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Vollmachten unbegrenzt

Vollmachten unbegrenzt

Titel: Vollmachten unbegrenzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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Sa­che wä­re. Mit den Ärz­ten der raum­me­di­zi­ni­schen Sta­ti­on hat­te ich hit­zi­ge De­bat­ten über den Fall »An­tischwe­re-Kol­ler« ge­führt. Sie wuß­ten al­le, daß ich mein Ver­sa­gen für ei­ne kurz­fris­ti­ge Schwä­che hielt und ge­hal­ten hat­te. Sie be­müh­ten sich, mich scho­nend zu be­leh­ren. Ei­ni­ge Schleim­le­cker katz­bu­ckel­ten und pflich­te­ten mir bei.
    Ich hat­te noch ei­ne Stun­de zu war­ten. Dann kam ge­gen sie­ben Uhr die ers­te Mel­dung aus der Werks­kli­nik. Ei­ne jun­ge Ärz­tin er­schi­en auf dem Schirm. Sie ge­hör­te zu den weit­läu­fi­gen ein­ge­weih­ten Me­di­zi­nern und nann­te sich Dr. My­rl Swi­zer.
    »Sir, so­eben sind fast gleich­zei­tig acht Fäl­le von TB ein­ge­lie­fert wor­den. Die Leu­te ka­men teil­wei­se mit Fahr­zeu­gen, an­de­re wur­den von be­sorg­ten Kol­le­gen ge­bracht. Neue Mel­dun­gen aus den ein­zel­nen Fa­bri­ken und La­bors lie­gen schon vor. Als dienst­ha­ben­der Arzt ha­be ich an­ge­ord­net, je­den Men­schen mit Ab­zeh­rungs­sym­pto­men so­fort ein­zu­lie­fern. Die Kol­le­gen und Dr. Pre­s­ped sind be­nach­rich­tigt wor­den. Große Auf­re­gung.«
    Ich sah das kla­re, et­was herb ge­zeich­ne­te Ge­sicht auf der Bild­flä­che. Dr. My­rl Swi­zer schi­en in kei­ner Wei­se von der TB-Seu­che über­rascht zu sein, ob­wohl sie da­hin­ge­hend nicht in­for­miert wor­den war. Ich hat­te den sechs Me­di­zi­nern nur ge­sagt, daß bald ei­ne Rönt­gen-Rei­hen­un­ter­su­chung al­ler Be­leg­schafts­mit­glie­der statt­fin­den wür­de. Wie­so konn­te sie un­ter sol­chen Um­stän­den der­art sach­lich und fast gleich­mü­tig über die ers­ten Fäl­le von schwers­ter, of­fe­ner Tb spre­chen?
    Ein ver­ant­wor­tungs­vol­ler Arzt, dem ent­spre­chen­de Vor­er­klä­run­gen völ­lig feh­len, wird wohl kaum so nüch­tern und selbst­ver­ständ­lich blei­ben. In die­ser Wei­se un­be­fan­gen, wird er wohl mit größ­ter Auf­re­gung pflicht­ge­mäß das über­ra­schen­de Auf­tau­chen der of­fe­nen Tu­ber­ku­lo­se mel­den. Sie war mir zu ru­hig, zu nett lä­chelnd und zu klar in den Aus­füh­run­gen!
    Ei­ne hei­ße Wel­le bran­de­te in mir auf. Ich be­müh­te mich, die Fas­sung zu wah­ren.
    »Tb …?« ant­wor­te­te ich ge­dehnt und et­was be­sorgt. »Wo­her wol­len Sie das wis­sen, Dok­tor?«
    Sie lach­te lei­se.
    »Ich bin Arzt, Sir. Ein Blick ge­nügt. Au­ßer­dem ha­be ich be­reits Lun­gen­bil­der an­fer­ti­gen las­sen.«
    »Sie ar­bei­ten schnell, Dok­tor, wie?« lä­chel­te ich mas­ken­haft. »Wie kann es zu sol­chen Fäl­len kom­men? Ich dach­te, die Tb wä­re längst be­siegt. Wie vie­le Mel­dun­gen über plötz­li­che Er­kran­kun­gen wol­len Sie vor­lie­gen ha­ben?«
    Sie sah nach un­ten. Wahr­schein­lich hat­te sie auf dem Tisch No­ti­zen lie­gen. Sie sprach von der großen Kli­nik aus.
    »So­eben kom­men noch wei­te­re Mel­dun­gen. Da­mit sind es jetzt neun­zehn Fäl­le. Die In­fek­ti­on scheint mit un­be­greif­li­cher Schnel­lig­keit aus­zu­bre­chen.«
    »Wie­so? Ver­ste­he ich nicht! Ich dach­te, es kämen nur kern­ge­sun­de Men­schen ins Werk. Sie müs­sen sich mit der Tb ir­ren, Dok­tor.«
    »Über­zeu­gen Sie sich selbst, Sir. Ich wer­de Ih­nen gern ent­spre­chen­des Nach­schla­ge­ma­te­ri­al zur Ver­fü­gung stel­len. Au­ßer­dem –«, sie zö­ger­te und fuhr dann lä­chelnd fort, »au­ßer­dem scheint mir, als wä­ren Sie dar­über viel bes­ser in­for­miert als ich.«
    »Wis­sen Sie ei­gent­lich, was Sie da aus­spre­chen?« frag­te ich scharf.
    »Ich glau­be schon«, mein­te sie. »Hat­ten Sie uns nicht über ei­ne be­vor­ste­hen­de Rei­hen­un­ter­su­chung in­for­miert?«
    »Und was zum Teu­fel, hat das mit der plötz­li­chen Tb zu tun?« fuhr ich auf. »Die Un­ter­su­chung soll­te aus an­de­ren Grün­den er­fol­gen. Es ist zu or­ga­ni­schen Ver­än­de­run­gen in­fol­ge har­ter Strah­lun­gen ge­kom­men. Kei­ne Mu­ta­tio­nen, aber Mo­di­fi­ka­tio­nen. Die Sa­che soll­te ge­heim blei­ben, des­halb Ih­re Ver­ei­di­gung.«
    »Nun, dann bit­te ich um Ent­schul­di­gung«, ent­geg­ne­te sie et­was blaß. Ich konn­te es auf dem far­bi­gen

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