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Vollendet (German Edition)

Vollendet (German Edition)

Titel: Vollendet (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Shusterman
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da.«
    »Ich komme mit.«
    Der Pfandleiher widerspricht nicht. Es ist nur verständlich, dass der Junge ihm nicht traut. Wenn er Leuten vertrauen würde, wäre er schon umgewandelt. Im Hinterzimmer dreht ihm der Pfandleiher den Rücken zu, damit er die Kombination des Safes nicht sehen kann. Er zieht die Tür auf, und in derselben Sekunde spürt er einen Schlag auf den Hinterkopf. Vor seinen Augen dreht sich alles. Der Pfandleiher verliert das Bewusstsein, noch ehe er auf dem Boden auftrifft.
    Als er eine Weile später zu sich kommt, hat er Kopfschmerzen und die schwache Erinnerung daran, dass etwas schiefgegangen ist. Er braucht ein paar Sekunden, bis er wieder ganz bei Bewusstsein ist und merkt, was genau passiert ist. Das kleine Monster hat ihn reingelegt! Er hat ihn dazu gebracht, den Safe zu öffnen, und dann hat er ihn niedergeschlagen und den Safe geleert.
    Und tatsächlich steht der Safe offen. Doch er ist nicht völlig leer. Drinnen liegt das Armband, das mit dem Gold und den Diamanten gegen den hässlichen grauen Stahl des leeren Safes noch strahlender wirkt. Wie viel Geld ist im Safe gewesen? Höchstens eintausendfünfhundert. Das Armband ist mindestens doppelt so viel wert. Immer noch ein gutes Geschäft – und der Junge wusste das.
    Der Pfandleiher reibt sich die schmerzende Beule am Kopf. Er ist wütend auf den Jungen, bewundert aber dennoch die merkwürdig ehrenhafte Art seiner Tat. Wenn er als Jugendlicher so clever, charakterfest und nervenstark gewesen wäre, dann wäre vielleicht mehr aus ihm geworden als ein Pfandleiher.

27. Connor
    Am Morgen nach dem Zwischenfall auf der Toilette werden sie vor Tagesanbruch von den Tarnkappen geweckt. »Alle aufstehen! Sofort! Los! Macht schon!« Sie sind laut, sie sind nervös, und Connor fällt sofort auf, dass ihre Waffen entsichert sind. Schlaftrunken steht er auf und sucht nach Risa. Sie wird bereits von zwei Tarnkappen zu der riesigen zweiteiligen Tür getrieben, die mit einem Vorhängeschloss verriegelt war. Das Schloss ist nicht mehr da.
    »Lasst eure Sachen da! Los! Bewegt euch! Bewegt euch!«
    Zu Connors Rechten gibt ein schlecht gelaunter Junge der Tarnkappe, die ihn geweckt hat, einen Schubs, weil sie ihm die Decke weggerissen hat. Als Antwort bekommt er mit dem Gewehrkolben einen Schlag auf die Schulter – nicht so stark, dass er eine Verletzung davonträgt, aber doch stark genug, um dem Jungen und allen anderen klarzumachen, dass die Tarnkappen heute keinen Spaß verstehen. Der Junge geht in die Knie, greift sich an die Schulter und flucht, während die Tarnkappe die Nächsten zusammentreibt. Trotz seiner Schmerzen scheint der Junge es auf einen Kampf anzulegen. Als Connor an ihm vorbeikommt, packt er ihn am Arm und hilft ihm auf.
    »Immer mit der Ruhe. Du machst es nur schlimmer.«
    Der Junge entzieht sich Connors Griff. »Lass mich los! Ich brauche deine Hilfe nicht, du Idiot.« Er stürmt davon. Connor schüttelt den Kopf. War er jemals so streitsüchtig?
    Vor ihm werden die riesigen Schiebetüren geöffnet. Dahinter tut sich ein weiterer Raum der Lagerhalle auf, den die Wandler nie zu Gesicht bekommen haben. Er ist mit Containern gefüllt, alten, aber strapazierfähigen Transportcontainern, in denen früher Luftfracht befördert wurde. Connor versteht augenblicklich, wozu sie da sind – und warum er und die anderen so nah am Flughafen untergebracht worden sind. Egal, wo es jetzt hingeht, sie werden als Luftfracht reisen.
    »Mädchen nach links, Jungs nach rechts. Bewegt euch! Bewegt euch!«
    Es wird Gegrummel laut, aber kein offener Protest. Connor fragt sich, ob die anderen auch begreifen, was mit ihnen geschieht.
    »Immer vier in einen Container! Jungs mit Jungs, Mädchen mit Mädchen. Bewegt euch! Bewegt euch!«
    Sofort rennen alle durcheinander und versuchen sich mit ihren bevorzugten Reisegefährten zusammenzutun, doch die Tarnkappen haben dafür weder Zeit noch Geduld. Sie teilen eilig Vierergruppen ein und scheuchen sie zu den Containern.
    Da merkt Connor, wie gefährlich nahe er Roland gekommen ist. Das ist kein Zufall. Roland hat sich absichtlich an ihn herangeschlichen. Connor kann sich gut vorstellen, was er plant. Absolute Dunkelheit und Enge. Wenn er mit Roland in einem Container landet, wird er schon vor dem Start tot sein.
    Connor versucht noch wegzukommen, doch da packt eine Tarnkappe Roland, Connor und zwei von Rolands Helfershelfern. »Ihr vier. In die Kiste da drüben!«
    Connor bemüht sich, seine Panik vor Roland zu

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