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Vollidiot

Vollidiot

Titel: Vollidiot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tommy Jaud
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weggezogen.
    »Schlemmerfilet? Diese Studentenpampe ist ja wohl kaum Kochen«, nölt sie mich an.
    Glückwunsch! Sie springt auf das Abschlussklassenniveau der Josef-Stalin-Charme-Schule. »Kochen? Wo sollen wir denn überhaupt kochen?«, wage ich zu fragen.
    »Ich wohne in Köln-Deutz!«, ist die Antwort.
    »Zu mir können wir nicht!«, antworte ich schneller, als der 1. FC Köln zu Hause in Rückstand gerät.
    »Ich dachte, du wohnst um die Ecke?«
    »Woher weißt du das denn?«
    »Hat mir Lala gesagt!«
    Sensationell! Wahrscheinlich hat Lala ihr bei der Gelegenheit auch gleich meine Kontoauszüge durchgefaxt. »Warum können wir nicht zu dir?«
    Ohne es so richtig mitzukriegen, werde ich zum Pastaregal geschoben. Jedenfalls stehe ich plötzlich davor. »Weil ...«
    Wenn ich nicht vor einer Stunde schon mal in Ohnmacht gefallen wäre, würde ich jetzt direkt hier vor den Spaghetti umkippen. Steht die Antwort auf Dörtes Frage nicht auf der Rückseite einer Barilla-Packung? Vergiss es, Simon. Du kommst da nicht mehr raus. Die »Nicht-aufgeräumt-Nummer« ist lächerlich, und die »Isch abe gar kei-ne Küche«-Ausrede gab's auch nur in der Werbung.
    »Ach, zu miiir?« Ich tue so, als hätte ich erst jetzt verstanden. »Na, das geht natürlich!«
    »Supi. Dann haben wir's ja! Ahhh ... hier. Wir machen uns schön Pasta, oder?«
    Wahrscheinlich findet sie das auch noch witzig, mich so in die Enge zu treiben. Warum sag ich nicht einfach, wie ich mich fühle?
    »Hey ... sag mal, Dörte, warum sag ich dir nicht einfach, wie ich mich fühle?«
    »Wieso? Wie fühlst du dich denn?«
    »Ich ... na ja, warum gehen wir nicht einfach in ein Restaurant und bestellen uns was?«
    Ihrem Gesichtsausdruck glaube ich ein Bröckchen Unverständnis entnehmen zu können.
    »UNTER der Woche?«
    Diese Frau läuft definitiv auf einem komplett anderen Betriebssystem. Gut, das tun alle Frauen, aber bei uns liegt der Unterschied in einer Bandbreite von Windows XP Professional Edition und dem ersten Commodore 64 Basic.
    »Nee, nee, wir machen uns schön Pasta. Mit was für 'ner Sauce?«
    »Ich ... Tomate vielleicht?«, stammle ich.
    »Ich Tomate! Du Jane!«, blödelt sie und lässt ein schrilles Gackern folgen.
    Ach du lieber Himmel! Das ist ganz eindeutig das hysterische Lachen, das Hollywood-Drehbuchautoren für die Frauen vorsehen, die der Hauptdarsteller nach exakt einem Abendessen wieder verlässt. Ich nenne es das Hollywood-Sumpfhuhn-Gackern, kurz HSG, eine, wie ich finde, ernst zu nehmende Krankheit, die von zu wenig Sex und zu viel Stress herrührt.
    »Okay ... was hältst du von Lachs und Sahne?«, fragt sie mich.
    »Auch gut!«, antworte ich wie in Trance.
    »Dann holst du den Lachs und ich die Sahne. Wein haste ja wohl zu Hause, oder?« Mit diesen Worten hastet sie in Richtung Molkereiprodukte.
    Wein HAB ich zu Hause. Jede Menge. Ich geb dir aber keinen Schluck ab, du hysterische, blöde Kuh! Weil ich meinen Wein nämlich alleine trinke und dabei Musikvideos auf VIVA gucke, und weißt du, warum? Weil in den Videos Frauen tanzen, die alle viiiiiiel schöner sind als du und nicht so schrill rumgackern, und wenn ich ein bisschen Glück habe, dann zeigen die sogar ein Salsa-Hintern-Video!
    »Hier ist die Sahne!«
    Mist. Ich hätte echt abhauen sollen. Jetzt steh ich hier wie ein Idiot und lass mich von einer hirnkranken Managerin behandeln wie Michel aus Lönneberga. Nur dass hier weit und breit keine Hütte ist, um nützliche Dinge zu schnitzen. Eine 45er Magnum zum Beispiel. Und das alles passiert mir nur, weil ich mein Bett normalerweise auf bei-den Seiten beziehe und Lufthansa-Stewardessen so viel saufen, dass sie es nicht mehr nach Hause schaffen. Eine gewagte, aber durchaus korrekte Kausalität, die mich nun dazu zwingt, Lachs und billigen Wein zu kaufen. Zehn Minuten später sind wir schon bei mir.
    Während mir Dörte in meiner eigenen Küche fortwährend irgendwelche Befehle zuraunt, überlege ich mir, wie es wäre, Sex mit Dörte zu haben.
    »Haste Öl und Salz ins Wasser?«
    »Hab ich!«
    »Gut, weil sonst kannste's echt vergessen, die Pasta braucht das Öl, weißte?«
    Wenn sie im Bett genauso 'ne Panik macht wie in der Küche, dann wird's in jedem Fall ein Fiasko.
    Haste 'ne Erektion?
    Hab ich!
    Gut, weil sonst kannste's echt vergessen, zum Sex braucht man 'ne Erektion, weißte?
    Wenn sie überhaupt mit mir in die Kiste will. Vielleicht will sie nur mit jemandem über ihren Job sprechen.
    »Die Pastateller müssen warm

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