Voll gebissen
doch froh, es nicht aufräumen zu müssen. Als ich mit Frühstücken fertig war, rief ich Liam an und sagte ihm, dass ich bereits wach wäre und er ruhig früher kommen könne. Es dauerte nicht lange, da klingelte es auch schon an unserer Haustür.
„Na endlich“ , begrüßte ich ihn, während er mir einen liebevollen Kuss gab. „Ich hab schon eine gefühlte Ewigkeit auf dich gewartet.“ Ich zog ihn mit in mein Zimmer und setzte mich aufs Bett. „Und? Was gibt’s nun so Wichtiges?“
Liam schmunzelte. „Du kannst es wohl kaum abwarten?“
„Um ehrlich zu sein, nein. Und ich fand es eine Unverschämtheit, dass du solche mysteriösen Sätze von dir gegeben und dich danach einfach aus dem Staub gemacht hast. Ich hab deswegen die halbe Nacht nicht geschlafen!“
Liam nahm mich in den Arm. „Gestern war ein anstre ngender Tag für dich. Ich wollte nur sichergehen, dass du auch alles aufnimmst, was wir gleich besprechen werden.“
„ Boah! Machʼs doch nicht so spannend. Das ist ja ätzend!“
„Siehst du, da wären wir schon bei Regel Nr. 1. Halte deine Gefühle im Zaum.“
Fragend schaute ich ihn an. „Ich hatte dir ja schon mal erklärt, dass Werwölfe viel aggressiver sind. Das schließt jetzt auch dich mit ein. Du kannst nicht immer direkt so aus der Haut fahren, wenn dir irgendetwas nicht passt.“
„Das heißt, ich darf noch nicht mal mehr meine Me inung sagen?“, beschwerte ich mich direkt.
Liam rollte mit den Augen. „Natürlich darfst du das. Aber fang an, über deine Reaktion en nachzudenken. Wenn du sie dann immer noch für gerechtfertigt hältst, ist das kein Problem. Werwölfe neigen dazu, im ersten Moment immer völlig überzureagieren.“
Ich nickte. Schließlich hatte ich das bei Liam schon das ein oder andere Mal beobachten können.
„Was sonst noch?“
„Du erinnerst dich bestimmt noch an unseren Werwolf-Kodex, von dem ich dir mal erzählt habe?“
Ich nickte.
„Der gilt jetzt auch für dich. Niemand darf von dieser Werwolf-Sache erfahren. Nicht mal deine Eltern. Und dabei ist es egal, ob es um dich oder um einen anderen Werwolf geht.“
Wieder nickte ich , doch ihm schien das nicht zu reichen.
„Du musst dich wirklich daran halten, Emma. Hörst du? Oder was glaubst du, was sie mit uns machen, wenn das jemand erfährt? Also ich persönlich habe keine Lust, irgendwo in einem Zirkus oder in einem Labor zu enden. Und das ist noch das Harmloseste, was sie mit uns anstellen würden. Menschen haben Angst vor allem Unbekannten. Vermutlich würden sie auch versuchen, uns auszurotten.“
„Ist ja schon gut. Ich habe verstanden“, sagte ich noc hmal mit Nachdruck und Liam nickte zufrieden.
„Und du musst aufpassen.“
Ich zog die Augenbrauen nach oben. Aufpassen? Was sollte mir als Killerbestie denn jetzt noch passieren?
„Deine Sinne schärfen sich. Das heißt, du wirst besser sehen können. Und hören. Und riechen.“
„Na und? Hört sich doch im ersten Moment gar nicht so schlecht an, oder?“
„Könnte man meinen, ja. Aber mal als doofes Beispiel: Wenn du irgendwo eine Bratwurst riechst, sieh dich erst um, ob auch ein Stand in der Nähe ist. Es wird ein bisschen schwer zu erklären sein, wenn du sie über 200 Meter Entfernung gerochen hast.“
Da ich wohl immer noch skeptisch schaute, nahm Liam das als Anlass, mir noch ein Beispiel zu geben. „Oder wenn du in 500 Meter Entfernung irgendetwas siehst. Wenn es unwichtig war, geh gar nicht drauf ein. Wenn du es nicht ignorieren kannst, geh hin und entdecke es erneut. Klar?“
„Ja ja, schon klar!“
Liam sah mich mahnend an.
„Ich meine, ja, ist klar“, sagte ich beschwichtigend.
„Genauso sieht es mit deinen Körperfunktionen aus. Du wirst stärker und schneller werden. Passe dich den normalen Geschwindigkeiten an. Wenn du irgendwo hinläufst, jogge normal und renne nicht so schnell du kannst. Das ist dann nämlich verdammt schnell. Und hebe einfach keine Sachen hoch, die du vorher auch nicht hochheben konntest, ok?“
„Jupp, geschnallt.“
„Bestens. Dann hätten wir ja soweit alles geklärt. Kommen wir jetzt zu den Sachen, die mir auf der Seele liegen.“
Liam nahm meine Hände und setzte sich so vor mich, dass er mir direkt in die Augen schauen konnte. „Weißt du noch, dass es Dinge gab, die ich dir nicht sagen konnte?“
Da brauchte ich gar nicht lange zu überlegen. „Falls du auf die Sache mit Amilia anspielst: Ich vertraue dir, aber das heißt noch lange nicht, dass ich das vergessen
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