Vollmondfieber: Roman (German Edition)
lass mich los!«
Tyler rannte auf uns zu. »Verdammt, lass sie los, Katze!«
Rourkes Muskeln unter der Lederjacke spannten sich an. Er machte sich kampfbereit. Mich loszulassen, war offenbar keine Option.
Ehe Tyler uns erreichen konnte, schleuderte hinter ihm, wie die typische U-Haul-Lackierung verriet, ein Miet-Truck um die Ecke. Offenbar hatten sich Tylers Angreifer eine Fahrgelegenheit organisiert. Der Truck bremste mit quietschenden Reifen. Die Hinterachse brach seitwärts aus, sodass der Truck erst zum Stehen kam, als er die Straße vollständig blockierte.
Da die Sackgasse, dort ein U-Haul-Truck voller Southern-Werwölfe.
»Wir sitzen gottverdammt in der Falle!«, donnerte Rourke. »Rauf auf den Sozius, los!« Gegen meinen Willen zerrte er mich die letzten paar Schritte zu seinem Motorrad und schubste mich darauf zu, während er von der anderen Seite aufstieg. Schon hatte er den Seitenständer einklappt und den Motor gestartet, der brüllend zum Leben erwachte. »Steig auf, sofort! «, übertönte Rourke den Motorlärm der Maschine.
Ich rührte mich nicht. Tyler hatte mich binnen zwei Schritten erreicht und packte mich am Arm. »Was zum Teufel ist hier los? Warum bist du mit ihm abgehauen?« Ich sah ihm an, dass er noch dabei war zu verarbeiten, was Rourke gerade gesagt hatte.
»James hat beschlossen, ihm zu vertrauen«, erklärte ich rasch. »Und Dad hat ihn unterstützt. Rourke hat mich aus der Bar gebracht, als der Kampf gerade losgegangen ist, und dann hierhergeführt.« Gegen meinen Willen , aber das verschwieg ich Tyler. Denn er konnte sich auch so ein Bild machen. Vermutlich war Vater in der Bar immer noch in einen Kampf verstrickt. Anderenfalls wäre das Rudel über meinen Verbleib oder zumindest über die Person, die bei mir war, längst informiert.
»Jess, du musst von hier verschwinden!«, flehte mich Tyler an. »Wir sind mitten im Krieg – und du bist die Kriegsbeute, um die es geht! Du musst weg, sofort, auch wenn dir keine andere Möglichkeit bleibt, als mit dieser … verfluchten Katze zu gehen!« Widerwille stand ihm ins Gesicht geschrieben. Aber ich wusste, er würde sich fügen, da sein Alpha die Sache bereits sanktioniert hatte.
Verdammt! »Tyler, ich will nicht weg. Ich will bleiben und kämpfen! Mein Platz ist hier bei meinem Rudel. Ich will nicht behütet werden wie ein zerbrechlicher Gegenstand.«
Die Türen des Trucks sprangen auf, und ein halbes Dutzend fremder Wölfe in menschlicher Gestalt rannte auf uns zu. Es blieb keine Zeit, um sich einen Plan zurechtzulegen. Keine zwei Sekunden, und sie hätten uns erreicht.
Tyler stieß mich hinter sich, um mich mit seinem Körper zu decken. Dabei schubste er mich auf Rourke zu und schrie: »Hau ab! Hau zum Teufel noch mal ab, solange du noch kannst!«
»Nein! Ich will kämpfen. Lass mich dir helfen!«, rief ich. »Ich kann kämpfen!«
»Nein!« Nein. Er schaltete auf mentale Kommunikation um. Jessica, bitte, du kannst es nicht! Du bist noch nicht für den Kampf geschult. Und ich kann dich nicht beschützen und gleichzeitig kämpfen. Du bringst uns nur beide in Gefahr, wenn du bleibst!
»Ich kann dich doch nicht im Stich lassen. Nein, niemals!« Ich kneife nicht, hast du mich verstanden?
Tyler ignorierte mich und starrte Rourke an. »Bring sie hier weg, Katze! Außer dir ist niemand mehr da. Aber fass sie bloß einmal falsch an, dann, das schwöre ich dir, reiße ich dich mit bloßen Händen in Stücke! Hast du verstanden? Ich schwöre es bei meinem Leben!« Tyler sah wieder mich an. »Geh, Jess, das ist ein Befehl! Los jetzt!«
Zur Antwort drehte der Motorradmotor hoch. Reifen quietschten hinter mir. Doch ehe Rourke bei mir war, riss ich mich von Tyler los, der mich Rourke entgegenstoßen wollte, und zog blitzschnell beide Wurfmesser aus meinen Ärmeln.
Vornübergebeugt brachte ich mich in Wurfposition. Ohne das geringste Zögern warf ich die Messer auf die beiden angreifenden Wölfe, die uns am nächsten waren. Die eine Klinge durchbohrte mit einem befriedigend satten Laut die Luftröhre des einen Wolfes, ein Volltreffer. Der Getroffene ging zu meiner großen Genugtuung auch gleich zu Boden. Die andere Klinge jedoch verfehlte ihr Ziel. Sie bohrte sich in die Schulter des zweiten Angreifers, ohne dabei großen Schaden anzurichten. Es hielt ihn nicht auf, sondern brachte ihn nur noch mehr in Rage. Kurz blieb er stehen, um sich das Messer herauszureißen, und knurrte bösartig.
Jetzt geht’s los. Meine Wölfin
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