Vollmondfieber: Roman (German Edition)
schätze, wenn dein Eigentum verwüstet wird, dann hast du ein ganz eigennütziges Interesse daran. Trotzdem verblüffte mich der persönliche Anruf. »Hallo, Ms. Hannon, hier spricht Nathan Dunn, der Eigentümer Ihres Hauses. Ich rufe wegen des Einbruchs in der vergangenenNacht an und hoffe, diese Nachricht erreicht Sie bei guter Gesundheit. Die Polizei hat mich informiert, dass Sie zum Zeitpunkt des Einbruchs nicht in Ihrer Wohnung waren.« Sie sprachen also von einem Einbruch, die erste gute Nachricht. »Da haben Sie wirklich Glück gehabt. Der Schaden scheint … extrem zu sein. Bitte informieren Sie mich, wann die Wohnung für Reparaturarbeiten zur Verfügung steht! Ich schicke meine Handwerker rüber, sobald es Ihnen passt. Ich möchte das so schnell wie möglich in Ordnung bringen und nehme an, Ihnen geht es genauso.«
Ich zog die Brauen hoch. Nick zuckte mit den Schultern.
Der nächste Anruf war von Marcy. Sie hörte sich panisch an, was vermutlich echt war. Marcy Talbot liebte ihre Alltagsroutine mehr als die Queen von England ihren Tee, und selbst die kleinste Störung brachte ihre Fassung ins Wanken. Sie war die einzige Freundin, die ich je gehabt hatte – oder zumindest die einzige Frau, bei der ich je auf den Gedanken gekommen war, sie könnte meine Freundin sein. Wir veranstalteten keine Pyjamapartys und gingen auch nicht zusammen zur Fußpflege. Aber es gab eine Beziehung zwischen uns. Marcy beendete ihren Anruf mit den Worten: »… und wenn du mir noch einmal so einen Schrecken einjagst, dann mache ich dir das Leben zur Hölle! Darauf kannst du dich verlassen, Prinzessin.« Klick.
Nun folgte ein Anruf meiner Nachbarin Juanita Perez, einer geschiedenen Latina über fünfzig, die, im Gegensatz zu allen anderen Hausbewohnern, nie so recht begriffen hatte, dass ich kein Freund von oberflächlichem Geplauder war. Sie tat aber so, als wäre ich es. »Hola, Chica«, hallte ihr schwer akzentbehaftetes Spanisch durch die Leitung, ehe sie ihre Stimme zu einem heiseren Flüstern senkte. »Hierris Juanita Perez, Ihr Nachbarin in Haus. Etwas Schlimmes passiert hier, Chica. Die Polizei haben mir gesagt, Sie waren nicht su Hause, wenn krachbummbäng, aber ich wissen, Sie waren noch da drin. Ich gehört, Sie kommen in diese Nacht, aber ich werde nicht verraten. Ich werde ihnen nicht sagen. Weil sie Sie nicht gefunden da drin, ich denken, Sie entkommen. Gut für Sie. Ich Ihre Geheimnis wahren, aber, oh, Chica, der Schaden, es ist sooooo schlimm. Ich für Sie beten.« Klick.
Ich drückte die Glückszahl sieben, um ihre Botschaft für alle Zeiten aus meiner Mailbox zu löschen. Dann nahm ich mir vor, ihr zu danken, indem ich ihr eine Flasche Patrón-Tequila kaufte, von dem sie dauernd redete. Vielleicht würde sie dann vergessen, dass sie je angerufen hatte. Andererseits war es definitiv ein echter Bonus für mich, eine Nachbarin zu haben, die bereitwillig meinetwegen die Polizei belog. Juanita konnte ein echter Stachel in meinem interaktiven Fleisch sein. Aber nun wusste ich definitiv, dass sie mir den Rücken freigehalten hatte. Wenn mich dieser Anruf etwas lehren sollte, dann, dass ich eine bessere und gesprächsbereitere Nachbarin werden sollte. So etwas nämlich konnte sich auszahlen.
Der nächste Anruf war der, auf den ich gehofft hatte, und Petes Stimme klang so ruhig und gewissenhaft wie eh und je. »Molly, Pete hier. Sieht aus, als hätte es am Wochenende Ärger in deiner Wohnung gegeben.« Ich hörte, wie er im Hintergrund mit Papieren raschelte. »Hier heißt es, du seist zur Tatzeit des … Übergriffs nicht zu Hause gewesen.« Er las etwas von einem Schriftstück ab. »Das Bett war gemacht, keine Anzeichen für einen Kampf, Blut in deinem Wohnzimmer, Seilstücke auf dem Balkon. Haufenweise Spekulationen. Sieht aus, als wäre deine Wohnung ziemlich übel zerlegt worden. Möglicherweise durch irgendein … Haustier? « Die Verwunderung in seiner Stimme war deutlich zu hören.
Die Polizei dürfte kaum eine passende Erklärung für Fellhaare und Klauenspuren überall auf dem Boden finden. Dass jemand sein Haustier zu einem Einbruch mitnahm, war höchst unwahrscheinlich. Jeder, der ein bisschen Verstand besaß, wüsste, dass Haarproben aus meiner Wohnung zweifelsfrei mit seinem Haustier in Verbindung gebracht werden könnten, womit die Schuld des Halters bewiesen wäre.
Pete fuhr mit monotoner Stimme fort: »Deine Handtasche wurde vor Ort gefunden, aber du warst nicht da. Sieht aus, als hätte ein
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