Vollendung - Thriller
Fischen mit einem älteren Mann mit Unterarmen wie Popeye beobachtet, hatte ihm mit einem Fernglas nachspioniert, wenn er mit seinen beiden Freunden bei diesem großen Abflussrohr im Wald am Nordufer des Blackamore Ponds gespielt hatte. Der Satyr war der kleinste der drei Jungen, aber er machte seine Größe durch seinen Wagemut mehr als wett. Irgendwer, vielleicht ein älterer Junge, hatte ein Seil an einem stärkeren Ast festgemacht, und der Bildhauer sah oft, wie die beiden Größeren ehrfürchtig zuschauten, wenn sich sein Satyr weiter und weiter über den kleinen See schwang. Eines Nachmittags hatte der größte der drei Jungen ein paar Feuerwerkskracher mitgebracht, und der Bildhauer musste lachen, als er sah, wie sein Satyr einen davon in eine leere Bierflasche warf und dann rasch hinter einem Baum in Deckung ging.
Ja, hatte der Bildhauer gedacht, mein Satyr hat es weiß Gott faustdick hinter den Ohren.
Und vielleicht war es letzten Endes diese Eigenschaft Michael Wenicks gewesen, die ihn und den Bildhauer an jenem kühlen Septembernachmittag zusammenbrachte. Der Bildhauer hatte herausgefunden, dass sein Satyr oft noch im Wald zurückblieb, wenn seine beiden Begleiter zum Essen nach Hause gegangen waren, worauf er verschiedene Gegenstände ins Wasser warf – meist nur größere Steine, aber manchmal auch Dosen oder Flaschen und einmal sogar einen Gummireifen. Aber immer hielt sich sein Satyr nahe bei dem großen Abflussrohr auf oder an dem winzigen, offenen Uferstreifen unterhalb der hohen Stützmauer eines der Gärten, die direkt auf den See hinausgingen. Und so hatte der Bildhauer beschlossen, dass das Abflussrohr das sicherere der beiden Gebiete sein würde, denn um seinen Satyr fangen zu können, durfte er nicht gesehen werden. Ja, um die erste Figur für seinen Bacchus zu bekommen, würde er sehr, sehr vorsichtig sein müssen.
Der Bildhauer hatte die Satellitenbilder des Blackamore Ponds viele Male auf Yahoo! Maps studiert, aber das erste Mal, dass er seinen Fuß tatsächlich in die ihn umgebenden Wälder setzte, war nachts gewesen – nachdem die Jugendlichen, die unterhalb der Stützmauer Zigaretten rauchten und Bier tranken, nach Hause gegangen waren. Er parkte seinen Toyota Camry – einen von zwei Wagen, die er zusätzlich zu dem weißen Transporter besaß – in einer nahe gelegenen Straße und suchte sich mithilfe eines Nachtsichtgeräts einen Weg durch das dicht bewachsene Terrain.
Die Öffnung des Abflussrohrs war groß genug, damit selbst er hineinkriechen konnte, und mit seinem Nachtsichtgerät hatte der Bildhauer keine Schwierigkeiten, fast die Hälfte des Schachts zu überblicken. Er stülpte sich eine Plastiktüte über beide Turnschuhe, schlüpfte in Plastikhandschuhe und kroch in das Rohr. Der Geruch war nicht allzu schlimm – modrig, sumpfig – aber die Luft war unangenehm schwer und feucht in der Lunge des Bildhauers. Zum Glück musste er nur etwa vierzig Meter gehen, bis er fand, wonach er gesucht hatte: den Kanaldeckel und den Abfluss, der zur angrenzenden Straße hinausging. Hier, im Gully am Ende der Straße, konnte der Bildhauer aufrecht stehen, und er sah seine Reifen durch den schmalen Schlitz im Rinnstein – er war genau dort, wo er seinen Wagen keine Viertelstunde zuvor geparkt hatte. Er wuchtete den Kanaldeckel hoch und spähte hinaus.
Der Ort war perfekt.
Wie er von Yahoo! Maps wusste, lag der Gully am Ende einer ruhigen Straße namens Shirley Boulevard, nur zwei Blocks von der Lexington Avenue entfernt, der Straße, in der sein Satyr zusammen mit dem Angler mit den Popeye-Armen und der hübschen blonden Krankenschwester, die einen Hyundai fuhr, wohnte. Der Bildhauer hatte diesen Teil des Shirley Boulevards tagsüber ausgekundschaftet; er wusste, dass die meisten Leute nicht vor etwa 17.15 Uhr nach Hause kamen, er wusste, dass ihn selbst am helllichten Tag das Blätterwerk der Bäume vor Blicken aus den umliegenden Häusern schützen würde, wenn er aus dem Kanalloch stieg – das gerade groß genug war, damit sich der muskelbepackte Bildhauer durchquetschen konnte. Es gab keinen Gehsteig an dieser Stelle, nur eine Betonplatte über der Kanalöffnung. Und so wusste der Bildhauer auch, dass ihm nur von der anderen Straßenseite her Gefahr drohte, und dass es sicherer sein würde, über die Beifahrerseite seines Wagens ein- und auszusteigen, direkt über dem Kanalloch.
Es war beinahe zu schön, um wahr zu sein.
Und so kam es, dass der Bildhauer bei vier
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