Vollstreckung - Sturm, A: Vollstreckung
anerkennend: »Gute Arbeit.« Dann sah sie sich gemeinsam mit Sandra im Haus um. Alles war peinlich sauber und ordentlich.
»Hier sieht es gar nicht nach Junggesellenhaushalt aus«, bemerkte Sandra.
»Das ist ein Vorurteil. Ich habe schon mehrere von allein lebenden Männern bewohnte Räume gesehen, die ähnlich aussahen. Aber hier ist es mehr als ordentlich. Schau mal, die Bücher sind nach Größe und Farbe sortiert und die Sessel sind auf Kante mit dem Tisch ausgerichtet. Das ist nicht ordentlich, das ist zwanghaft. Aber wie auch immer, es hilft der KTU sehr. Der Mörder hat diese Räume scheinbar gar nicht betreten.«
Denselben Eindruck vermittelte nach der Stube auch das Schlafzimmer, das Bett war ordentlich gemacht und auch hier keine Spur von Unordnung. Als die beiden Beamtinnen die Küche betraten, wurde ihnen klar, an welchem Ort der Bewohner seine letzten Minuten verbracht hatte. Eine gemütliche Essecke im Bauernstil, die aufgeschlagene Zeitung und das Frühstück auf dem Tisch sprachen Bände. Auch hier keine Spur von einem Eindringling.
Von der Haustür bis zur Kellertreppe wiesen Schleifspuren darauf hin, dass das Opfer an der Tür von dem Angreifer überrascht und danach zum Keller gezogen wurde.
Sandra fasste kurz ihre Beobachtungen zusammen: »Wir müssen noch die Spurenauswertung der KTU abwarten, aber für mich stellt sich der Tathergang folgendermaßen dar: Der Hausherr öffnet, wird außer Gefecht gesetzt, dann in den Keller gezerrt, dort gefoltert und schließlich getötet.«
»Und die Mühe, das Opfer in den Keller zu verfrachten, nahm der Mörder nur auf sich, damit es die Schreie dämpft«, ergänzte Karin.
»Gesucht hat der Täter im Haus nichts. Sollte ein Raubmord vorliegen, hat er den Ort, an welchem sich der Gegenstand seines Verlangens befindet, aus dem Opfer herauspressen wollen«, sagte Sandra, die aber genauso wenig wie Karin an einen Raubüberfall glaubte.
Die beiden Beamtinnen mussten den Hauseingang nun räumen, da zwei Träger die verhüllte Leiche aus dem Haus trugen. Hinter der Trage kam Dr. Bretschneider gelaufen, der sie keine Sekunde aus den Augen ließ.
»Unser Doktor sieht ja richtig begeistert aus«, sagte Sandra, nachdem der Aufzug vorüber war, zu Karin.
»Das ist seine Welt. Dr. Bretschneider ist nicht ohne Grund sehr gut in seinem Job. Die Forensik ist nicht nur sein Beruf, es ist seine Berufung. Er sieht jede Obduktion als Herausforderung an. Er hat den Ehrgeiz, bei der Untersuchung eines Mordopfers kein Detail zu übersehen, um Ergebnisse zu liefern, die es uns ermöglichen, den Täter zu fassen. Er verabscheut Gewalt, und so will er seinen Beitrag leisten, damit den Opfern Gerechtigkeit widerfährt. Bei diesem Fall scheint er etwas entdeckt zu haben, was ihm bisher noch nicht begegnet ist und er ist süchtig nach neuem Wissen.«
In diesem Moment fuhr ein Streifenwagen vor, und noch bevor er richtig hielt, sprang Jan schon aufgeregt heraus und eilte zu den beiden Kommissarinnen.
»Ihr werdet nicht glauben, was vorgefallen ist«, keuchte
»Kommt ganz darauf an. Nun erzähl schon!«, sagte Sandra.
»Also, im hiesigen Polizeirevier ging ein anonymer Anruf ein, dass eine bewusstlose Frau in der Nähe eines Feldweges liegt. Es wurde eine detaillierte Wegbeschreibung mitgeliefert und auch der Hinweis gegeben, mit welchem Mittel sie betäubt wurde. Ich war mit dabei, als man sie fand. Und jetzt kommt es: Sie lag in einem Schlafsack, exakt an der angegebenen Stelle und unter den Kopf hat man ihr sogar ein Kopfkissen gelegt.«
Die beiden Frauen und auch Steffen Dahlmann, der sich dazu gesellt hatte, staunten nicht schlecht.
»Das ist ein Service«, sagte Sandra. »Sollte ich einmal überfallen werden, möchte ich das auch.«
»Bei der Aufgefundenen handelt es sich um die Postbotin. Die Streifenpolizisten kennen sie. Sie ist schon auf dem Weg ins Krankenhaus«, beendete Jan seinen Bericht.
Karin dachte kurz nach, dann sagte sie: »Mackie, du fährst am besten gleich ins Krankenhaus. Sobald die Postbotin ansprechbar ist, befragst du sie. Steffen, dich bitte ich, die Nachbarn des Opfers zu befragen. Weitere Entscheidungen treffe ich jetzt nicht mehr. Das ist die zweite laufende Mordermittlung, da muss Haupt entscheiden, wer an welchem Fall arbeitet.«
Sandra, die auf einmal sehr nachdenklich wirkte, sagte kurz: »Ich fahre jetzt ins Revier, ich muss dringend etwas überprüfen.«
»Gut«, sagte Karin. »Ich fahre auch dorthin, am Telefon will ich das Problem
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