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Vollmeisen

Vollmeisen

Titel: Vollmeisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klein Kerstin
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Laurent, der ist doch immer noch hinter mir her, oder?«
    Marga sah mich erstaunt an. »Richtig, das weißt du ja noch gar nicht. Er ist heute Nachmittag verhaftet worden.« Sie lachte. »Es sind doch immer die kleinen Dinge, die einen Menschen zu Fall bringen. Bei ihm war es eine Pflegerin aus seinem Altersheim. Die beiden hatten ein Verhältnis, und er hatte ihr versprochen, sie zu heiraten. Na ja, und als die Dame erfuhr, dass ihr Verlobter bereits verheiratet war, hat sie das nicht ganz so gut aufgenommen. Daher hat sie ihn angezeigt, weil er sich vor ihr immer gebrüstet hatte, viel zu schlau zu sein, um in Deutschland Steuern zu zahlen.«
    Â»Und wie habt ihr ihn zu fassen gekriegt?«
    Â»Das war nur noch Routine. Vereinfacht gesagt, wenn eine Abteilung jemanden sucht, setzt sie ihn im Polizeicomputer auf eine Art Liste. Und wenn derjenige dann irgendwo auftaucht, wird diese Abteilung informiert. So ist es hier auch passiert, daher hatten wir seine Adresse und konnten ihn festnehmen.«
    Â»Das freut mich«, sagte ich und brach erneut in Tränen aus.
    Â»Ach Alice.« Tröstend sah sie mich an. »Darf ich dir mal einen Rat geben?«
    Â»Ja, bitte«, schniefte ich.
    Â»Nick beruhigt sich schon wieder, gib ihm ein bisschen Zeit.«
    Â»Was?«, fragte ich sie. »Wie meinst du das?«
    Â»Dass die Männer nichts mitgekriegt haben, wundert mich nicht. Aber ich bin doch nicht blöd, ich hab doch gesehen, dass was zwischen euch läuft.«
    Â»Aber nun läuft gar nichts mehr«, heulte ich. »Er ist so sauer auf mich, und du hast ja gesehen, er will nichts mehr mit mir zu tun haben.«
    Â»Wie gesagt, lass ihm Zeit. Ich kenne Nick seit zehn Jahren. Er fühlt sich im Moment wie der letzte Trottel, weil er sich von dir hat austricksen lassen. Einfach ausgedrückt, sein männlicher Stolz ist angekratzt. Aber ich habe ihn erlebt in der Woche, als du verschwunden warst. Glaub mir, er empfindet mehr für dich, als er es sich momentan eingesteht.«
    Oh, wie ich hoffte, dass sie recht hätte. Ich verabschiedete mich von ihr und ging in das leere Haus meiner Eltern. Nach einer heißen Dusche fiel ich in einen erschöpften Schlaf.
    Marga war eine kluge Frau, aber in einem hatte sie unrecht: Die Welt sah am nächsten Morgen nicht anders aus. Ich hatte richtige Magenschmerzen, und meine Gedanken kreisten nur um Nick. Was, wenn Marga sich irrte? Wenn er wirklich nichts mehr mit mir zu tun haben wollte? Ich konnte mir mein Leben ohne Nick nicht mehr vorstellen. Wir kannten uns erst kurz, aber mir kam es so vor, als wären wir schon immer zusammen gewesen. Ich dachte an all die Momente, die wir gemeinsam erlebt hatten, an seine Art, seinen Körper und an sein Lachen. Ich würde verrückt werden, wenn ich das nicht mehr haben konnte. So einfach war das.
    Den ganzen Tag trödelte ich nur herum und konnte mich auf nichts konzentrieren. Ständig wartete ich darauf, dass das Telefon klingelte, aber nichts tat sich. Auch am Abend passierte nichts, und als ich am nächsten Morgen aufwachte, war mir klar, dass ich selbst etwas unternehmen musste. Dieses Im-Haus-Herumgehocke machte alles noch schlimmer.
    Ich rief Kommissar Schlüter an, der offenbar immer im Präsidium steckte, schließlich war heute Samstag, und fragte ihn, ob er mich in den nächsten Tagen bräuchte. Das war nicht der Fall.
    Â»Ich weiß, Herr Schlüter, Sie sind nicht gut auf mich zu sprechen. Aber ich möchte Sie trotzdem um einen Gefallen bitten. Dürfte ich vielleicht für einen Tag noch mal in dem Haus im Dorf wohnen? Ich muss sowieso noch meine Sachen abholen, und ich habe da ein Versprechen einzulösen.«
    Â»Frau Wörthing«, sagte Schlüter, »Sie haben wirklich einen riesigen Zirkus veranstaltet. Wir alle hätten so viel leichter und gefahrloser durch den Fall kommen können, wenn Sie sich uns nur anvertraut hätten. Aber ich kann auch nicht leugnen, dass Sie uns am Ende geholfen haben, Herrn Berger zu verhaften. Also, von mir aus, fahren Sie hin, aber spätestens bis Montagmorgen muss das Haus geräumt sein und die Schlüssel bei mir auf dem Schreibtisch liegen.«
    Â»Ich danke Ihnen«, sagte ich aus ganzem Herzen. Nach einer Dusche und einem Frühstück setzte ich mich in das inzwischen wiederhergestellte Auto meiner Mutter und brauste los. Nach nur wenigen Metern stieg ich hektisch auf die Bremse und rannte ins Haus

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