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Voll Speed: Roman (German Edition)

Voll Speed: Roman (German Edition)

Titel: Voll Speed: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Moritz Matthies
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vermutlich eine Maßanfertigung. Oder aber der unglaubliche Hulk hat ausgemistet und seine Klamotten an bedürftige Türsteher-Riesen verschenkt.
    »Kann man da mal reingucken?«, fragt Phil gedehnt. Man könnte ihn für angetrunken halten. Angesichts der Alkoholmenge, die er heute schon verdrückt hat, wäre das ja auch kein Wunder. Aber Phil kann noch eine Menge mehr vertragen. Er hat keineswegs zu viel intus, sondern spielt gerade den Ahnungslosen. Eine seiner Lieblingsrollen.
    »Tut mir leid, der Zutritt ist nur für Mitglieder erlaubt«, erwidert der Stahlschrank im Maßanzug und setzt ein professionell höfliches Lächeln auf.
    »Bieten Sie denn hier auch Fitnessboxkurse an?«, setzt Phil einfältig nach.
    »Fitnessboxkurse?« Der Gesichtsausdruck des Riesen lässt vermuten, dass er gerade überlegt, ob Phil noch ganz dicht ist.
    »Ich würde gern einen Fitnessboxkurs belegen«, wiederholt Phil. »Wo kann man denn hier eigentlich Mitglied werden?« Er tänzelt vor dem Riesen herum und fuchtelt dabei mit den Armen.
    »Was wird das?«, fragt der Stahlschrank.
    »Schattenboxen«, entgegnet Phil und hört abrupt mit der Hampelei auf.
    Der Riese beugt sich vor, als müsse er Phil genau unter die Lupe nehmen, um herauszufinden, wo bei ihm die versteckte Kamera angebracht ist. Phil schenkt dem Klotz ein freundliches Lächeln.
    Schließlich ist der Kerl davon überzeugt, dass man ihn nicht auf den Arm nehmen will. Er richtet sich wieder auf und strafft seinen beeindruckenden Oberkörper. Ich glaube, selbst Rocky würde bei diesem Anblick die Spucke wegbleiben. »Hier kann man nicht Mitglied werden«, erklärt der Stahlschrank. »Wir sind kein Studio.«
    »Aber hier wird doch geboxt, oder etwa nicht?«, fragt Phil.
    Dem Riesen scheint die Unterhaltung langsam lästig zu werden. »Hören Sie! Das hier ist der Trainingsstall der Tibor Nagy Box Promotion . Hier kommen nur Leute rein, die bei dieser Firma unter Vertrag stehen.« Er mustert Phil abschätzig. »Stehen Sie bei Tibor Nagy unter Vertrag?«
    »Leider nein«, erwidert Phil sonnig. »Aber dann werde ich mal fleißig trainieren, damit sich das bald ändert.«
    Der Riese ringt sich so was wie ein Lächeln ab: »Tun Sie das.«
    Phil nickt freundlich und macht sich auf den Weg zum Auto. Wir schweigen. Jeder von uns rekapituliert die Ergebnisse unserer Nachforschungen und versucht, zumindest ein paar Puzzlestücke zusammenzusetzen. Routinearbeit für einen Detektiv. Nach einer Weile kommt mir in den Sinn, dass Phil auch deshalb schweigen könnte, weil er sich ein bisschen darüber ärgert, dass ich den Fall Boris Kaufmann mit meinem außerordentlichen detektivischen Spürsinn und durch eine einsame ermittlerische Glanzleistung neu aufgerollt habe. Denn dass wir nun doch einen Fall haben, dürfte nach den Gesprächen mit Kalle und dem Stahlschrank klar sein.
    Schweigend öffnet Phil seine Tasche und lädt mich auf dem Beifahrersitz ab, wo ich es mir bequem mache. Ich halte jetzt auch mal für eine Weile die Klappe. Das ist einfach eine Frage der Coolness. So cool wie Phil bin ich zwar noch nicht, aber nah dran, würde ich sagen.
    Phil startet den Motor. Der Wagen löst sich vom Straßenrand und rollt in den ausnahmsweise mal einigermaßen flott fließenden Verkehr. Noch immer scheint die Sonne, als wolle sie sich tapfer dem nahenden Winter in den Weg stellen. Schöner Tag, eigentlich. Übermütig lasse ich das Seitenfenster heruntersurren … ssssss … und zucke sofort zusammen, weil mir ein mörderisch kalter Fahrtwind die Eier schockfrostet. Also: … sssssss … schnell wieder hoch mit dem Fenster.
    Immer schön cool bleiben. Schweigen.
    »Wir müssen herausfinden, für wen oder was Magenta steht«, sagt Phil. Ich stutze. Offenbar hat er keine Sekunde damit verschwendet, neidisch auf mich zu sein, sondern ausschließlich über den Fall nachgedacht. Mein Partner ist wirklich ein echter Vollblutdetektiv. Und statt ihm nach Kräften zu helfen, verschwende ich meine Zeit mit Eitelkeiten. Ich rutsche ein bisschen tiefer in den Sitz. Obwohl mein Schamgefühl nicht besonders ausgeprägt ist, schäme ich mich jetzt doch ein bisschen.
    »Hast du gehört, was ich gesagt habe?«, setzt Phil nach.
    »Jepp. Hab ich«, antworte ich beflissen. »Was hältst du denn von Kalles Theorie, dass Magenta eine Frau sein könnte?«
    »Ist mir auch schon durch den Kopf gegangen. In diesem Fall würden wir eine Unbekannte suchen, die mit unseren drei Todesfällen in Verbindung steht«,

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