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Vollmeisen

Vollmeisen

Titel: Vollmeisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klein Kerstin
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vorgestellt, mit einer Leiche am Empfang und einem entstellten Gesicht.
    Während ich noch wie erstarrt dastand und zuschaute, wie Blutstropfen von meiner Wange auf meine zerrissene Bluse tropften, ertönte plötzlich ein gruseliges Stöhnen zu meinen Füßen. Ich sprang entsetzt zur Seite und sah, wie sich unser Big-Wumba-Freund bewegte. Er griff sich an den Kopf und setzte sich langsam auf. Anscheinend starb man wirklich nicht an dem Schlag mit einer Bratpfanne. Er guckte sich verwirrt um, zog sich am Tresen hoch und nuschelte mit gebrochener Stimme: »Mir ist nicht gut. Ich komm ein andermal wieder«, und verschwand tatsächlich aus der Tür.
    Melinda und ich sahen uns an. »Hab ich doch gleich gesagt, dass der nicht tot ist. Immer weißt du alles besser. Das hast du jetzt davon«, sagte sie und zeigte auf meine zerkratzte Wange. »Na ja, lass es dir eine Lehre sein, ich muss jetzt weiter.«
    Auch Melinda verschwand, und ich kam mir vor wie bei Verstehen Sie Spaß , nur dass ich ebenjenen in diesem Fall absolut nicht verstand. In der Toilette guckte ich in den Spiegel und wischte mir das Blut aus dem Gesicht. Es war vielleicht schräg gewesen in der Versicherungsagentur von Herrn Eckel, aber so was wäre mir da bestimmt nicht passiert. Meine Bluse war hinüber, ich zog die Reste aus und stopfte sie in meine Tasche. Also nur die Kostümjacke, auch wenn die jetzt zugeknöpft werden musste und ich kaum mehr atmen konnte. Ich versuchte, so gut es ging, die Schramme mit Make-up zu bedecken, und begab mich wieder an meinen Schreibtisch. Bis Nick gegen vier wiederkam, würde ich mich nicht nur schon etwas beruhigt, sondern sogar alle Unterlagen durchgesehen und mir einen Überblick verschafft haben.
    Â»Alice, was ist denn mit deinem Gesicht passiert? Hast du dich verletzt?«, fragte Nick mich gleich als Erstes, als er wieder in die Firma kam.
    Für einen Moment überlegte ich, ob ich ihm das alles genau erklären sollte, aber ihm zu verklickern, wieso aus meiner Schwester erst mein Bodyguard und dann mein schlimmster Albtraum geworden ist, würde wohl zu weit führen. Also behauptete ich nur, mir aus Versehen den Tacker gegen die Wange gestoßen zu haben, und sagte, dass ein Big Wumba hier gewesen war und morgen wiederkommen würde. Wenn der Nick gegenüber behaupten würde, eine zweite Frau hätte ihn hier mit einer Bratpfanne niedergeschlagen, würde ich nur hinter seinem Rücken die Augen verdrehen und Nick zuflüstern: »Nimmt der Drogen, oder hat der einfach so Halluzinationen?« Guter Plan.
    Nick überlegte. »Big Wumba? Wie sah der denn aus?« Ich gab wohl eine treffende Beschreibung, denn nun grinste Nick: »Ach, Hänger-Wumba, der sollte mal bei einer Produktion mitmachen, aber ihm fehlte, na ja, sagen wir mal, ihm fehlte es an Standvermögen …Was wollte er denn?«
    Â»Na ja, eigentlich wollte er 500 Euro haben«, erwiderte ich.
    Â»500 Euro für was? Dafür, dass der Kerl uns einen ganzen Drehtag versaut hat? Ich rede nachher mit ihm, dann wird der hier sicher nicht wieder auftauchen.«
    Gott sei Dank, auf eine zweite Begegnung konnte ich nämlich wirklich verzichten. Anschließend gingen wir noch die Arbeit der nächsten Tage durch, und dann war mein erster Arbeitstag zu Ende. Ich hoffte nur, dass es in den nächsten Tagen etwas ruhiger zugehen würde.
    Vor dem Abendessen erwischte ich noch Melinda auf der Treppe. »Glaub ja nicht, dass ich das vergessen werde. Ich bekomme eine neue Bluse von dir, und du kannst dir jemand anderen suchen, auf den du aufpasst. Wer dich als Bodyguard hat, der braucht keine fremden Attentäter mehr.«
    Â»Vergiss es«, gab meine liebe Schwester zurück. »Das läuft alles so weiter, oder soll ich gleich Mama sagen, was wirklich heute passiert ist und für welche Firma du in Wahrheit arbeitest?«
    Verdammt. Warum hatte ich sie bloß eingeweiht, ich hätte sie mir doch bestimmt auch anders vom Hals halten können! Nun wurde ich sie nicht mehr los.
    Mein Vater saß schon am Tisch, während meine Mutter Koteletts auf die Teller verteilte und hochschaute, als wir hereinkamen. »Alice«, rief sie erschrocken, »was ist denn mit dir passiert? Wie sieht denn deine Wange aus?«
    Â»Ja«, sagte Melinda, »das würde ich auch gern wissen, sieht ja übel aus.«
    Irgendwann bringe ich sie um. »Ach, das sieht schlimmer aus, als

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