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Voll erwischt

Voll erwischt

Titel: Voll erwischt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Baker
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Bunce, nicht Norman Brown. Und von ihm kenn ich die Schneewittchen-Geschichte.» Zunächst sprach sie noch ganz ruhig, kramte in ihrer Erinnerung, doch während sie weiterredete, schwoll ihre Stimme vor Aufregung an. «Er war bei diesem Gefängnisausbruch dabei. Du erinnerst dich an den Ausbruch von Isaac Bova, bei dem der Häftlingstransport mit Artillerie aufgehalten wurde? Norman Bunce war einer der anderen Häftlinge, die fliehen konnten.»
    «Weswegen hat er gesessen?» fragte Sam. «Was hat er getan?»
    «Weiß ich nicht mehr», sagte sie. «Es hatte irgendwas mit Tieren zu tun. Mit Menschen und Tieren. Ich hab’s bestimmt im Computer.»
    «Menschen und Tiere», sagte Sam. «Was soll das denn heißen?»
    «Er hat sie umgebracht», sagte er. «Er hat sie zuerst gefoltert und anschließend umgebracht.»
     

Kapitel 25
     
    Einen Tag nachdem der Typ mit dem karierten Hemd und die Hippietussi gestorben waren, ging Norman zweimal zum Büro des Privatdetektivs. Beide Male war die Tür abgeschlossen, und es reagierte niemand auf sein Klopfen. Zwei Möglichkeiten kamen Norman in den Sinn: entweder war der Typ gerade unterwegs, um Schneewittchen ausfindig zu machen, und war der Schlampe hart auf den Fersen; oder aber, und das wäre echtes Pech für ihn, die Rezession hätte den wackeren Detektiv eingeholt, und er war in freiwillige Arbeitslosigkeit getreten und jemand hatte ihm einen Kredit gekündigt, worauf die Gerichtsvollzieher gekommen waren und ihn in den Schuldnerknast geschmissen hatten.
    Beide Theorien erwähnte er Janet gegenüber. «Wenn’s das zweite ist, daß der Bastard pleite gegangen ist, dann bin ich einer seiner rechtmäßigen Gläubiger. Ich hab ihm zweihundert Pfund Vorschuß gegeben und keine dummen Fragen gestellt, und noch dazu ohne eine Scheißquittung zu verlangen. Und als ich ihm das Geld gegeben habe, da hat er nicht mal mit der Wimper gezuckt. Hat’s mir aus der Hand genommen und eingesteckt, wußte da wahrscheinlich längst, daß er so ein Loch mit dem anderen stopfen konnte. Du verstehst jetzt, was ich mit dem beschissenen Zustand dieses Landes meine, ja, so wie die Moral der Leute total am Arsch ist? Ich bin ja in gutem Glauben zu dem Mann gegangen, weil ich von einer skrupellosen Frau ausgenommen worden bin, und der muß gedacht haben, es wär sein Geburtstag, als er mich die Straße hochkommen sah. Denn kaum erfährt er von meinem Pech, denkt der sich doch sofort, daß mein Pech sein Glück sein könnte, und dann sieht er mit großen glänzenden Augen zu, wie ich ihm tatsächlich meine hart verdiente Kohle rüberschiebe. Aus meiner Tasche nehme und in seine Hand lege.
    Irgendwas war mit diesem Kerl», sagte Norman. «Ich hab’s sofort gemerkt. Er war verschlagen und hat mich dauernd taxiert. Würd mich gar nicht wundern, wenn er überhaupt kein Privatdetektiv ist. Würd mich nicht wundern, wenn er ein Hochstapler wär, der sich eine Detektei als Fassade aufgebaut hat, damit arme unschuldige Trottel wie natürlich ich ihre Kohle bei ihm abladen.»
    Dazu wußte Janet nicht viel zu sagen. Sie hatte einen ihrer ruhigen Tage. Es war ja durchaus nicht so, daß es sie nicht interessierte oder ihr gleichgültig war. Eher schon könnte man sagen, daß sie einfach Mattscheibe hatte. So war’s manchmal; dann war alles wie benebelt, und sie wollte einfach nur mit sich und ihren Gedanken über John Lennon allein sein. Fühlte sich irgendwie dösig. Sie hatte dann schon noch Gedanken, die sie aber nicht in Worte kleiden konnte. Als würde sie schlafwandeln.
    Norman zog sich um und ging in die Stadt. Er marschierte zu einem Juwelier und kaufte sich einen Schlangenring und einen Steckring. Mit beiden Ringen an den Fingern verließ er das Geschäft, dann machte er auf dem-Absatz kehrt, ging wieder hinein und kaufte einen weiteren Ring mit seinen eingravierten Initialen, den er sich auf den kleinen Finger steckte.
    Er graste auch noch die anderen Juweliere in der Innenstadt ab und erstand zwei identische Armbänder, eines für jedes Fiandge-lenk, sowie eine schlichte, dicke goldene Halskette. Es gab klobige Goldkettchen mit kleinen Goldbarren daran, an anderen hingen Nuggets, und es gab sogar eine mit einem goldenen Miniaturklavier. Aber das alles fand Norman ziemlich geschmacklos. Die Kette, die er kaufte, war nicht protzig. Man mußte sie sich bewußt ansehen, aber während man sie ansah, dämmerte einem langsam, daß sie schlicht und ergreifend besser war als der ganze andere Krempel. Wie der

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