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Vollmondfieber: Roman (German Edition)

Vollmondfieber: Roman (German Edition)

Titel: Vollmondfieber: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Carlson
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etwas Rotes von ihrem Gesicht triefen, als sie sich stolpernd auf die Beine mühte. Nimm das, Schlampe!
    Meine Wölfin schnappte, zerrte mit aller Kraft an den Fäden, die in meinem Bewusstsein immer dicker wurden. Doch es war sinnlos. Es waren einfach zu viele. Der Bann würde mich binnen weniger Augenblicke vollkommen überwältigen.
    Die Wölfe, die zwischen den Bäumen gewartet hatten, stürzten auf die Lichtung, und mein Rudel nahm um mich herum den Kampf auf.
    Valdov kam zu mir, beugte sich über mich wie ein Zirkusdirektor und streckte die Hand aus, um mir übers Gesicht zu streicheln. Innerlich wand und krümmte ich mich. Mein Körper allerdings war zu keiner Regung imstande. »Beeil dich, Hexe, sie ist zu stark! Das wird sie nicht lange bändigen.«
    Eine hochmütige Stimme antwortete: »Es wird sie lange genug bändigen. Sie ist nicht stärker als ich, Vampir. Du hast mehr als genug Zeit, um sie zu deiner geschätzten Königin zu schaffen. Und jetzt schaff sie mir zum Teufel noch mal aus den Augen, ehe ich beschließe, ihr hier und jetzt den Garaus zu machen!«
    Mein Körper wurde in die Luft gehoben.
    Wind schlug mir ins Gesicht, als Valdov uns hinauf in die Wolken entführte.
    Ein schreckliches, klagendes Heulen erklang in der Tiefe.
    Mein Vater hatte sich endlich von seinen Fesseln befreien können.

KAPITEL ZWEIUNDZWANZIG
    I ch hörte das Geräusch, ehe ich die Augen aufschlug. Es klang wie rostige Metallfingernägel, die über eine Schiefertafel kratzen. Nur schlimmer. Mir sträubten sich schon die Haare, ehe mein Hirn ganz wach war. Das Erste, was ich wirklich bewusst wahrnahm, war meine Wölfin, die sich in meinem Bewusstsein zusammenkauerte und dabei heftig knurrte.
    Weißt du, wo wir sind? , fragte ich sie, ehe ich es wagte, endlich die Augen zu öffnen.
    Ich fühlte die Gefahr. Eine Macht drückte mich nieder, tyrannisierte mich durch ihre schiere Existenz, bohrte sich mit einer Million spitzer Nadeln durch meine Haut. Ich lag, wie ich mit den Fingerspitzen ertastete, auf hartem, rauem, kaltem Stein. Ich versuchte es noch einmal: Was ist los? Weißt du, wo wir sind?
    Und da hörte ich es erneut.
    Krrrratz. Krrrratz. Krrrraaatz.
    Meine Wölfin bekam keine Gelegenheit, mir zu antworten. Denn plötzlich durchdrang eine weibliche Stimme die Stille. Sie war weich und erzeugte ein schwaches Echo. Mein Blut prickelte warnend. »Wach auf, kleines Wolfsmädchen! Keine Spielchen mehr. Ich bin das Warten leid.« Die Stimme kam näher .
    Ich schlug die Augen auf. Es hatte keinen Sinn, so zu tun, als schliefe ich noch. Denn die Frau, die mit mir im Raum war, wusste längst, dass ich wach war. Sie zu verärgern, schien mir keine kluge Vorgehensweise zu sein. Selenes Bann war verflogen. Ich hatte keine Ahnung, ob meine Wölfin ihn besiegt hatte oder nicht. Aber ich würde mich gewiss nicht beklagen.
    Mein Blick ging hoch hinauf zur Decke. Es war eine hohe Kuppel, in die Buntglasfenster eingelassen waren. Ein schwacher Lichtschein drang durch das Glas, gab der Kuppel zusätzlich Tiefe und Raum. Bedauerlicherweise zeigten die Glasbilder weder hübsche Blumen noch glückliche Einhörner. Stattdessen gab es ganze Landschaften mit grausamen, blutigen Szenen: Vampire, dargestellt in ihrer schlimmsten Form, ganz so, wie ich Valdov in diesem kurzen, aber schaurigen Augenblick erlebt hatte. Die Horde genau über meinem Kopf war fröhlich dabei, ihrer menschlichen Beute die Kehle aufzureißen, die Gesichter verzerrt, umgeben von einem See aus Blut, das über die Leiber ihrer armen Opfer spritzte. Wenn das nicht herzerwärmend war!
    Offensichtlich befand ich mich in einer Art Vampirfestung. Der Anblick der Glasfenster trug wenig dazu bei, mir ein besseres Gefühl hinsichtlich meiner Lage zu geben.
    Zu meinen Füßen bewegte sich etwas, und ich hob langsam den Kopf.
    »Du bist nicht annähernd so beeindruckend, wie ich erwartet habe, kleines Wolfsmädchen.« Die Stimme gehörte zu einem Gesicht mit makelloser Haut und passte dazu. Die Gesichtszüge waren so perfekt gezeichnet, dass sie einen ganz eigenen Schatten warfen. Hohe, markante Wangenknochen und ein Paar großer haselnussbrauner Augen beherrschten dieses Gesicht. Die Augen waren umrahmt von einem dicken schwarzen Lidstrich. Das Gesicht war nicht nur blass; die Haut wirkte porzellanartig weiß. Die roten Lippen stachen umso greller daraus hervor. Das Haar, so hell, dass es gar keine Farbe zu haben schien, war zu einem komplizierten Turm aus Locken aufgesteckt.

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