Vollmondfieber: Roman (German Edition)
mehr, klar?!« Klick.
Das war alles.
Ein guter Cop wusste, dass ein Verbrechen wie dieses persönlicher Natur war, und Ray war bedauerlicherweise ein guter Cop. Niemand zertrümmert deine Möbel und deine persönliche Habe außer einem betrogenen Liebhaber oder einem Drogendealer, dem du einen Haufen Geld schuldest. Nun, vielleicht noch ein krankes Arschloch auf irgendeiner nur ihm bekannten Vendetta. Darüber hinaus hatten der oder die Vandalen auch noch ihr Haustier mitgebracht. Wer bringt ein Haustier mit zu einem vorsätzlichen Verbrechen? Der einzige Vorteil, den ich noch hatte, das Einzige, was einen Schatten des Zweifels auf die Ermittlungen und meine mögliche Verbindung zur Tat werfen konnte, verdankte ich der talentierten Marcy. Mein persönlichster Raum, mein Schlafzimmer, war intakt geblieben. Der Ort, an dem man sich zur Ruhe bettet, ist normalerweise der erste, den ein rachedurstiger Täter sich vornimmt.
Verdammt, ich würde Marcy künftig wirklich mehr bezahlen müssen!
»Ray kauft dir nie ab, dass irgendein Fremder deine Wohnung verwüstet hat«, meinte Nick.
»Ich weiß.« Nachdenklich fuhr ich mir durchs Haar. »Die einzige Möglichkeit besteht darin, die persönliche Schiene weiterzufahren. Wir müssen irgendeinen alten Fall ausgraben, eine stinkwütende Zielperson, die ein Motiv hätte, in meine Wohnung einzubrechen. Das dürfte nicht allzu schwer sein. Es wurde nichts gestohlen. Also ist es auch nicht nötig, auf einer formellen Anklage zu bestehen.«
»Na, und wird diese geheimnisvolle Person, die wir ausbuddeln, dann auch ein Hundchen haben, dessen Fell exakt zu den Spuren in deiner Wohnung passt?« Nick gluckste. »So leicht wirst du Ray nicht los. Ich wette, der lauert dir noch das ganze nächste Jahr in deinem Hausflur auf, solange der Fall nach seinem Geschmack noch nicht gelöst ist. Er ist ein Bluthund, und du hast ihm ganze fünf Jahre lang nicht den Hauch einer Spur geliefert. Aber jetzt hast du ihm einen Haufen Mist in den Schoß fallen lassen, wie er besser gar nicht sein könnte.«
»Uff. Ich weiß.« Ich feixte Nick von der Seite an. »Aber wenn Ray nicht irgendwann aufgibt, dann kann ich ihn einfach mit meinen neuen Waffen schlagen.« Ich hob die Arme und spannte meinen Bizeps. Die Muskeln sahen nicht besser entwickelt aus als früher. Aber ich wusste, sie konnten verdammt viel mehr Schaden anrichten, wenn ich sie nur richtig einsetzte – und ich hatte die Absicht, sie goldrichtig einzusetzen. »Oder ich lasse mir ein Fell wachsen, oder ich ziehe ihm ein paar tiefe Kratzer mit meinen hübschen neuen Klauen in die Haut.« Ich wackelte mit den Fingerspitzen. Die Klauen waren verborgen, aber es war cool zu wissen, dass sie da irgendwo waren.
»Das wäre sicher eine … wirkungsvolle Taktik«, prustete Nick. »Sofern du den Verstand verloren hättest. Ganz sicher, davon bin ich fest überzeugt, hätte das Ganze keinerlei Konsequenzen für dich. Wie auch.«
Ich seufzte. Natürlich hätte das haufenweise Konsequenzen. Aber eigentlich war das Problem, dass das auf lange Sicht nichtmein Problem war. Nun, da ich zum Rudel gehörte, hatte ich ein Geheimnis zu wahren. Die Wahrung dieses Geheimnisses würde das Rudel im Zweifelsfall ganz selbstverständlich erzwingen. Sollte Ray also weiter seine Nase in Dinge stecken, die ihn nichts angingen, dann hätte das Rudel kein Problem damit, sich um ihn zu kümmern – endgültig.
Ich konnte den Kerl nicht ausstehen. Aber ich war nicht bereit, sein Todesurteil zu unterschreiben.
»Ich werde mich wohl auf meine neuen Muskeln beschränken müssen«, sagte ich und einigte mich mit mir selbst auf ein öderes Leben. »Ich habe die Campingausrüstung und den Ausweis. Das ist nicht viel, dürfte aber ausreichen, um Zweifel daran zu wecken, ich sei beteiligt gewesen. Mehr brauche ich am Ende nicht. Ich muss einfach nur einen betrogenen Liebhaber auftreiben, der eine Vorliebe für große Hunde hat.«
Nick bedachte mich mit einem schiefen Lächeln. »Das ist bestimmt kein Problem, Jess. Wie der Zufall es will, haben wir eine ganze Menge ziemlich großer, wilder Hunde, aus denen wir einen herauspicken könnten.«
Nun prustete ich los. »Wir können keinen Werwolf reinlegen, und keiner von denen würde freiwillig mitspielen. Viel eher bringen die mich hinter Gitter, damit sie sich nicht weiter mit mir befassen müssen. Nicht dass eine Gefängniszelle mich noch festhalten könnte.« Ich grinste. Der Gedanke war nett. Richtig nett.
Ich griff zu
Weitere Kostenlose Bücher