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Vollmeisen

Vollmeisen

Titel: Vollmeisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klein Kerstin
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Funzelbirne, die an der Decke hing, an und atmete erstmal durch.
    Â»Himmel noch mal, Simon, mit dir macht man auch was mit«, hob ich an, aber er unterbrach mich sofort.
    Â»Jetzt gib mir endlich die Dose«, fuhr er mich an.
    Â»Tja, dann hast du Pech gehabt. Die Zeit wirst du dir nehmen müssen, denn ich will erst mit dir reden. Danach gebe ich dir die Dose, aber vorher nicht.«
    Â»Weiber«, stieß Simon aus und lehnte sich im Vorraum an die Wand. »Also gut, dann rede.«
    Â»Erstmal will ich wissen, was die Geschichte mit diesem Piotr Karzynski sollte«, forderte ich ihn auf.
    Â»Ja, bist du nur blöd oder was? Weil die Scheißbullen mir nicht glauben und du nicht in der Lage warst, mir einfach die Dose zu besorgen, war ich auf der Flucht, kapierst du das? Und das ohne einen Pfennig Geld. Also habe ich erstmal gesehen, dass ich wegkam. Ich bin per Anhalter gefahren und in Bad Bodeshagen gestrandet.«
    Â»Okay, und dann?«
    Â»Dann habe ich da alle Hotels und Kurheime abgeklappert und gefragt, ob sie Arbeit für mich haben. Im Waldfrieden brauchten sie jemanden für die Küche, und bei Schwarzarbeitern fragt niemand nach Papieren. So wurde ich eben Piotr Karzynski.«
    Â»Du hast auch in der Küche gearbeitet?«, fragte ich erstaunt. »Musstest du auch Gemüsesuppe kochen?«
    Â»Scheiße, nein, wen interessiert das? Ist deine Neugier jetzt befriedigt, kann ich jetzt endlich hier weg?«
    Ich wurde wütend. »Warum denn so eilig? Als wir uns das letzte Mal gesprochen haben, hast du mir erzählt, du würdest mich lieben, und wir würden noch mal ganz von vorn anfangen. So hört sich das jetzt hier aber nicht an. Wieso bist du denn so gemein zu mir?«
    Simon fuhr sich durch die Haare. »Alice, jetzt nerv mich nicht. Vielleicht haben Flüchtende in deinen Herz-Schmerz-Filmen ja Zeit rumzusülzen, ich hab sie jedenfalls nicht. Wir werden das alles klären, wenn ich meine Unschuld bewiesen habe.«
    Â»Nein«, sagte ich, »das werden wir jetzt tun. Ich will wissen, ob du mich überhaupt jemals geliebt hast.«
    Â»Das kann doch alles nicht wahr sein«, murmelte Simon. Dann fasste er sich und sah mich an. »Aber natürlich habe ich dich geliebt. Und ich habe dir doch erzählt, warum ich dich verlassen musste. Also, gib mir die Dose und vertraue mir.«
    Â»Ich weiß nicht, ob ich das noch kann. Ich glaube, du benutzt mich nur. Das hast du wahrscheinlich auch die ganzen letzten Jahre gemacht, oder? Ich war ganz praktisch für dich und ein nettes Aushängeschild, aber auf meine Bedürfnisse bist du nie eingegangen.«
    Â»So, jetzt reicht’s mir.« Simon guckte auf einmal richtig böse. »Wenn du mir nicht sofort die Dose gibst, dann werde ich dich wirklich benutzen. Und ich glaube nicht, dass dir das gefallen wird. Also, was ist jetzt?«
    Verdammt, das lief alles überhaupt nicht so, wie ich es mir vorgestellt hatte. Und mittlerweile hatte ich echte Angst. So wie heute hatte ich Simon noch nie erlebt. Gut, ich wusste mittlerweile von seinen Machenschaften, aber trotzdem hatte ich mir die Illusion erhalten, dass er im Grunde noch der Simon war, den ich kannte. Aber diesen Mann hier kannte ich nicht.
    Â»Du blöder Lügner«, schrie ich ihn panisch an. »Du liebst mich gar nicht, du willst nur an dein Scheißgeld rankommen!«
    O nein, das hatte ich doch nicht wirklich gesagt? Es blieb einen Moment still, bis Simon mit einem ganz fiesen Grinsen zu mir sagte: »Mein Scheißgeld, ja? Hat da vielleicht jemand geschnüffelt? Und in seinem Erbsenhirn das erste Mal eins und eins zusammengezählt und zwei rausbekommen?«
    Er griff in seine Jackentasche und holte eine Pistole raus. Woher hatte der denn eine Pistole, damit hatte ich überhaupt nicht gerechnet. Simon und eine Pistole? Eigentlich könnte man meinen, dass ich mittlerweile an einen solchen Anblick gewöhnt wäre, aber tatsächlich war dies das erste Mal, seit der ganze Mist angefangen hatte, dass ich wirklich Todesangst hatte.
    Â»So, als Erstes gibst du mir jetzt die Dose.«
    Mit zitternden Händen öffnete ich den Futtereimer und gab ihm die Spieldose. Wenn er jetzt einen einzigen Blick hineinwerfen würde, wäre ich tot. Denn der Stick, der in der Dose lag, sah nicht im Entferntesten so aus wie seiner. Der hier war glänzend blau und trug die Aufschrift Walters Bürowelt .
    In dem Moment muhte die

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