Volle Kanne
der Liebe‹«, knurrte Vera.
»Meine Lebenshilfekolumne hat uns jede Menge neue Leserinnen eingebracht.«
»Das beweist, wie viele Verrückte in dieser Stadt leben.«
Destiny sah nachdenklich drein. »Du solltest lieber ein wenig freundlicher zu mir sein, sonst schicke ich dir meinen neuen Freund Earl G. Potts ins Haus. Vor seinem verfrühten Tod nach einem Sturz während seiner berühmten Trapeznummer hat er sich in seiner Freizeit gern als Frau verkleidet. Er lackiert sich die Fingernägel.«
Vera sah sie nur schweigend an. Sie machte kein Geheimnis daraus, dass sie Destiny für etwas merkwürdig hielt, und Destiny tat alles, was in ihrer Macht stand, um diesen Eindruck zu bestätigen.
Jamie öffnete die Tür und kam aus ihrem Büro marschiert. »Ich weiß nicht, was ihr beide an einem Samstag hier wollt«, sagte sie grimmig. »Ihr solltet euer Wochenende genießen.«
»Das gilt auch für dich«, entgegnete Destiny. »Ich habe keine andere Wahl. Mein Haus wimmelt von Handwerkern, wie ihr wisst.« Sie sah Vera an. »Hat Mike angerufen?«
»Nein. Hat er etwas angestellt?«, wollte Vera wissen.
»Schon wieder?«
»Er hat beschlossen, an den Artikel über Carl Lee Stanton noch ein paar Zeilen anzuhängen. Und er hat sie sich nicht von mir genehmigen lassen, bevor der Artikel in Druck gegangen ist«, erklärte sie.
Vera streckte die Hand aus. »Zeig mal.«
Jamie reichte ihr die Zeitung und verschränkte die Arme.
»Lies den letzten Absatz.«
Vera überflog die Zeilen und presste verärgert die Lippen zusammen. »Was hat er sich dabei gedacht? Als ob Maggie Davenport nicht bereits genug Probleme hätte!«
»Ich befürchte, sie könnte glauben, dass ich ihm meine Zustimmung dafür gegeben habe«, sagte sie. »Ich muss mit ihr reden.«
Destiny las den Absatz ebenfalls. »Blödmann«, schimpfte sie. »Ich bin froh, dass ich nicht mit ihm geschlafen habe.«
Jamie atmete tief durch, um sich zu beruhigen. »Ich werde das erledigen wie ein Profi«, verkündete sie. »Ich werde mich mit ihm zusammensetzen, die Dinge, die ich problematisch finde, mit ihm besprechen, ihm eine Abmahnung erteilen und ihm das alles in einem Brief bestätigen. Eine Kopie davon wird in seiner Personalakte für zukünftige Referenzen hinterlegt.«
»Das ist ein ausgezeichneter Plan«, lobte Vera sie.
»Und sobald es dunkel ist, werde ich die Reifen an seinem Wagen aufschlitzen«, fügte Jamie hinzu.
Vera sah sie beeindruckt an. »Dieser Plan ist sogar noch besser! Aber es ist eine harte und schmutzige Arbeit, Reifen aufzustechen. Ich könnte mit meiner 38er ohne Mühe ein paar Löcher hineinschießen.«
Destiny gab Jamie einen violetten Ordner, der mit goldfarbenen Monden und Sternen verziert war. »Ich bin vorbeigekommen, um dir meine Antworten auf einige Zuschriften zu bringen.«
Vera stand auf. »Das muss ich gleich nach hinten bringen«, sagte sie zu Jamie. »Kannst du für ein paar Minuten die Anrufe entgegennehmen?«
»Natürlich.«
»Also, wie sieht es aus?«, fragte Destiny, sobald sie mit Jamie allein war. »Hast du schon Glück gehabt? Du weißt schon, was ich meine …«
»Was?«
»Ich weiß, dass du versuchst, schwanger zu werden«, flüsterte Destiny »Ich habe übernatürliche Kräfte, schon vergessen? Außerdem habe ich gesehen, wie du Frankie jr. angeschaut hast.«
»Mir war gar nicht bewusst, dass ich Mutterinstinkte besitze, bis er dann auf die Welt kam«, erklärte Jamie leise. »Ich frage mich, ob das sonst noch jemandem aufgefallen ist.«
»Das bezweifle ich. Und ich werde es niemandem verraten.«
»Tja, um deine Frage zu beantworten – bisher hat sich noch nichts getan. Ich habe schließlich Maggies Rat befolgt und meine Schwangerschaftstests in den Müll geworfen. Sie ist der Meinung, dass ich mich zu sehr darauf versteife.« Sie hielt inne und sah Destiny an. »Denkst du manchmal darüber nach, ein Kind zu bekommen?«
»Auf keinen Fall. Ich will nicht einmal einen Hund.«
Vera kam wieder herein und setzte sich an ihren Schreibtisch.
»Nach dem, was mit meinem Goldfisch passiert ist, lasse ich lieber die Finger von Haustieren«, fügte Destiny hinzu.
»Was ist denn passiert?«, erkundigte sich Jamie.
»Er hat Selbstmord begangen.«
Vera seufzte, ohne den Kopf zu heben.
»Wie schrecklich«, meinte Jamie.
»Allerdings. Eines Tages kam ich nach Hause, und er lag auf dem Kaffeetisch. Er ist einfach aus seinem Glas gesprungen. Wahrscheinlich hatte er Depressionen.«
Vera sah sie wortlos
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