Vollmondfieber: Roman (German Edition)
musst sie hier verdammt noch mal rausschaffen!«, verlangte er, und seine bernsteinfarbenen Augen glühten förmlich. »Ich kümmere mich um dieses Pack.« Er deutete auf die herannahenden fünf Wölfe. »Seit vier Minuten ist unser Rudel im Krieg. Wir brauchen jeden einzelnen Wolf für den Kampf. Es ist niemand mehr da, der Jessica beschützen könnte. Wer immer dich geschickt hat, hat dich missbraucht, um an uns heranzukommen, und das hat er geschickt gemacht. Dieser Jemand wusste genau, wo er uns findet. Also, schaff Jessica hier raus! Wenn duihr irgendetwas antust, dann, das schwöre ich dir, bringe ich dich eigenhändig um – ganz langsam!«
James wartete nicht auf eine Antwort, sondern schob sich an uns vorbei und stürzte sich auf die fünf Wölfe, die wie Bowlingkegel aus ihrer Formation ausbrachen und sich in der Bar verteilten. Bis zu diesem Moment hatten die Menschen die Gefahr gar nicht wahrgenommen. Nun aber taten sie es, und sofort brach Chaos aus. Doch immer noch konnten sie nur annehmen, es ginge um eine Kneipenschlägerei. Von übernatürlichen Machtproben wussten sie nichts.
Ich wirbelte herum und tat einen Schritt in James Richtung, begierig, mich in den Kampf zu stürzen. Mir war egal, was er gesagt hatte. Ich würde auf keinen Fall mit Rourke von hier verschwinden. Das war mein Kampf, also würde ich bleiben. Ehe ich mehr als nur einen Schritt tun konnte, wurde ich am Handgelenk zurückgerissen und landete erneut an Rourkes lederverpackter Brust. Das Leder verströmte einen öligen Geruch, vermengt mit Schweiß und köstlichen Nelken. Und das machte mich wütend .
Ich entwand mich Rourkes Griff und stieß ihn mit all meiner Kraft zurück. Er bewegte sich keine fünf Zentimeter weit, aber mir reichte das. »Ich gehe nirgends mit dir hin. Das ist mein Kampf, verdammt noch mal! Ich bin der Grund für all das, und ich werde mein Rudel nicht im Stich lassen. Es wird die Sache nicht ohne mich auskämpfen, verstanden? Also denk nicht mal daran, mir in die Quere zu kommen!«
Ich ließ Rourke stehen und machte kehrt, um James im Kampf beizustehen.
Rourke ließ mich gehen.
Aber noch während ich mich zu James und den Angreifern herumdrehte, begegnete mir ein durchdringender Blick aus stechenden blauen Augen.
An Ort und Stelle erstarrte ich.
Dieser Blick fixierte mich über das ganze Chaos hinweg. MeinVater schritt durch die Bar, als streife er durch die Wälder. Er tat es, als wäre alles in bester Ordnung, als tobte kein plötzlich ausgebrochener Krieg, als würden keine Menschen schreien, kein Mobiliar um ihn herum zertrümmert.
Und in seinen Augen las ich nur ein Wort.
Geh!
Rourke stand hinter mir. Offensichtlich verstand auch er die Botschaft.
Ich öffnete den Mund zum Protest, aber es kam nichts heraus. Dies war keine Anordnung meines Alphas; sie kam von meinem Vater .
Geh!
Sein Befehl schoss meine Nervenbahnen entlang, ließ mich erschauern, drängte mich zu tun,wie geheißen. Erschrocken begriff ich, dass der Blutschwur meinen Vater und mich auf eine neue Art miteinander verbunden hatte. Seine Gefühle stießen in mein Bewusstsein hinein. Ich fühlte mich gezwungen, seiner Anweisung Folge zu leisten. Meine Wölfin aber schrie in meiner Seele. Auch sie konnte es fühlen. Ich wollte mich weigern, war aber wie erstarrt.
Geh!
»Tut mir leid, Herzchen, die Karten sind gegen dich: Heute Abend bekommst du nicht, was du willst«, murmelte Rourke hinter mir.
Ich tat einen Schritt vor, gab mir alle Mühe, den Befehl zu brechen, legte so viel Kraft hinein, wie ich nur konnte. Ich wollte nicht gehen, verdammt , ich wollte kämpfen!
Zeit für weitere Reaktionen hatte ich nicht. Rourke packte mich um die Taille, bückte sich und warf sich mich mühelos über die Schulter. Sein Arm umschloss meine Körpermitte wie eine Schraubzwinge.
Dann machte Rourke kehrt und hastete, ohne auf mein Wutgeheul zu achten, aus der Bar.
KAPITEL SIEBZEHN
I n der Gasse hinter der Bar stellte mich Rourke unsanft auf meine Füße. Meinen Unterarm aber hielt er eisern gepackt. Mit schnellen Schritten hastete er die Gasse entlang und zerrte mich hinter sich her. Ganz Wachsamkeit, hielt er dabei beständig die Nase in die Luft.
»Du willst mich wohl verarschen!« Ich versuchte, meinen Arm aus seinem Griff zu befreien, erfolglos. Seine Hände waren so unnachgiebig wie Stein. »Du kannst mich nicht einfach über die Schulter werfen wie ein verdammter Höhlenmensch und Entscheidungen für mich treffen. Was bildest du
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