lange Straße hinunter, auf der die Autos Stoßstange an Stoßstange standen. Schließlich bog sie erneut rechts ab und betrat ein großes Haus am Lord Mayor’s Walk. Hab ich dich, dachte Norman. Während der Privatdetektiv

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