Vollstreckung - Sturm, A: Vollstreckung
klang, als sei er reichlich unbesorgt. Er bewegte sich nicht wie ein Jäger auf der Pirsch, dabei musste ihm doch klar sein, dass sie auf ihn lauerte. Sollte eine andere Person das Haus durchsuchen? Adinas Gedankengang wurde durch das erneute Klirren der Kette abrupt unterbrochen. Ein weiterer Mensch hatte sich Zutritt verschafft und war vermutlich mit seinem Fuß an die im Weg liegende Kette gestoßen. An einen zufälligen Besuch glaubte Adina nicht
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Sie hatte viel Zeit in diesem Haus verbracht. In der gesamten Zeit waren nur zweimal Menschen in ihr Revier eingedrungen. Das erste Mal handelte es sich um Fotografen, die auf der Suche nach spektakulären Motiven waren. Sie blieben nicht lang und sie machten einen enttäuschten Eindruck, als sie gingen. Beim zweiten Mal kam ein junges Pärchen, das für die Erfüllung seiner Lust nach einem stillen Ort Ausschau hielt. Adina wollte vermeiden, dass die beiden öfter zu diesem Zweck kamen. Deshalb erzeugte sie mithilfe einer Tür unheimliche Geräusche, woraußiin die Zwei fluchtartig das Haus verließen. Es tat ihr zwar leid, die beiden bei ihrem Akt zu stören, aber sie konnte keine Gäste gebrauchen
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Adina wurde unruhig. Wenn ihr Gegner in Begleitung eines Kumpans war, würde das ihren Plan extrem verkomplizieren, wenn nicht gar undurchführbar machen. Es könnte sich aber auch um einen Polizisten handeln, der auf ihre Spur gekommen war
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Aber ganz gleich, wer die zweite Person war, sie war nicht geloillt, auf eine andere Person als ihren Feind zu schießen
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Sie hatte keine Wahl. Sie musste in ihrem Versteck ausharren und hoffen, die Situation zu ihrem Vorteil zu gestalten. Fliehen konnte sie nicht, da durch die eingedrungenen Personen der Fluchtweg versperrt war. Adina merkte mit Schrecken, dass ihr Hinterhalt für sie selbst zur Falle geworden war
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Steffen Dahlmann stand wie erstarrt vor Frau Jacob. Er glaubte, sich verhört zu haben. Frau Jacob musste seinem Mienenspiel die Überraschung angesehen haben, denn sie sah ihn erstaunt an und sagte: »Vielleicht kennen Sie ihn ja doch nicht. Es gibt sicher mehrere Gerichtsmediziner. Dr. Bretschneider ist ein alter Bekannter von mir. Er war das Wunderkind an der Universität. Zwar habe ich mein Pharmaziestudium erst mit Ende zwanzig begonnen, trotzdem haben wir im selben Jahr unseren Abschluss gemacht, obwohl er elf Jahre jünger ist als ich. Ich habe mich dann als Apothekerin selbständig gemacht und er machte nach dem Studium seinen Doktor. Aber ich langweile sie sicher?«
»Nein, nein. Sprechen sie ruhig weiter, dass interessiert mich sehr.« Steffen war tatsächlich ganz Ohr. Er hatte sehr wohl Karins misstrauischen Blick wahrgenommen, als Sandra von Dr. Bretschneiders Mitwirkung bei ihrer Recherche berichtete.
»Na ja«, sagte Frau Jacob verlegen lächelnd, »eigentlich war es das schon. Ich habe wie immer alles gleich auf einmal erzählt, ohne zu überlegen, ob es Sie überhaupt interessiert.«
»War es Zufall, dass Dr. Bretschneider Sie heute aufsuchte, oder kommt er Sie regelmäßig besuchen?«, fragte Steffen, der auf einmal keine Eile mehr hatte, das Haus der Apothekerin zu verlassen.
»Dr. Bretschneider bezieht alle Medikamente und Substanzen, die er benötigt in meiner Apotheke. Aber wenn Sie so direkt fragen, bei uns zu Hause war er schon viele Jahre nicht mehr. Er kam, weil er ein Mittel dringend benötigte. Ich bewahre solche Substanzen natürlich nicht in der Wohnung auf, schon wegen meiner Tochter. Ich bot ihm an, das gewünschte Mittel aus der Apotheke zu holen, aber er meinte, es hätte eigentlich bis Montag Zeit. Wir plauderten noch ein Weilchen – ich muss gestehen, ich nutze jede Möglichkeit, den ungeliebten Schreibkram vor mir her zu schieben – und verabredeten, dass er die Substanz am Montag abholen lässt.«
Steffen nickte nur.
Nun war es an Frau Jacob, Steffen misstrauisch zu mustern. »Hat Dr. Bretschneiders Besuch irgendeine Bedeutung für Sie?«
Steffen hob abwehrend die Hände. »Nein, aber Sie hatten recht, ich kenne Dr. Bretschneider gut. Ohne seine Fachkompetenz wäre unsere Arbeit um einiges schwerer. Kannte er Frau Mahler?«
»Mario kam nie persönlich in die Apotheke, um seine Bestellungen abzuholen. Er schickte immer einen Assistenten.« Frau Jacob grinste schief. »So gut möchte ich es auch einmal haben, ich muss mich immer selbst um meine Besorgungen kümmern. Aber ich schweife schon wieder ab. Ich habe ihm heute von Adina erzählt, er sagte, dass er sie nicht
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