Vollendet (German Edition)
befestigt ein Rohr an der Unterseite der Tragfläche. Das gibt ihm zumindest die Befriedigung, das Gespräch mit Roland von oben herab zu führen. »Ich versuche nur, uns das Leben ein bisschen leichter zu machen«, sagt Connor. »Wir brauchen hier unten einen Luftbefeuchter, damit uns in der Hitze niemand erstickt.«
Rolands cooles Pokerface bleibt völlig unbewegt. »Sieht so aus, als wärst du der neue Champ des Admirals, jetzt, wo die anderen weg sind.« Er vergewissert sich mit einem schnellen Blick, dass auch jeder zuhört. »Ich habe dich zu seinem Jet gehen sehen.«
»Wenn er etwas zu reparieren hat, repariere ich es«, sagt Connor. »Das ist alles.«
Dann, bevor Roland das Verhör weiterführen kann, mischt sich Hayden vom Billardtisch aus ein.
»Connor ist nicht der Einzige, der beim Admiral zu tun hat«, sagt Hayden. »Da gehen dauernd Kids ein und aus. Die einen bringen ihm Essen, die anderen putzen – und wie ich höre, hat er ein Interesse an einem gewissen Maulbrüter entwickelt, den wir alle kennen und lieben.«
Alle Blicke richten sich auf Emby, der schon seit seiner Ankunft mit dem Flipper verwachsen zu sein scheint. »Was?«
»Du warst doch beim Admiral«, sagt Hayden. »Streit es nicht ab!«
»Ja, und?«
»Was wollte er? Ich bin mir sicher, das wüssten alle gern.«
Emby windet sich, er fühlt sich im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit nicht wohl. »Er wollte nur etwas über meine Familie erfahren.«
Das ist Connor neu. Vielleicht sucht der Admiral noch jemanden, der ihm bei der Mörderjagd helfen kann. Emby fällt viel weniger auf als Connor, aber vielleicht ist er ein bisschen zu sehr Fliege an der Wand.
»Ich weiß schon, warum«, sagt Roland. »Er will deine schönen Haare.«
»Quatsch!«
»Das ist es. Sein eigenes fällt aus, oder nicht? Der alte Mann ist scharf auf deine dicken Locken, und den Rest von dir schickt er zum Umwandeln.«
»Halt die Klappe!«
Die meisten Kids lachen. Klar, es ist ein Witz, aber Connor fragt sich, wie viele Rolands Worten wohl glauben. Emby scheint selber misstrauisch zu sein, denn er wird blass. Das macht Connor wütend.
»Klasse, hack nur auf Emby herum. Zeig allen, wie tief du gesunken bist.« Er steigt von der Leiter und steht Roland Auge in Auge gegenüber. »Hast du gesehen, dass Amp sein Megafon dagelassen hat? Wäre das kein Posten für dich? Passt prima zu deiner großen Klappe.«
Rolands Antwort kommt ohne das kleinste Lächeln. »Ich wurde nicht gefragt.«
An diesem Abend haben Connor und der Admiral ein Geheimtreffen in seiner Unterkunft. Sie trinken Kaffee aus einer angeblich kaputten Maschine. Als Connor Roland und seinen Verdacht anspricht, gibt sich der Admiral nicht damit zufrieden.
»Ein Verdacht nützt mir nichts, ich brauche Beweise. Ich brauche keine Vermutungen, sondern Fakten.« Der Admiral gießt aus einem Flachmann Whiskey in seine Tasse.
Connor ist mit seinem Bericht fertig und will eigentlich gehen, doch der Admiral schenkt ihm noch mal nach. Diese zweite Tasse wird Connor sicherlich die ganze Nacht über wach halten – aber auch ohne würde er wohl kaum Schlaf finden.
»Es gibt nur wenige, die wissen, was ich dir jetzt sagen werde«, beginnt der Admiral.
»Warum sagen Sie es dann mir?«
»Weil es mir nützt, wenn du es weißt.«
Das ist eine ehrliche Antwort, die seine wahren Motive trotzdem verschleiert. Er muss im Krieg sehr gut gewesen sein.
»Als junger Mann habe ich im Heartland-Krieg gekämpft. Die Narben, von denen du behauptet hast, sie rührten von Transplantationen her, stammen von einer Granate.«
»Auf welcher Seite waren Sie?«
Der Admiral bedenkt Connor mit dem forschenden Blick, den er so gut beherrscht. »Was weißt du über den Heartland-Krieg?«
Connor zuckt mit den Schultern. »Es war das letzte Kapitel in unserem Geschichtsbuch, aber wegen der vorgezogenen staatlichen Prüfungen sind wir nicht mehr dazu gekommen.«
Der Admiral wedelt verächtlich mit der Hand. »Die Schulbücher beschönigen sowieso alles. Keiner will sich daran erinnern, wie es wirklich gewesen ist. Du hast gefragt, auf welcher Seite ich gekämpft habe. Die Wahrheit ist, es gab drei Kriegsparteien, nicht zwei: Die Armee der Abtreibungsgegner, die Brigade der Abtreibungsbefürworter und dann noch die Reste des amerikanischen Militärs, die verhindern wollten, dass die beiden Seiten sich gegenseitig umbrachten. Ich gehörte der letzteren an. Leider waren wir nicht sehr erfolgreich. Verstehst du, ein Krieg beginnt immer
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