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Vollendet (German Edition)

Vollendet (German Edition)

Titel: Vollendet (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Shusterman
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ganz geöffnet, und sie können endlich raus. Risa betrachtet ihre Reisegefährtinnen. Die drei sehen völlig anders aus, als sie sie vom Einsteigen in Erinnerung hatte. Wenn man eine Person in völliger Dunkelheit kennenlernt, verändert sich der Eindruck, den man von ihr hat. Das große Mädchen ist gar nicht so dick, wie Risa dachte. Tina ist nicht so groß. Das Nikotinmädchen ist bei weitem nicht so hässlich.
    Eine Rampe führt vom Frachtraum nach unten. Risa wartet in der langen Schlange der Jugendlichen, die ihre Container verlassen haben. Die Gerüchteküche brodelt schon. Risa versucht, möglichst viel aufzuschnappen und Fakten von Fantasie zu unterscheiden.
    »Ein paar sind gestorben.«
    »So’n Quatsch.«
    »Ich habe gehört, die Hälfte ist tot.«
    »So’n Quatsch!«
    »Schau dich doch mal um, du Idiot! Sieht es so aus, als wäre die Hälfte von uns gestorben?«
    »Na ja, das hab ich ja auch nur gehört.«
    »Es sind nur die in einem einzigen Container gestorben.«
    »Genau! Es heißt, die sind durchgedreht und haben sich gegenseitig aufgefressen wie die Kannibalen.«
    »Nein, die sind erstickt.«
    »Woher weißt du das?«
    »Weil ich sie gesehen habe, Mann. Das war der Container neben meinem. Da waren fünf Typen drin statt vier. Die sind alle erstickt.«
    Risa spricht den, der das gesagt hat, an. »Stimmt das wirklich, oder denkst du dir das nur aus?«
    An seinem beunruhigten Gesichtsausdruck ist abzulesen, dass er es vollkommen ernst meint. »Über so etwas mache ich keine Witze.«
    Risa sieht sich nach Connor um, doch in der langen Schlange von Jugendlichen findet sie ihn nicht. Schnell rechnet sie nach. Sie waren etwa sechzig Leute. Fünf sind erstickt. Eine Wahrscheinlichkeit von eins zu zwölf, das Connor dabei war. Nein, denn der, der in den Container gesehen hat, hat gesagt, es seien fünf Jungs gewesen. Alles in allem waren es nur dreißig Jungs. Eine Wahrscheinlichkeit von eins zu sechs, dass Connor dabei war. Ist er als einer der Letzten eingestiegen? Hat man ihn in einen überladenen Container gesteckt? Sie weiß es nicht. Als man sie am Morgen aufgescheucht hat, war sie so durcheinander, dass sie völlig den Überblick verloren hat.
    Bitte, Gott, mach, dass es nicht Connor ist. Mach, dass es nicht Connor ist. Ihre letzten Worte an ihn waren voller Zorn – obwohl er sie vor Roland gerettet hatte. Raus hier! , hatte sie geschrien. Der Gedanke, dass er mit diesen Worten im Ge-dächtnis gestorben sein könnte, ist unerträglich. Der Gedanke, dass er gestorben sein könnte, ist unerträglich. Punkt.
    Auf dem Weg aus dem Frachtraum schlägt sie sich den Kopf an der niedrigen Öffnung an.
    »Achtung«, warnt einer der Jungs, die sich um alles kümmern.
    »Ja, danke«, sagt Risa. Er grinst sie an. Auch er trägt Militärklamotten, ist jedoch für einen typischen Soldaten zu mager. »Was sind das für Kleider?«
    »Armeebestände«, sagt er. »Geklaute Kleider für geklaute Seelen.«
    Draußen blendet das Licht, und die Hitze bullert wie ein Ofen. Auf der Rampe, die nach unten führt, muss sich Risa aufs Laufen konzentrieren, um nicht zu stolpern. Als sie festen Boden unter den Füßen hat, haben sich ihre Augen an die Helligkeit gewöhnt, und sie kann ihre Umgebung genauer betrachten. Das Gelände ist voller Flugzeuge, doch ein Flughafen ist es nicht. Sie sieht lauter Reihen von Flugzeugen, so weit das Auge reicht. Viele gehören Fluggesellschaften, die es gar nicht mehr gibt. Risa dreht sich zu der Maschine um, mit der sie gekommen ist. Sie trägt das FedEx-Logo, ist jedoch in einem jämmerlichen Zustand, scheint reif für den Schrottplatz zu sein. Oder für den Friedhof  …
    »Das ist doch bescheuert«, grummelt einer neben Risa. »Das Flugzeug ist doch nicht unsichtbar. Die können doch nachprüfen, wo es hingeflogen ist. Und dann finden sie uns hier!«
    »Verstehst du nicht?«, fragt Risa. »Die Maschine wurde ausgemustert. So machen die das. Sie warten, bis ein Flugzeug ausgemustert wird, und dann beladen sie es mit Wandlern. Der Flieger wäre sowieso hier gelandet. Keiner wird ihn vermissen.«
    Die Flugzeuge stehen auf harter rotbrauner Erde. In der Ferne erheben sich rote Berge. Sie müssen irgendwo im Südwesten der USA sein.
    Vor einer Reihe von Toilettenwagen haben sich bereits Schlangen gebildet. Die Jugendlichen, die sich um die Neuankömmlinge kümmern, zählen durch und versuchen, in der orientierungslosen Menge Ordnung zu schaffen. Einer von ihnen hat ein Megafon.
    »Wer nicht

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